Ingolstadt
Der rote Manni feiert

Manfred Schuhmann wird heute 75 Jahre alt 45 davon sitzt der SPDler im Stadtrat

21.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:27 Uhr

Für viele Späße zu haben: Auf einer Moskaureise einer Stadtratsdelegation demonstrierte Genosse Manfred Schuhmann den richtigen Salut. Mit Kanzler Gerhard Schröder genoss der Landtagsabgeordnete ein Weißbier und 1975 an der Seite von OB Peter Schnell das Ingolstädter Kinderfest. - Fotos: DK-Archiv

Ingolstadt (DK) Den runden Geburtstag vor fünf Jahren feierte er groß mit Freunden und Weggefährten, den heutigen Halbrunden setzt Manfred Schuhmann dagegen aus. Der am längsten amtierende Ingolstädter Stadtrat hat sich in den Kurzurlaub begeben. Über seine politische Zukunft hat er längst entschieden.

Vielleicht ist es auch eine kleine Auszeit vom aktuellen Politzirkus in Ingolstadt. Das Laute, das Krachende, die bedingungslose Konfrontation, einfach um der Konfrontation willen. Das war und ist nicht das Seinige. Er sei wohl "zu harmoniebedürftig", sagte Manfred Schuhmann immer wieder. Und das hat nichts mit seinem Alter von seit heute 75 Jahren zu tun. "Ich war von Anfang an gegen jeglichen Fanatismus und gegen das Eifertum", sagt der Jubilar. Er sagt es aktuell noch viel mehr, wenn er ergänzt, es sei "für mich sehr befremdlich, was sich im Stadtrat entwickelt hat".

Genosse Schuhmann erlebt die Situation im Stadtrat als "sehr angespannt", so sehr wie vielleicht noch nie in seinen 45 Jahren in dem Gremium. Als Peter Schnell 1972 der Oberbürgermeister wurde, kam der Gymnasiallehrer in den Stadtrat und gehört ihm seitdem ohne Unterbrechung an. Es habe sich "was hochgeschaukelt". Die enge Verbindung zwischen der Rathauskoalition CSU und Freie Wähler, "die sich zum Vollstrecker und Mittel fürs Grobe entwickelt haben". Und dazu die geschlossene Opposition auf der anderen Seite, mit der Bürgergemeinschaft als Triebfeder, deren Entwicklungsgeschichte mit vielem Eifern ja auch bekannt sei. Und jetzt: "Naturwissenschaftlich gesehen ist es logisch: Actio und Reactio", erklärt Schuhmann, der eigentlich in Zeitgeschichte promoviert hat. Auf eine Reaktion folgt eine Gegenreaktion.

Aber nicht mit ihm. "Ich bin ein Mann des Ausgleichs. So sehe ich mich auch." Eine Rolle, die er auch ausfüllen möchte. "Ich glaube, ich habe auch einen Ruf und werde von allen respektiert", glaubt er. Beständigkeit ist sein Markenzeichen. Neben seinen 45 Jahren im Stadtrat und 17 im Landtag (1986 bis 2003) war er 21 Jahre lang der ERC-Präsident (jetzt Ehrenpräsident), 12 Jahre Vorsitzender des Bundes Naturschutz (und Gründungsmitglied der Kreisgruppe), 12 Jahre Chef des Freundeskreises der Georgier, 13 Jahre lang Vorsitzender des Evangelischen Bildungswerks - und vieles mehr. Seit 1963 ist der rote Manni schon in der SPD, war auch Juso-Vorsitzender. "Schon damals habe ich einen Bahnhalt für Audi gefordert. Da haben die alle gesagt: Der spinnt total!" Sein größter Sieg "und größter Stolz", wie er lachend berichtet, war die Initiative "Kultur gegen Kanonen" gegen die ausufernden Besitzansprüche des Bayerischen Armeemuseums im Klenzepark. Zu den größten Enttäuschungen zählt, dass der Kavalier Dallwigk nicht für das Europäische Donaumuseum, für das Schuhmann im Freundeskreis ebenfalls viele Jahre gekämpft hat, genutzt wird. Das Digitale Gründerzentrum kommt in den Festungsbau an der Donau.

Bliebe zum 75. Geburtstag noch eine Frage, die auf der Hand liegt: Was ist mit 2020, der nächsten Kommunalwahl? Schuhmann überlegt nicht lange. "Wenn ich gesund bleibe, kann ich es mir durchaus vorstellen." In der SPD gebe es sogar ein Drängen: "Du musst wieder antreten!"