Ingolstadt
Dem Auto Platz abtrotzen

In Ingolstadt sind erstmals Aktionen zum Park(ing) Day am 18. September geplant – OB findet es gut

26.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Parkplatz einmal anders nutzen: Die Freunde der Donau werben für den Park(ing) Day, der am 18. September erstmals auch in Ingolstadt mit Aktionen belebt werden soll. An dem Tag verwandeln Bürger auf der ganzen Welt Kfz-Stellplätze nach ihren Vorstellungen - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Sofa statt SUV: Erstmals sind auch in Ingolstadt am Park(ing) Day am 18. September Aktionen geplant, die zum Umdenken anregen: Öffentlicher Raum, der sonst stets Autos als Abstellplatz vorbehalten ist, wird einmal anders genutzt – etwa als gemütliches Wohnzimmer.

In vielen Städten Deutschlands entwickeln sich am Park(ing) Day – übersetzt auch Park(platz)-Tag genannt – kreatives Potenzial und buntes Leben. Warum nicht auch in Ingolstadt einen Versuch wagen, dachten sich die Freunde der Donau. „Wir haben Kontakt mit der Stadt aufgenommen und zwei Parkplätze in der Theresienstraße reserviert – für eine Versammlung“, sagt Laura Pöhlmann.

Während die Münchener unter Regie der Initiative Green City schon seit dem Jahr 2007 Aktionen zum Park(ing) Day veranstalten (das Motto heuer lautet: #MucOhneMief), steckt in Ingolstadt alles noch in den Anfängen. Bisher sind fünf Initiativen am Start. Die Freunde der Donau wollen zum Beispiel auf den zwei Parkplätzen ihr Wohnzimmer einrichten, das schon einmal am Donauufer stand. „Da kann man dann in Ruhe ein Buch lesen oder Kicker spielen. Wir planen auch ein paar Überraschungen“, sagt Laura Pöhlmann. Das Gute am Park(platz)-Tag sei, dass man die Fläche, also seinen Park, so gestalten kann, wie man will. „Man kann einen Spielplatz errichten oder ein Musikzimmer.“

Sinn der Aktion ist, den öffentlichen Raum einmal anders zu nutzen als für Autos, die laut Pöhlmann ohnehin 95 Prozent der Zeit bloß herumstehen. „Manchmal muss man einfach auf Konfrontation gehen, um einen Bewusstseinswandel zu erreichen“, sagt die Freundin der Donau. „Der Stadtraum gehört allen. Unsere große Hoffnung ist, dass die Ingolstädter diese kreative Aktion annehmen und nicht ablehnen. Deshalb laden wir alle zum Mitmachen ein: Das geht auch ganz einfach vor der eigenen Haustür.“

Mitmachen beim Park(ing) Day möchte auch das Ingolstädter Aktionsbündnis gegen Primark & Co, das drei Parkplätze in der Theresienstraße belegen will. „Wir werden Kleidung verschenken“, sagt Diana Wirth vom Laden Lieblingsstyle. „Dazu möchten wir die Bevölkerung über Bekleidungsverschwendung informieren und erklären, was es bedeutet, nachhaltige Kleidung zu tragen.“ Wer sehr gut erhaltene, saubere Sachen abzugeben hat, kann sie auch gerne mitbringen. Dem Aktionsbündnis haben sich laut Wirth unter anderem die Grünen und die Linken, der Weltladen, der Bund Naturschutz, der Stadtjugendring sowie Transition Town angeschlossen.

In der Schulstraße nehmen der Verein Künstler an die Schulen und das Bureau Eineinhalb, das sogenannten Co-working-Raum für Projekte mit Schwerpunkt Kunst und Kultur bietet, zwei Parkplätze ein. „Wir wollen darauf aufmerksam machen, wie die Stadtfläche genutzt wird und wie viel Raum für Kultur möglich ist“, erklärt Anja Sprotte, Geschäftsführerin von Künstler an die Schulen. „Unter anderem stellen wir ein Kochprojekt für junge, unbegleitete Flüchtlinge vor.“

Etwas Kreatives möchte auch die Kunst- und Kulturbastei zum Park(ing) Day beisteuern. „Wir werden ein Parkplatz-Atelier eröffnen und wahrscheinlich häkeln und Straßenmusik machen“, sagt Beate Diao. Genaueres wolle sie nach den Ferien mit den Jugendlichen besprechen, die ihre Kunstschule besuchen.

Die SPD Ingolstadt will sich ebenfalls am Park(platz) Tag beteiligen und Appetit wecken für die Aktion „Ingolstadt isst gut“. Geplant ist, auf Parkplätzen in der Donaustraße eine Tafel zu decken, Kostproben zu servieren und über gesunde Ernährung zu diskutieren.

Aufgeschlossen steht Oberbürgermeister Christian Lösel dem Park(ing) Day gegenüber, obwohl das Thema Stellplätze im Zentrum stets polarisiert. „Ich finde es immer gut, wenn etwas geschieht, das die Innenstadt belebt. Sie ist einer der attraktivsten Bereiche schlechthin – die Leute wollen dort einkaufen und einen Kaffee trinken. Der Parkraum dort ist natürlich sehr begrenzt“, meint Lösel. „Auch beim Audi Urban Future Award geht es um die Frage, ob ein Auto wirklich in der Altstadt am Straßenrand stehen muss oder ob es von selber in ein Parkhaus am Stadtrand fährt. Das ist jetzt noch Zukunftsmusik: Der Park(ing) Day ist der Zeit hier einen Tick voraus.“