Ingolstadt
Der Jesuitenfriedhof zu Peking

Ausstellung von Stadt, Armeemuseum, Deutscher Provinz der Jesuiten und Chinazentrum

07.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:34 Uhr

Die Fotos von Gerd Treffer im Armeemuseum zeigen den Pekinger Jesuitenfriedhof. - Foto: Schanz

Ingolstadt (DK) "Jesuitenmission in China - der Jesuitenfriedhof zu Peking" ist eine Ausstellung tituliert, die von der Stadt Ingolstadt, dem Bayerischen Armeemuseum, der Deutschen Provinz der Jesuiten und dem Bayerischen Chinazentrum gemeinsam veranstaltet wird. Die Eröffnung der Ausstellung im Bayerischen Armeemuseum im Neuen Schloss ist am 10. Juli um 11 Uhr.

Die Chinamission der Jesuiten stellt ein faszinierendes Kapitel der europäisch-chinesischen Geschichte des 17. und 18. Jahrhunderts dar, den Versuch zweier Hochkulturen, sich auf Augenhöhe zu begegnen.

Eine Elite von Professoren europäischer Universitäten wurde ins Reich der Mitte entsandt, um der Mission dadurch Vorschub zu leisten, dass sie dem Kaiser von China in den Disziplinen dienten, in denen Europa an der Spitze der Technologie der Zeit stand: Astronomie, Landvermessung, Ingenieurskunst. Praktisch führten europäische Jesuiten die Grundlagen der Mechanik, des Wasserbaus, der Metallurgie (einschließlich des Kanonen-Gießens) in China ein, schufen die Grundlagen dafür, indem sie Wörterbücher sechs europäischer Sprachen/Chinesisch erstellten, indem sie im Ganzen die grundlegenden Werke der chinesischen Philosophie nach Europa vermittelten. Die Jesuiten erfanden dafür eine eigene Methode: die Akkulturation. Wir begegnen einer Hochkultur. Wir lernen die Sprache. Wir eignen uns an, was ihre Gelehrten wissen, wir kleiden uns, wie ihre Spitzengelehrten. Ja: wir durchlaufen deren Prüfungen - so wurden viele Jesuiten, die zuvor an europäischen Universitäten gelehrt hatten, Mandarine. Sie stiegen nach dem chinesischen System in höchste Staatsämter in Peking auf und wurden Mandarine der höchsten Stufen, bis hin zu "Ministerrang" und vor allem "Direktoren der kaiserlichen Sternwarte von Peking" - ein wegen der Deutungshoheit der himmlischen Harmonie auch eminent politisches Amt.

Dem ersten der erfolgreichen Jesuitenmissionare Matteo Ricci (der 1610 starb) gewährte der Kaiser ein Grundstück in Peking, auf dem fortan die berühmten Ordensmitglieder bestattet wurden, den Jesuitenfriedhof Zhalan Mudi. Heute finden sich dort 63 Grabmale.

Sie wurden von Gerd Treffer aufgenommen und werden nun in großformatigen Fotografien, auf Stelen montiert, im großen Saal im ersten Obergeschoss des Bayerischen Armeemuseums abgebildet und entsprechend der originalen Position auf dem Pekinger Jesuitenfriedhof positioniert, kurz: Im Ingolstädter Schloss wird der Pekinger Jesuitenfriedhof in einer fotografischen Montage nachgebaut. Jede der 63 Personen wird auf den Stelen beschrieben. Unter den Jesuitengelehrten finden sich auch ehemalige Ingolstädter Studenten und Ingolstädter bzw. bayerische Professoren - wie Caspar Castner aus München, der in Landsberg das Jesuitennoviziat durchlief und Professor in Ingolstadt war, oder Anton Gogeißl, Direktor der Pekinger Sternwarte - oder Kilian Stumpf aus Würzburg, hochrangiger Mandarin und Schöpfer der kaiserlich-chinesischen Glas-Ateliers und Erfinder des China-Glases.

Die Ausstellung bietet auch einen virtuellen Rundgang in 3-D-Technik durch den Friedhof. Im Hof des Ingolstädter Schlosses steht eine von dem belgischen Jesuiten Ferdinand Verbiest für Kaiser von China gegossene tonnenschwere Kanone mit chinesischen Schriftzeichen auf dem Kanonendeckel und in den Ausstellungsräumen wird eine große Besonderheit für Musikliebhaber zu hören sein: der Sohn des Himmels hatte sich "Musikgelehrte" aus Europa gewünscht. Die Jesuiten sandten ihm Tome Pereira und Pedrini, die am Pekinger Hof wirkten und die Söhne des Kaisers musikalisch unterrichteten. In der Ausstellung ist in einer "Schall-Box" zu hören, was seit langem vergessen war: Pedrinis "Konzert aus der verbotenen Stadt".