Ingolstadt
Der Zenit ist überschritten

Nach vier mehr als üppigen Jahren muss Ingolstadt wohl mit deutlich weniger Gewerbesteuer auskommen

20.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:58 Uhr

An Großbaustellen wie diesen mangelt es in Ingolstadt nicht. Das über 20 Millionen Euro teure Sportbad an der Jahnstraße ist nur eines von vielen ehrgeizigen Projekten, die sich die Stadt leisten kann. Vorerst ist die Finanzierung der Investitionen aus Rücklagen noch kein Problem - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Schon zu Beginn der Wahlperiode denkt der Kämmerer historisch. „Was wir in den letzten drei, vier Jahren hatten, wird man später als die goldenen Jahre Ingolstadts bezeichnen“, beschreibt Bürgermeister Albert Wittmann die Finanzsituation, als stünde er bereits kurz vor dem Ruhestand.

Steuereinnahmen wie 2011 bis 2014 habe es „in der Geschichte der Stadt noch nie gegeben“, sagte der CSU-Politiker im Gespräch mit dem DK. Das war durchaus als Geleitwort zum Haushalt 2015 zu verstehen, der am 3. Dezember vom Stadtrat verabschiedet wird. Der erfahrene Finanzbürgermeister und der neue Oberbürgermeister haben gewissermaßen einen Schwur geleistet. Mit den Worten Wittmanns: „In dieser Wahlperiode wird die Stadt keine Schulden aufnehmen.“

Was die Verschuldung angeht, ist Ingolstadt tatsächlich in einer beneidenswerten Lage. Seit 2007 musste die Stadt keine neuen Kredite mehr aufnehmen, sondern konnte kontinuierlich ihren Schuldenberg abtragen. Auch 2015 soll es mit der Tilgung weitergehen, sodass dann nur noch eine Restschuld von 17,6 Millionen Euro übrig bleibt. „Aber auch bei den Tochtergesellschaften“, fügt Wittmann hinzu, „geht der Schuldenabbau weiter, am wichtigsten bei der IFG.“

Ein besonderes Phänomen des Ingolstädter Etats wird im nächsten Jahr ebenfalls erhalten bleiben, wie der Bürgermeister einräumt: Die Riesensumme von 75 Millionen für Bauinvestitionen kann rein technisch gar nicht „abgearbeitet“ werden. Ein großer Teil muss wieder ins übernächste Jahr verschoben werden.

Für Markus Reichhart (Freie Wähler) ist das ein absolutes „Luxusproblem“, wie er am Nachmittag in der Sitzung des Finanzausschusses bemerkte. Bei den Beratungen kamen durchaus einige bedenkliche Seiten der Haushaltsentwicklung zur Sprache. Unter anderem die, dass der Überschuss aus dem Verwaltungsetat langsam gegen Null schrumpft. Die sogenannte Zuführungsrate zum Vermögenshaushalt erreicht 2015 nur noch spärliche 1,8 Millionen Euro. „Wir werden im Verwaltungshaushalt über kurz oder lang ein Problem bekommen“, warnte CSU-Sprecher Hans Süßbauer, während Petra Kleine (Grüne) nichts davon hält, angesichts langfristiger Prognosen in „Angststarre“ zu verfallen.

Für skeptische Ausblicke des Kämmerers hat SPD-Fraktionschef Achim Werner ebenfalls nicht viel übrig. „Wir lassen uns nicht ins Bockshorn jagen“, erklärte er. Die Ertragsentwicklung des größten Gewerbesteuerzahlers Volkswagen gebe nämlich Anlass zu „vorsichtigem Optimismus“.

Die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt wird von Werner kritisch verfolgt. Da die Ausgaben beträchtlich angestiegen seien, forderte er eine genaue Aufstellung vom Presseamt. „Den Vorschlag finde ich sehr gut“, regte Christian Lange (Bürgergemeinschaft) an, die Tochterfirmen mit einzubeziehen.