Ingolstadt
"Die Kommunikation ist gleich null"

Der Betreiber des Hotels Rappensberger will Informationen über die Zukunft des Hauses, die Belegschaft einen neuen Job

12.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:57 Uhr

Er weiß von nichts: Stefan Wild, Geschäftsführer der Betreiber GmbH des Rappensberger, kann den Mitarbeitern des Traditionshotels nicht sagen, wie es weitergeht - Foto: Archiv

Ingolstadt (DK) Wie es mit dem Hotel Rappensberger weitergehen wird, bleibt weiter unklar. Falls es Besitzer Georg Geberl weiß, behält er es für sich. Sicher ist nach wie vor nur, dass der Hotelbetrieb am 30. Juni eingestellt werden wird. An diesem Plan hält Geberl auch fest, nachdem der Verkauf des Traditionsbetriebs an die Canisiusstiftung Ende vergangenen Jahres geplatzt ist.

Gerüchten, das Gebäude sei bereits an einen anderen Interessenten verkauft worden, widerspricht das Amtsgericht. Im Grundbuch ist kein neuer Besitzer eingetragen, wie der DK gestern auf Nachfrage erfuhr.

Dennoch wird in der Stadt weiter spekuliert. „Sie glauben gar nicht, was man uns alles über die Zukunft des Hauses erzählt“, sagt Stefan Wild, der Geschäftsführer der Hotelgast GmbH, die das Haus betreibt. Man merkt schnell, dass er mit seiner Unwissenheit alles andere als zufrieden ist. „Es ist das gute Recht von Herrn Geberl, das Haus zu verkaufen, aber die Kommunikation ist gleich null. Das ist äußerst ungut für das Geschäft“, befindet Wild. Angeblich wolle sich Geberl „Mitte Januar“ zur Zukunft des Rappensberger äußern. Das sei „auch bitter nötig“, findet der Geschäftsführer. „Bleibt diese Unsicherheit bestehen, erleben wir hier Ostern nicht mehr“, prophezeit er. Es sei „höchste Zeit für einen Eigentümerwechsel“. Besonders schlimm sei die Ungewissheit für die Angestellten des traditionsreichen Hauses. Auch die wollten von Wild regelmäßig wissen, wie es weitergeht. Er kann ihnen aber keine Antwort geben. Mittlerweile rät Wild Kollegen, die ein gutes Angebot von außerhalb haben, zum Jobwechsel. „Das tut mir in der Seele weh, die besten Leute Ingolstadts so zu behandeln“, sagt er. Viele Mitarbeiter würden lieber bleiben, wenn es einen Funken Hoffnung gäbe, dass der Hotelbetrieb unter einem neuen Besitzer aufrechterhalten bleibt.

Das allerdings ist nicht gesagt. Für das Gebäude waren schon ein Seniorenheim und Studentenwohnungen im Gespräch. Zuletzt wurde über eine Investorengruppe gemunkelt, die das Hotel übernehmen will. „Davon weiß ich nichts“, sagt Wild. „Ich würde mir ein Loch in die Mütze freuen, wenn es so wäre, aber mit mir redet ja keiner.“ Stattdessen sei er bemüht, nicht jedem der zahlreichen Gerüchte in der Stadt Gehör zu schenken. „Sonst dreh ich hier noch durch.“

Für die Belegschaft des Hotels sind solche Diskussionen ohnehin rein akademisch. Die Mitarbeiter sind längst gekündigt und auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber. Immerhin ist die Ausbildung der Azubis gesichert. Bei der Vermittlung der angehenden Hotelfachleute, Köche, Hotelkaufmänner und -frauen in andere Betriebe hilft die Industrie und Handelskammer (IHK). Ein Treffen der Geschäftsführung des Hotels und den Experten der IHK hat am Mittwoch stattgefunden. „Bis auf drei haben wir bereits alle in neue Stellen vermittelt“, berichtet Helga Hieblinger, die stellvertretende Leiterin der IHK-Geschäftsstelle in Ingolstadt. Insgesamt werden im Hotel Rappensberger derzeit 15 junge Leute ausgebildet. Sieben von ihnen werden vor der Schließung des Hotels im Juni ihre Abschlussprüfung machen.

Für die anderen ist Helga Hieblinger von der IHK auf der Suche nach Alternativen. „Ich habe alle unsere Ausbildungsunternehmen angerufen“, sagt sie. Dabei sei sie auf große Resonanz gestoßen, da die Ausbildung im Rappensberger unter den Kollegen einen guten Ruf genieße. Deswegen ist sie sicher, auch die letzten drei Auszubildenden bald vermittelt zu haben. Noch sind die Anschlussverträge nicht unterzeichnet, so Hieblinger. „Der Betrieb im Rappensberger muss ja noch bis Juni aufrechterhalten bleiben.“ Was dann passiert, darüber kann weiter nur spekuliert werden.