Ingolstadt
Das weiße Rauschen

Wegen Arbeiten am Kraftwerk strömt die Donau derzeit über das Wehr – Schaum auf dem Fluss ist die Folge

30.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:03 Uhr

Künstlicher Wasserfall: Da am Donau-Kraftwerk im Ingolstädter Westen derzeit gearbeitet wird, stürzt das Flusswasser noch bis Mitte Dezember über das Wehr und wird nicht durch die Turbinen geleitet. Dadurch entsteht Schaum, der auf der Donau schwimmt und in die Stadt getragen wird - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Seit Wochen stürzt das Wasser der Donau über das Stauwehr. Schaumflocken treiben auf dem Wasser ins Stadtgebiet. Das wird auch noch einige Zeit so bleiben. Grund sind Arbeiten an der Schaltanlage des Kraftwerks.

So mancher Spaziergänger, der in diesen Tagen über das Stauwehr im Westen der Stadt marschiert, hält kurz inne, um dem rauschenden Wasserfall zuzusehen, über den derzeit das Wasser der Donau spektakulär in die Tiefe stürzt. Sonst kennt man diesen Anblick nur aus Hochwasserzeiten, wenn die Donau so viel Wasser führt, dass es nicht mehr komplett durch die drei Turbinen des Kraftwerks geleitet werden kann und deswegen für ein paar Tage über das Wehr fließt.

Dieses Mal allerdings rauscht das Wasser bereits seit Wochen über das Bauwerk. Ursache sind Arbeiten an der Schaltanlage am Nordufer der Donau, die normalerweise mit rund 110 000 Volt betrieben wird und den Strom aus dem Kraftwerk an die Bahn weiterleitet. Derzeit allerdings wird die Anlage modernisiert, wie Jan Kiver, Sprecher der Rhein-Main-Donau AG erklärt. „Die Anlage ist seit 1970 in Betrieb. Um sie auch zukünftig mit optimaler Verfügbarkeit betreiben zu können, werden jetzt Leistungsschalter, Messwandler, Trennschalter, Leitungsseile und Isolatoren erneuert. Für die neuen Schaltgeräte werden auch neue Fundamente erstellt“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Während der Bauarbeiten – die seit Mitte September laufen – kann das Kraftwerk keinen Strom an die Bahn ableiten, da die Verbindung zum Netz der DB Energie unterbrochen ist. Das Donauwasser wird in dieser Zeit deswegen über das Wehr und nicht durch die Turbinen des Kraftwerks geleitet. „Aus Sicherheitsgründen muss während dieser Zeit auch die Sportbootschleuse gesperrt bleiben“, so Kiver.

Der künstliche Wasserfall versetzt das Wasser mit reichlich Sauerstoff und schäumt den Fluss auf. Das Wasser der Donau ist außerdem gedüngt, da Phosphate aus Kläranlagen eingeleitet und von Feldern geschwemmt werden. Das fördert das Wachstum von Algen, die sich auch im Oberlauf der Donau westlich der Staustufe vermehren. Derzeit stürzen sie mit dem Wasser über das Wehr und platzen durch die Wucht des Aufpralls. Dadurch wird Eiweiß freigesetzt, das sich zu den flockigen Schaumkugeln zusammenklumpt, die vom Fluss fortgetragen werden, wie Thomas Schneider vom Umweltamt der Stadt bereits vor einigen Wochen nach Anfragen besorgter Bürgern erklärt hatte.

Die Ingolstädter kennen das völlig ungefährliche Phänomen ebenfalls aus Hochwasserzeiten. Dieses Mal werden der Wasserfall und der Schaum länger als sonst zu beobachten sein. Die Arbeiten an der Schaltanlage des Kraftwerks dauern laut der Rhein-Main-Donau AG noch bis Mitte Dezember an.