Ingolstadt
Der Sonne ganz nah

Im Astronomiepark lernten Neugierige den Stern durchs Teleskop kennen

26.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:25 Uhr

Abenteuer Sonne: So wie diese Besucherin aus München (links) wagten am Samstagnachmittag etliche Neugierige unter Anleitung von Hobby-Astronomen einen Blick auf den im Vergleich zur Erde riesigen, 6000 Grad heißen Stern.  - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) In die Sterne schauen und sie womöglich zählen - das kann ja jeder. Aber die scheinende Sonne ins Visier nehmen? Ohne die richtige Ausrüstung und kompetente Fachleute an der Seite sollte man davon tunlichst absehen. Am Samstag boten im Rahmen des Astronomietags Experten ihre Hilfe an.

Wer wollte, konnte am Samstagnachmittag einen Blick auf den gleißenden Feuerball am Himmel werfen, der unserer Erde das Leben einhaucht. Möglich machte dies der Astronomische Arbeitskreis der Sternwarte Ingolstadt im Astronomiepark an der Konrad-Adenauer-Brücke. Drei mobile Teleskope für den Ausflug ins All hatten die Hobby-Astronomen mitgebracht. Zwei mit Linsen für die Sonnenbeobachtung, ein großes Spiegelteleskop, um zu späterer Stunde bei Dunkelheit den Sternenhimmel unter die Lupe zu nehmen. Auch das Wetter lieferte diesmal die passenden Voraussetzungen für einen tiefen Blick ins Universum.

"Hier können Sie scharfstellen", erklärt Manfred Gilg vom Verein und deutet auf ein Rad zum Justieren. "Wenn Sie dann auf etwa vier Uhr schauen, sehen Sie einen dunklen Punkt. Das sind Sonnenflecken", sagt er zu einem Besucher, der gerade angestrengt durch das Okular blinzelt. Doch der erste Blick geht wie durch leuchtendes Milchglas. "Alles weiß", stellt er verwundert fest. Bis die Schärfe endlich stimmt. Dann glaubt er, den winzigen schwarzen Punkt gefunden zu haben.

Wer bei dem Anblick allerdings erwartet, eine Sonne zu sehen, wie man sie aus Science-Fiction-Filmen kennt, der muss seine Erwartungen korrigieren. Tatsächlich ist der riesige Stern nur als matt leuchtende weiße Fläche auszumachen. Damit das Auge bei der hohen Lichtintensität unverletzt bleibt, ist dem Ganzen noch ein Filter aus Silberfolie vorgeschaltet. Dafür scheint der Beobachter der Sonne auf eine Weise nah, wie er es sonst nicht sein könnte. "Wer gewieft ist, kann sogar die Venus daneben sehen", verrät Gilg. Laien würde er davon - wiederum wegen der Gefahr einer Augenverletzung - allerdings abraten.

Was beobachten Sie? Was kosten die Teleskope? Das seien mit die häufigsten Fragen, die von Besuchern an die Sternengucker gestellt würden, sagt er. Die Kosten für eine eigene Ausrüstung seien meist gar nicht so hoch, weiß Gilg. Gute Fernrohre für den Balkon gebe es schon für wenige Hundert Euro. Auch Manuela Einberger besitzt ein Teleskop für die Fensterbank. Zur Astronomie kam die Büroangestellte vor zwei Jahren über ihr Hobby, die Raumfahrt, das die junge Frau sogar bis nach Moskau führte, wo sie das Kosmonautenmuseum besuchte. Was sie an den Sternen fasziniert? "Dass alles so weit weg ist und die Unendlichkeit", sagt sie. Manuela "verschlingt" zudem jede Menge Fachliteratur zum Thema, würde am liebsten alles lesen, was es darüber gibt, und hält mittlerweile sogar Vorträge im Verein, bei dem sie nach einer Besichtigung der Sternwarte im Gebäude des Apian-Gymnasiums sofort Mitglied wurde. Ob sie auch an außerirdisches Leben glaube? "Früher ja. Aber heute weiß ich, dass die Entfernungen im All einfach zu groß sind, als dass sie uns besuchen könnten." Bleibt also weiter der Blick durch die Linsen. Ist auch bequemer, als mit Warp-Antrieb zu fremden Galaxien aufzubrechen.