Ingolstadt
Die Ingolstädter Schwebe-Bahn

Per Schwertransport tritt die Dampflok 98 507 vom Hauptbahnhof eine Reise an ihre alte Wirkungsstätte an

29.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:05 Uhr

Kommt eine Lok geflogen: In der Nacht auf Mittwoch ist die 110 Jahre alte Dampflok vor dem Ingolstädter Hauptbahnhof abtransportiert worden. Bis August ist sie Teil der Jubiläums-Ausstellung bei der Feier „125 Jahre Sulztalbahn“ in Greißelbach bei Neumarkt - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Die historische Dampflok, die seit 45 Jahren am Hauptbahnhof Ankommende in Ingolstadt begrüßt, hat noch einmal eine Reise angetreten. Sie macht einen Ausflug in die Oberpfalz, wo sie einst ihren Dienst verrichtete. Dazu ging sie in der Nacht auf Mittwoch zunächst einmal in die Luft.

Gemessen an ihrer Dienstzeit ist die Fahrt für die Ingolstädter Lok keine große Sache. Seit ihrer Konstruktion im Jahr 1903 hat sie rund 1,5 Millionen Kilometer zurückgelegt, verrät das Informationsschild am Hauptbahnhof. Bis zum Jahr 1960 dampfte die Lok zwischen Greißelbach und Freystadt hin und her. Die Strecke war ein Abzweig der heute längst stillgelegten und abgebauten Sulztalbahn, die ab 1888 die Städte Neumarkt und Beilngries verband und später bis nach Dietfurt verlängert wurde. 36 000 Goldmark zahlte das Königreich Bayern seinerzeit der Firma Krauss & Co. Maschinenfabrik in München für die Lok, die von den Fahrgästen liebevoll „Freystädter Bockerl“ genannt wurde. Den Ersten Weltkrieg überstand sie unbeschadet, im Zweiten bot die langsame Lokomotive mit ihrer Spitzengeschwindigkeit von gerade einmal 45 Kilometern in der Stunde ein leichtes Ziel bei Fliegerangriffen. Kessel und Führerhaus wurden durchsiebt, später notdürftig geflickt.

Eisenbahnfreunde denken noch heute gerne an die Zeit zurück, in der ihre 98 507 „bei der Erschließung der ländlichen Gegenden Bayerns unverzichtbare Dienste leistete“, wie es auf der Infotafel heißt. Zeitweise war sie auch als Rangierlok am Nürnberger Hauptbahnhof im Einsatz, bevor sie im Juli 1960 vom Betriebswerk Nürnberg außer Dienst gestellt wurde. Da es im Verkehrsmuseum der Stadt keinen Platz für sie gab, nahm sie vor genau 45 Jahren, im Mai 1968, ihren Platz am Ingolstädter Hauptbahnhof ein. Eine Diesellok schleppte die 39 Tonnen schwere Veteranin vom Ingolstädter Betriebswerk an ihren neuen Standort, nachdem die Löcher im Kessel zugeschweißt, die Achsen geschmiert und neue Fenster eingesetzt waren. „Aus München wurde ein Sandstrahlgerät herantransportiert, um den fingerdicken Rost von den Stahlplatten zu blasen“, schrieb der DONAUKURIER damals und zitierte den Oberamtmann Stoll mit den Worten: „Die Arbeiter haben mit wahrer Liebe die alte Lok wieder zusammengeflickt und angestrichen.“ Die Liebe der Ingolstädter zu dem historischen Gefährt ist in den vergangenen Jahrzehnten kaum erkaltet und so fanden sich in der Nacht auf Mittwoch dann etliche Eisenbahnfreunde ein, um zuzusehen, wie ihre Dampflok von einem mächtigen Kran in die Höhe gehoben wurde und auf einen Schwertransporter schwebte. Der brachte die Lok an ihre alte Wirkungsstätte zurück.

Dort soll sie der Star des Bahnhoffestes werden, mit dem am Sonntag unter anderem am ehemaligen Bahnhof von Greißelbach das Jubiläum „125 Jahre Sulztalbahn“ gefeiert wird. Dort wird sie übrigens die Bekanntschaft einer weiteren ausrangierten Schwebebahn machen: Der Transrapid ist ebenfalls auf dem Firmengelände des Bauunternehmens Max Bögl bei Neumarkt ausgestellt. Voraussichtlich im August wird die 98 507 wieder ihren Platz in Ingolstadt einnehmen.