Ingolstadt
Der fehlende Durchblick

Bei den Eishockey-Fans herrscht dicke Luft wegen der neuen Fangnetze in der Saturn-Arena

11.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:15 Uhr

Ein Ärgernis aus Sicht der Fans sind die neuen Puckfangnetze hinter den Toren der Saturn-Arena. Weil deren Fäden dicker sind, verschlechtert sich der Durchblick deutlich - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Heute startet die Eishockeysaison für den Deutschen Meister, am Sonntag dann haben die Panther ihr erstes Heimspiel. Dem Spielzeitstart fieberten viele Fans des ERCI mit Ärger im Bauch entgegen. Ihnen ist der Durchblick verloren gegangen, seit neue Fangnetze in der Saturn-Arena hängen.

Das Epizentrum des Grolls ist in den Blöcken E, F und G zu finden, auf den Stehplatzrängen in der ERC-Fankurve. Seitdem das Puckfangnetz hinter den Toren ausgetauscht worden ist, habe sich der Blick deutlich verschlechtert, klagten dutzende Fans nach den Vorbereitungsspielen. „Es gibt sehr zahlreiche Beschwerden“, sagt die Fanbeauftragte Petra Vogl, die Ansprechpartnerin für solche Anliegen ist und diese weiterleitet. 30 E-Mails seien „in der Kürze der Zeit“ allein bei ihr persönlich eingegangen, „mündlich natürlich noch viel, viel mehr Beschwerden“, so die Fanvertreterin. „Das ist ein absolut großes Thema in Fankreisen.“ Manche hätten sogar gedroht, in Zukunft auf eine Dauerkarte zu verzichten, wenn die Sicht weiterhin so schlecht sei.

Schuld an dem fehlenden Durchblick sind 0,7 bis 0,8 Millimeter. Umso viel stärker sind die beiden neuen Fangnetze im Vergleich zu den Vorgängermodellen, die seit der Eröffnung der Arena im Jahr 2003 hingen. „Daran waren deutliche Verbrauchsspuren zu sehen“, erklärt Thomas Hehl die Notwendigkeit des Austausches. Die Kosten lagen im vierstelligen Euro-Bereich. Als Geschäftsführer der Stadtwerke Freizeitanlagen GmbH ist Hehl der Chef über die Saturn-Arena. Ihm ist die Aufregung natürlich nicht verborgen geblieben. Über den ERC Ingolstadt sind die Beschwerden bei ihm aufgeschlagen. Hehl hat sich selbst davon überzeugt und muss in Sachen Durchblick inzwischen sagen: „Ja, es ist eine Veränderung da.“ Die an sich minimale Vergrößerung des Netzfadens ergibt im Gesamtüberblick eine deutlich schlechtere Sicht. Die Netzsache sei, so sagt Hehl, „ein schwieriges Thema, das wir gerne lösen würden“. Doch so einfach gehe das nicht.

Wie Hehl erklärt, ist die Anzahl der Hersteller für die Fangnetze „überschaubar“, die Auswahl also sehr begrenzt. Denn es gebe eben zahlreiche Vorschriften zu beachten: zu den Regeln des Eishockey-Weltverbandes IIHF oder auch zur TV-Tauglichkeit. Und über allem schwebe: „Sicherheit steht an oberster Stelle“, sagt Hehl.

Das Netz sei außerdem „baugleich“ mit denen, die in Arenen in Mannheim, Hamburg, Köln und anderswo verwendet würden. Wenngleich Hehl auch weiß, dass die Zuschauer dort durch die Hallengrößen vielleicht weiter entfernt vom Netz oder durch die Schräge der Tribünen einen anderen Winkel für den Blick haben. „Das kann ich bei uns natürlich nicht mehr ändern“, sagt der Arena-Chef, der aber Verhandlungsbereitschaft verspricht. „Wenn sich eine Möglichkeit ergibt, wenn etwas auf dem Markt ist, dann gerne.“

Die Fans werden auch nicht lockerlassen, kündigt die Fanvertreterin Vogl an: „Wir wollen es nicht so hinnehmen.“ Möglicherweise starten sie eine Unterschriftenaktion. Auch wenn sie dem Arena-Betreiber keine böse Absicht unterstellen wollen, so glauben sie doch, dass Druck etwas bewegen kann: In Nürnberg seien heuer im Mai ebenfalls die Pucknetze mit ähnlichen Folgen ausgetauscht worden, berichtet Vogl. Nach den Klagen der Fans habe der dortige Hallenbetreiber schnell andere Netze mit Durchblick gefunden. Die ungeliebte Variante hängt nun in der Nürnberger Trainingshalle.