Ingolstadt
Den ganzen Tag Schule

Ausschuss beschließt neues Konzept für Jugendarbeit – "Wir müssen die Realität akzeptieren"

30.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:42 Uhr

Ingolstadt (DK) Nach einer langen Aussprache hat der Jugendhilfeausschuss am Donnerstag ein neues Konzept für die offene Jugendarbeit beschlossen. Das Vorhaben ist an der Herschel-Schule auf Kritik gestoßen. Die Befürworter des Konzepts boten zahlreiche Argumente auf.

Wie viel Spaß bereitet es Jugendlichen, nach acht Stunden Ganztagsunterricht auch noch Freizeit auf dem Schulgelände zu verbringen, weil es dort einen Jugendtreff gibt? Vor allem um diese Frage geht es bei dem seit Jahren diskutierten neuen Rahmenkonzept für die offene Kinder- und Jugendarbeit. Den Anfang macht die Sir-William-Herschel-Mittelschule. Auf ihrem Gelände soll ein offener Jugendtreff eingerichtet werden. Aber dagegen regt sich, wie berichtet, Widerstand. Es sei zu wenig Platz, der Betrieb im Treff könne den Unterricht stören, und außerdem hätten die Schüler keine Lust, nach der Schule in der Schule zu bleiben, so lauten die Hauptargumente.

Jedoch: In Treffs konventionellen Typs gehen Jugendliche auch nicht mehr besonders gerne, die Akzeptanz ist gesunken. Das belegt eine Evaluation der Universität Eichstätt im Auftrag der Stadt Ingolstadt. Kulturreferent Gabriel Engert erklärt die schwindende Beliebtheit der Jugendtreffs vor allem mit dem Ausbau der Ganztagesschule in großem Stil; das habe eine Menge verändert. Wegen des vielen Nachmittagsunterrichts hätten die Schüler wesentlich weniger Zeit, nachmittags Treffs zu besuchen. „Deshalb müssen wir Formen der Jugendarbeit an den Schulen entwickeln. Daran führt auf Dauer kein Weg vorbei.“ Es sollen viele Jugendliche an dem Verfahren beteiligt werden.

Winfried Pletzer, Referent des Bayerischen Jugendrings, bestätigte Engert: „Die Lebenswelten der Kinder verlagern sich immer mehr an die Schulen. Deshalb sind neue Bildungspartnerschaften nötig.“ Stadtrat Konrad Ettl (CSU) führte diesen Gedanken fort: „Die Schule schaut heute anders aus als vor 15 Jahren. Dem trägt das neue Konzept Rechnung. Wir müssen die Realität akzeptieren, ob wir wollen oder nicht.“

Thomas Thöne (SPD) beklagte, dass der beschlossene Ortstermin an der Mittelschule ausgefallen sei. Robert Bechstädt, SPD-Stadtrat und Lehrer an der Herschelstraße, betonte erneut: „Die Schüler haben keine Lust, nach 16 Uhr Zeit in der Schule zu verbringen.“ Deshalb lege die Schulleitung auf eine „räumliche Trennung von Schule und Treff wert“. 200 Meter würden da bereits viel ausmachen, ergänzte Jürgen Siebicke (Linke). „Allein schon psychologisch.“

Kulturreferent Engert versicherte: „Es geht um einen Rahmen, der flexibel ist. Jeder einzelne Baustein wird hier in diesem Ausschuss diskutiert.“