Ingolstadt
Das Türkenzelt ist verpackt

07.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:29 Uhr

Ingolstadt (reh) Der 1. September ist das magische Datum, auf das im Bayerischen Armeemuseum alles zuläuft. An diesem Tag wird das Neue Schloss seine Pforten schließen und erst im Jahr 2015 wieder öffnen, wenn die Landesausstellung zu Napoleon startet.

Umfangreiche Bauarbeiten sind bis dahin geplant. Und damit die erlesenen Kostbarkeiten der bisherigen Dauerausstellung keinen Schaden nehmen, leert sich Raum für Raum. Das große Einpacken hat begonnen.

Gestern traf es „ein Highlight“, wie Museumssprecher Tobias Schönauer das prächtige Türkenzelt nennt, das im ersten Stock des Schlosses aufgebaut war. Das Audienzzelt des türkischen Großwesirs Suleiman wurde 1687 in der Schlacht bei Mohacs (Ungarn) erbeutet. Wie eine zeitgenössische Lithografie zeigt, war es danach zum Beispiel 1838 bereits auf dem Münchner Oktoberfest aufgebaut.

„Ein besonderes Objekt“, sagt auch Magdalena Verenkotte. Auf die freiberufliche Textilrestauratorin hörten gestern beim Einpacken alle. Die Aktion habe „viele Vorbereitung erfordert“, sagt die Nürnbergerin, als sie eine kurze Verschnaufpause einlegen kann. Zwölf Helfer, alle mit weißen Handschuhen ausgestattet, waren nötig, um die rote Wand des zwölfeckigen Zeltes behutsam abzutragen.

Das Türkenzelt ist aber durchaus robust. Es wurde in den 1970er und 1980er Jahre „sehr aufwendig restauriert“, wie Schönauer zu berichten weiß. „So würde man das heute wahrscheinlich gar nicht mehr machen“, fügt er mit Blick auf die Kosten hinzu. Die Stoffbahnen müssen dennoch so gut wie möglich geschützt werden. Die Experten rollten sie in Fleece. Auf selbst gebauten Tragegerüsten werden die drei Zeltteile (Hülle, Außendach, Innendach) in einem Raum im Schloss gelagert, der „ein stabiles, trockenes Klima“ bietet, wie Restauration Verenkotte verordnet.

Aufgebaut wird das Zelt übrigens frühestens wieder 2017, wenn nach der Landesausstellung die Dauerausstellung im Schloss komplett neu konzipiert wird. Das hat es mit den „Pappenheimer“ genannten Rüstungen gleich, die bisher die Dürnitz im Erdgeschoss zierten. Sie werden für zwei Jahre ins Militärhistorische Museum der Bundeswehr nach Dresden verliehen.