Ingolstadt
"Das ist eine Beziehung"

Sechs Motorradfahrer erzählen von ihrer Leidenschaft und berichten über ihre Vorlieben auf zwei Rädern

18.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Die Saison ist eröffnet: Motorradfahrer gehören jetzt wieder zum Straßenbild – vor allem an den Wochenenden, wenn die Biker gerne in Gruppen unterwegs sind. Die Zahl der Motorradzulassungen ist zwar seit Jahren bundesweit rückläufig, doch ist das Angebot vieler Hersteller von Jahr zu Jahr spezieller geworden. Als Konsumenten sind die reiferen Semester stärker in den Fokus gerückt - Fotos: DVR, Heimerl, Rössle

Ingolstadt (DK) Jetzt schießen sie wieder vorbei auf der Landstraße – teils gefürchtet und teils bewundert. Auch wer nie selber gefahren ist, hat zumindest oft eine leise Ahnung von der Mischung aus Freiheit und Individualität, die dieses Hobby garantiert: Motorradfahren bleibt eines der letzten Abenteuer in der Zivilisation.

Das Blubbern der Motoren im Leerlauf, das Aufheulen und Röhren beim rasanten Gasgeben, Beschleunigungswerte, die selbst die Fahrer von Supersportwagen kaum erleben und immer ohne Blechkäfig direkt in der Natur – es gibt viele Faktoren, die die motorisierte Fortbewegung auf zwei Rädern zum Erlebnis machen. Wenn denn die Ausstattung stimmt. Die Rede ist hier also nicht von Mopeds und Rollern, die vor allem bei jungen Leuten für den Einstieg ins Kraftfahrerleben beliebt sind (die leisten sich manche Biker noch nebenher für die Stadt), sondern von schweren Maschinen weit jenseits der 125 Kubikzentimeter Hubraum, die hier traditionell die Spreu vom Weizen trennen.

Das sonnige Frühjahr hat manchen Motorradenthusiasten schon im März in die Saison starten lassen; spätestens jetzt, im April, erwacht die gesamte Szene zu neuem Leben. Autofahrer sind gut beraten, jetzt wieder besonders auf die Flitzer auf zwei Rädern zu achten, deren Geschwindigkeit und Beschleunigungsvermögen von den anderen Verkehrsteilnehmern allzu oft falsch eingeschätzt werden. Zumal die Fahrleistungen vieler größerer Maschinen beständig verbessert worden sind. Die Ingenieure haben hier teils regelrechte Raketen auf zwei Rädern herangezüchtet, deren Beherrschung den Fahrern alles abverlangt – und deren Möglichkeiten von einem „normalen“ Autofahrer auf der Landstraße oft gar nicht mehr realistisch nachvollzogen werden können.

Generell ist die Zahl der Motorradzulassungen in Deutschland seit rund 15 Jahren rückläufig. Die Spitze war Ende der 90er Jahre mit rund 200 000 angemeldeten Maschinen erreicht worden – inzwischen sind es kaum noch halb so viele.

Über die Jahrzehnte waren Image und Ausrüstung der Fahrer ebenso einem Wandel unterworfen wie das Alter der typischen Einsteiger. Galt das Motorrad früher lange als Notbehelf für junge Männer, die sich einfach noch kein Auto leisten konnten, stand später die (nach wie vor motivierende) Lust an der Geschwindigkeit und am unmittelbaren Fahrerlebnis im Vordergrund. Inzwischen sind Oberklassenmaschinen häufig zum Spielzeug solventer Herren (und vereinzelt auch Damen) ab 40 aufwärts geworden. Fahrzeuge und selbst schon der entsprechende Führerschein sind in Preisklassen gerückt, die es einem 18-Jährigen oft noch gar nicht erlauben, zuzugreifen.

Was auf jeden Fall geblieben ist, das ist die mentale Seite, die Leidenschaft, mit der etliche Fahrer bestimmten Marken und besonderen Fahrkulturen anhängen. „Zu einem Motorrad“, sagt der Ingolstädter Ducati-Händler und Rennfahrer Mario Ioannoni, „hat man ein emotionales Verhältnis – das ist eine Beziehung.“ Wenn neue Kunden von Testfahrten zurückkehrten, erzählt er, achte er immer auf die Augen: „Wenn die glänzen, dann ist er infiziert.“

Dass der schnelle Ritt auf zwei Rädern immer auch eine Herausforderung ans Sicherheitsdenken ist, wird von keinem versierten Motorradfahrer bestritten. Dieses wichtige Thema war zumindest bei den sechs Fahrern, die der DK für diese Veröffentlichung befragt hat, stets präsent.