Ingolstadt
Die Ersten in Deutschland

Sparkasse erhält Ludwig-Erhard-Preis – Vorstandschef Seehofer im Gespräch

19.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:50 Uhr
Dieter Seehofer, Vorstandschef der Sparkasse Ingolstadt −Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Die Sparkasse Ingolstadt ist als erstes Kreditinstitut in Deutschland mit dem Ludwig-Erhard-Preis ausgezeichnet worden. Für Vorstandschef Dieter Seehofer waren dafür ein konsequentes Qualitätsmanagement und eine „menschenzentrierte Sichtweise“ die wichtigsten Kriterien.

„Eine Unternehmenskultur entwickelt man nicht von heute auf morgen“, sagte Seehofer im Gespräch mit dem DONAUKURIER. Weil er sich diesbezüglich aber als „Kulturfetischist“ sehe, sei er überzeugt, dass gerade im Dienstleistungssektor die Mitarbeiter „innerlich glühen“ müssten für ihren Job. Denn „wenn die Mitarbeiter mit schlechter Stimmung hinter dem Schalter stehen, dann werden sie nicht mit leuchtenden Augen dem Kunden im Vertrieb begegnen“.

Weil es zudem in der Kreditwirtschaft „keinen Patentschutz“ für Produkte gebe, müsse man versuchen, über Qualität die Kunden bei der Stange zu halten oder für sich zu begeistern. Seit 2003 habe das Qualitätsmanagement bei der Sparkasse Ingolstadt deshalb einen besonders hohen Rang, was letztlich auch in dem renommierten Ludwig-Erhard-Preis, der für ganzheitliche Managementleistungen vergeben wird, gegipfelt habe.

Qualität sei aber gerade für das öffentlich-rechtliche Institut kein Selbstzweck. Denn trotz aller Bemühungen könne die Sparkasse Ingolstadt als flächendeckender Anbieter nicht das preisgünstigste Kreditinstitut sein, weil es ein dichtes Geschäftsstellennetz mit vielen Mitarbeitern – insgesamt etwa 800 – vorhalte. Seehofer: „Wir haben das Modell nicht mitgemacht, um irgendwann einen Preis zu gewinnen, sondern um permanent besser zu werden. Wenn wir aber jetzt den Vorreiter in der deutschen Kreditwirtschaft spielen dürfen, dann macht mich das auch ein Stück weit stolz“.

Dass es Beschwerden gab wegen der kürzlich erfolgten Gebührenerhöhung für die Führung eines Girokontos, auf dem der Kunde nicht durchschnittlich mindestens 1500 Euro liegen habe, könne er „menschlich nachvollziehen“, so Seehofer. Gerade bei Menschen, die nicht so viel Geld auf die Seite bringen könnten.

Es sei ihm auch klar, dass Gebühren rund ums Girokonto den „politisch brisantesten Preis“ darstellten. Aber zum einen gebe es für die Kunden, die Überweisungen per Online-Banking tätigten, sich selbst elektronisch Kontoauszüge erstellten und eben 1500 Euro oder mehr auf dem Konto hätten, nach wie vor Kostenfreiheit „ohne Wenn und Aber“. Zum anderen sei „eine gewisse Preisanpassung ein marktwirtschaftlicher Mechanismus“. In diesem Zusammenhang betont Seehofer, dass ja auch Geldautomaten etwas kosten würden, und die Sparkasse Ingolstadt beschlossen habe, dass sie auch noch die nächste Generation von Automaten vorhalten werde, was nicht mehr alle Sparkassen tun würden.

„Aus Respekt vor den älteren Mitbürgern“ werde das Institut natürlich auch weiterhin „nicht die Kassen zusperren“. Gleichzeitig „müssen wir uns in der Mentalität hochrüsten“, so der Sparkassenchef. Denn wenn jüngere Kunden mit allen technischen Möglichkeiten ausgestattet seien, müssten sich auch die Mitarbeiter damit auskennen. „Wir sind ein Traditionsunternehmen und eher konservativ, aber wir müssen den Kunden auf dem Kanal abholen, auf dem er sich auf die Sparkasse zubewegt“.

Insgesamt sieht Seehofer sein Haus „bei der Bepreisung am Markt gut dabei“. Denn schließlich würden ja nicht unzählige Kunden wegen der Gebührenerhöhung ihre Konten auflösen.

Auf lange Sicht gibt es für Seehofer „keine Alternative dazu, sich so aufzustellen, dass man nachhaltig überdurchschnittlich ist“. Weil die Sparkasse Ingolstadt aber ihre Hausaufgaben gemacht habe, wofür nicht zuletzt der Ludwig-Erhard-Preis ein Indiz sei, „können wir mit ruhiger Hand weitermachen“. Dennoch mahnt Seehofer bei den Mitarbeitern permanente Leistungsbereitschaft an: „Wir sind ein Wettbewerbsunternehmen, nicht mehr Opas Sparkasse. Die ist tot“.