Ingolstadt
Der ganz große Kreisverkehr

Stadtrat Robert Bechstädt will mit einer Ringlinie für Busse dem "Chaos auf den Straßen" begegnen

24.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:04 Uhr

 

Ingolstadt (DK) SPD-Stadtrat Robert Bechstädt hat einen Plan erarbeitet, der den Linienbusverkehr deutlich verbessern soll. Er schlägt einen Ringschluss vor, der über acht Knotenpunkte mit allen Linien der INVG verbunden ist. Die Strecke würde über die Staustufe führen, aber nicht über die Antoniusschwaige.

Im Traum kurven Verkehrsteilnehmer in weitem Bogen um das Chaos herum. Und an allen Nadelöhren vorbei. Die SPD will diese kühne Vision für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) verwirklichen. Traumhaft Bus fahren also, zumindest, wenn man dem Plan des Stadtratsmitglieds Robert Bechstädt folgt, den er jetzt präsentiert hat. Er schlägt eine Ringroute durch die Stadt vor, die an acht Knotenpunkten mit allen anderen Linien der INVG verbunden ist. Nach Bechstädt ginge die Fahrt von den Anschlussstellen „radial“ Richtung Innenstadt weiter. Der Sozialdemokrat spricht von einer „Offensive gegen das Verkehrschaos“. Eine weitreichende Strukturreform im Streckenplan tue not, findet er, denn ein beliebter ÖPNV wirke der täglichen Infarktgefahr auf den Straßen effektiv entgegen.

Auf der Ringlinie ginge es, um im Westen zu beginnen, vom Klinikum über den Westpark und den Hochkreisel in das Güterverkehrszentrum, dann weiter zu Audi und auf der Theodor-Heuss-Straße sowie der Friedrich-Ebert-Straße über die Schillerbrücke via Asamstraße zum Hauptbahnhof und dann zum Schulzentrum Südwest. Von da – hier betritt Bechstädt Neuland – würden die Busse über die Donau-Staustufe fahren. Mit einer Verbindung zur Gerolfinger Straße und weiter zur Krumenauer Straße via Große Zellgasse und Sebastian-Kneipp-Straße wäre der Bogen zurück zum Klinikum geschlagen. Bechstädt: „Dieses Netz verbindet mehr Punkte schneller. Man spart viel Zeit.“

Die Idee mit der Ringlinie verfolge er schon seit zwei Jahren, erzählt der Lehrer. Es habe aber immer ein entscheidendes Stück gefehlt: die Donau-Überquerung im Westen. Bis zu diesem Sommer. Da bereitete die Stadt seinem Konzept quasi den Weg: OB Christian Lösel berichtete von dem Vorhaben, die Staustufe als Bustrasse auszubauen, um eine direkte Verbindung zwischen dem Nord- und dem Südwesten zu schaffen. So schloss sich der Kreis.

Bechstädts Plan unterscheidet sich an der Stelle in einem, wie er findet, entscheidenden Punkt: Die Stadt will die Busse von der Staustufe über die Antoniusschwaige leiten. Die kurze, schmale Straße, an der das Gasthaus liegt, müsse ohnehin saniert werden, hatte der OB im August erklärt. Bei dieser Gelegenheit könne man sie auch gleich verbreitern. Doch davon hält Bechstädt nichts, und zwar wegen der Einmündung der Straße von der Antoniusschwaige in die Gerolfinger Straße. „Da ist es viel zu eng!“ Das lasse sich auch nicht ändern, weil dort das Geburtshaus steht. Kommt man von der Antoniusschwaige, geht es geradeaus in die Degenhartstraße weiter. „Aber die ist auch eng und voller parkender Autos.“ Deshalb führt er seine Route westlich an der Schwaige vorbei, am Rand des Roten Grieses entlang bis zur Spitzlmühle. Hier würden die Busse in die Gerolfinger Straße einbiegen.

Etwa 600 Meter Straße müssten für das letzte Teilstück gebaut werden. „Dafür bieten sich zwei breite Feldwege an, die es da schon gibt. Das ist auf jeden Fall besser, als das Nadelöhr an der Antoniusschwaige weiter zu belasten“, argumentiert Bechstädt. Er hat sein System mit der kreisförmigen peripheren Linie und den Radiallinien Richtung Zentrum der INVG zur Begutachtung vorgelegt. „Die beiden Chefs sind zwar bei der CSU, aber ich glaube schon, dass sie als städtische Beamte meinen Vorschlag ernsthaft prüfen“, erklärt der Sozialdemokrat.

Eine wichtige Frage lässt er noch offen: Soll die Verbindung zwischen der Staustufe und der Gerolfinger Straße nur Linienbussen und Radfahrern vorbehalten bleiben, oder dürfen alle darauf fahren? Bechstädt weiß, dass das Probleme birgt. Stichwort Schleichverkehr durch das Westviertel Richtung Ringstraße. Anwohner berichten schon jetzt von wahren Autokolonnen mit auswärtigen Kennzeichen, die sich vor allem morgens über die Große Zellgasse, den Probierlweg und die angrenzenden Wohnstraßen durchschlängeln, obwohl die Induktionsampeln an den Einmündungen in die Westliche Ringstraße bei jeder Grünphase immer nur wenige Fahrzeuge passieren lassen.

Busstraße oder freie Fahrt für alle? Die Antwort auf diese Frage will Robert Bechstädt, sollte es einmal so weit kommen, den Fachbehörden überlassen. „Da bin ich eher leidenschaftslos. Aber mit einer reinen Busstraße könnte ich schon leben.“