Ingolstadt
"Das stinkt zum Himmel"

05.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Ingolstadt (jsr) In der Ingolstädter Kulturszene ist die Entscheidung für Tobias Klein eher auf Ablehnung gestoßen. Der Vorsitzende des Freundeskreises des Georgischen Kammerorchesters (GKO), Manfred Schuhmann, zeigte sich entsetzt über die Art, wie Entscheidungen inzwischen in der Stadt gefällt würden. "Früher hat man in Stadtratsgremien beraten, heute steht schon alles vorher fest." Man hätte auf jeden Fall den Dirigenten Ruben Gazarian einbinden müssen. "Das ist Filz", sagte der SPD-Stadtrat, "das stinkt zum Himmel".

Wütend ist GKO-Chefdirigent Ruben Gazarian. Die Auswahl Kleins sei viel zu eilig "übers Knie gebrochen worden" und widerspreche allem, was das Orchester jetzt brauche und "was wir immer wieder gefordert haben". Kein Orchester-Geschäftsführer in Deutschland sei so unqualifiziert wie Herr Klein. "Das wäre ungefähr so, als wenn man mich plötzlich zum Chef eines Audi-Werks ernennen würde. Da wäre ich auch völlig inkompetent", sagte der Künstlerische Leiter. "In diesem Punkt ist Ingolstadt absolut einmalig in diesem Land." Einmalig in Deutschland sei auch, dass der Chefdirigent bei der Kandidatenauswahl nicht beteiligt würde. Gazarian vermutet, dass er bei den Beratungen nicht erwünscht war, weil er unbequem sei. "Jeder weiß, dass ich nicht nach irgendeiner parteipolitischen Pfeife tanzen würde. Ich hätte gestört bei der Parteienkungelei."

Wenn Klein vom Stadtrat zum Geschäftsführer ernannt würde, dann wäre das laut Gazarian ein schwarzer Tag für die Kultur in Ingolstadt. Es würde zeigen, dass Kultur hier marginalisiert werden solle. "Ich frage mich, wann es endlich einen Aufstand der Anständigen gegen diese Lokalposse geben wird", sagte Gazarian. Er denke darüber nach, bereits in naher Zukunft ernste Konsequenzen zu ziehen.

Nicht kommentieren wollte Audi-Kulturreferent Sebastian Wieser die spätabendliche Sitzung. "Herrn Klein" kenne er nicht persönlich.