Ingolstadt
Der Wochenendritter

Hansjörg Bauer, Chef der Stadtwache, belebt mit 700 Darstellern das Herzogsfest

24.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

Bereit für das Herzogsfest: Hansjörg Bauer von der Stadtwache - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Gestern Vormittag baute er – in legerer Straßenkleidung – noch Zelte beim Theaterparkplatz auf. Einige Stunden später ist er ein fast schon perfekter „kampferfahrener Ritter niedrigen Adels“ in blauer Gewandung und mit Schwert ausgestattet: Hansjörg Bauer ist einer von fast 700 Darstellern, die das Herzogsfest, das heute Abend beginnt, erst so richtig lebendig machen.

Der 55-jährige Polizeibeamte aus Ingolstadt ist Mitglied der Ingolstädter Stadtwache und schlüpft für die drei Tage in die Rolle des eben erwähnten Ritters. Das natürlich mit großer Leidenschaft. Seit 2008, als die Stadtwache für das erste Herzogsfest gegründet wurde. „Die Darstellung des Mittelalters an sich ist für mich faszinierend“, begründet Bauer sein Faible für diese historische Epoche. Besonders angetan hat es ihm dabei der Kampf mit dem Schwert.

Eigentlich war es Sohn Markus, der die Familie in die Gilde der Schwertkämpfer erhob. Der übte das Florettfechten aus und stellte fest, dass es Gruppen gibt, die mit echten Schwertern kämpfen. Eine neue Leidenschaft war geboren, die die Familie seitdem lebt – nicht nur auf dem Herzogsfest, sondern auch auf anderen Mittelalterveranstaltungen in der Region.

Bauer liest auch gerne Mittelalterromane und Sachliteratur zum Mittelalter. Hätte er im Mittelalter gelebt, welche Rolle hätte er gerne übernommen? „Je höher die Stellung, desto besser war das Leben“, sagt er amüsiert. „Aber der Ritter wäre schon mein Leben.“ Den darf er jetzt wieder drei Tage lang geben auf dem Herzogsfest zu Ingolstadt. Zusammen mit den 130 anderen Frauen und Männern, die der Stadtwache angehören. Drei Monate hat sich die Gruppe auf ihren Auftritt vorbereitet. „Das Gemeinschaftsgefühl dabei ist eine tolle Sache“, betont Bauer. Es wird aber auch darauf geachtet, das Jahr 1350 so realistisch wie möglich darzustellen. Deshalb sollte beim Festzug vom Rathaus zum Neuen Schloss möglichst auch keiner der Teilnehmer eine Brille tragen, sagt Bauer.

Neben der Wiedersehensfreude darüber, die Kameraden von der Wache zu treffen, freut sich Bauer auf die Tafeley am Freitagabend – ein Essen im Zeltquartier der Wache, an dem die Herzöge und die Gastgruppe der Ritterbruderschaft Opole (Oppeln) teilnehmen. Aufgetischt wird laut Bauer Biergulasch, Bauernwürste und gegrilltes Hähnchen. Dazu gibt es Obst und Bier vom Fass. So gesehen lässt es sich doch ganz gut aushalten im Mittelalter.