Ingolstadt
Das Scherz-Experiment

Simultanübersetzung in Gebärdensprache Florian Simbeck plant einen Comedy-Abend für Gehörlose

02.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Witze mit Hand und Fuß: Comedian Florian Simbeck lädt am 11. Dezember Gehörlose zu einer Spezialausgabe seiner "Comedy Lounge" in die Kunst- und Kulturwerkstatt Kap 94 (ehemalige Batterie 94). - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Spaßmacher Florian Simbeck lädt am 11. Dezember zu einer besonderen Ausgabe seiner "Comedy Lounge". Der Auftritt ist für Gehörlose reserviert und wird simultan in Gebärdensprache übersetzt. Wie gut das funktioniert, weiß niemand. Die Vorfreude auf das Experiment ist jedenfalls groß.

Die Idee zu dem besonderen Comedy-Abend entstand beim Auftritt des Comedians Berhane Berhane im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Comedy Lounge" im September in Ingolstadt. Da machte er einige Gags mit Gebärdensprache. Freilich für ein hörendes Publikum. Jetzt sollen auch Menschen mit Hörbehinderungen darüber lachen können.

Die Inhaber der neuen Kunst- und Kulturwerkstatt Kap 94 an der Westlichen Ringstraße waren sofort bereit, ihre Bühne für das "Comedy Lounge Special" zur Verfügung zu stellen. "Wir unterstützen das wirklich sehr gerne", sagt Mitbetreiber Tom Parthum. "Wir wollen damit auch kein Geld verdienen. Der Eintritt wird für Gehörlose und ihre Begleiter kostenlos sein."

Jetzt geht es an die Vorbereitung des Abends. Ein Vorbild gibt es dafür nicht. "Mir ist nicht bekannt, dass es so etwas hier schon einmal gegeben hat", sagt Simbeck. Mit Ronja Kunze vom Ingolstädter Gehörlosenverein ist bereits eine kompetente Gebärdendolmetscherin gefunden. Sie hat Simbecks Bedenken zerstreut, er könnte bei seinem Auftritt zu schnell sprechen und sie käme mit der Übersetzung nicht hinterher. "Sie hat mir versichert, dass sie mit den Gebärden viel schneller ist als ich beim Sprechen." Simbeck und Berhane Berhane, der ebenfalls auftreten wird, müssen den Rhythmus ihrer Nummern für den Auftritt also nicht ändern. Allerdings werden sich die Comedians mit Kunze noch zur Textarbeit zusammensetzen. "Es gibt Wortwitze und Wortneuschöpfungen, über die wir reden müssen", so Simbeck. Er erinnert an den Auftritt von Johannes Schröder bei der ersten Ingolstädter Comedy Lounge im vergangenen Mai. In seinem Programm kam ein Lehrer vor, der von seinen Schülern als "Korrekturensohn" bezeichnet wird. Ein Witz also, der über den Klang funktioniert. Lässt sich so etwas überhaupt mit Gebärden transportieren?

Anders als sie es gewohnt sind, werden die Künstler beim Blick von der Bühne nicht nur in ihnen zugewandte Gesichter sehen, vermutet Simbeck. Die Zuschauer werden wohl eher auf Ronja Kunze schauen als auf den Spaßvogel auf der Bühne, nimmt er an. "Vielleicht schaffen sie es ja auch parallel", sagt der Comedian. Spannend werde es vor allem bei "Act-Outs". So nennen Comedians Witze, die durch schauspielerische Einlagen unterstützt werden. "Ich bin neugierig. Ich hatte noch nie Kontakt mit dieser Welt und freue mich sehr, das jetzt mal zu erleben."

Die Plätze im Kap 94 sollen an diesem Abend vor allem Gehörlosen und ihren Begleitern vorbehalten bleiben. Sollte doch der eine oder andere Hörende im Publikum sein, setzt er sich wohl am besten etwas weiter nach vorne, um alles mitzubekommen. Berhane Berhane und Simbeck werden bei ihrem Auftritt auf eine Verstärkung ihrer Stimmen verzichten. "Ein Mikrofon wäre beim Lippenlesen im Weg", erklärt Simbeck.

Wie auch immer das Experiment ausgeht. Mit tosendem Applaus können die Comedians an dem Abend wohl nicht rechnen. Unter Gehörlosen wird am Ende eines gelungenen Auftritts nämlich nicht geklatscht und gejohlt, sondern gewunken.

 

Eine Anmeldung für das "Comedy Lounge Special" am Sonntag, 11. Dezember, ab 20 Uhr im Kap 94 ist beim Gehörlosenverein per Mail an info@gvius.de oder per Fax an (08 41) 885 21 09 möglich.