Ingolstadt
Das Kreuz mit Beruf und Familie

CSA spürte mit Sozialministerin Emilia Müller den Herausforderungen für viele junge Eltern nach

24.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:25 Uhr

Diskussionsrunde im AOK-Gebäude: Moderator Marco Harfold mit den Podiumsteilnehmerinnen Emilia Müller, Sabine Meuser, Michaela Regler, Christina Hofmann und Rita Becher (von links). - Foto: Heimerl

Ingolstadt (DK) Bayerns Sozialministerin Emilia Müller (CSU) ist sicher, dass es bei der Ganztagsbetreuung von Schulkindern im Freistaat noch einigen Nachholbedarf gibt. "Da müssen wir nachbessern. Es gibt noch viel zu tun", sagte sie am Donnerstagabend bei einer Diskussionsveranstaltung zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, zu der die Ingolstädter CSA (Arbeitnehmerflügel der CSU) eingeladen hatte.

Die Podiumsrunde in der AOK an der Harderstraße litt unter der detailversessenen Fragestrategie von Moderator Marco Harfold, selbstständiger Unternehmensberater und Karrierecoach. Er hielt sich jeweils sehr lange mit jedem der fünf Podiumsmitglieder auf, eingangs aber insbesondere mit der Ministerin. So waren nach einer guten Stunde drei der fünf Damen in der Runde noch nicht einmal vorgestellt worden, geschweige denn zu Wort gekommen. Ein flüssiger Meinungsaustausch kam so lange nicht zustande.

Neben Emilia Müller schilderten die Sozialpädagogin Sabine Meuser, die Juristin Michaela Regler, Professorin an der TH Ingolstadt, Lehrerin und CSU-Stadträtin Christina Hofmann und die Unternehmerin Rita Becher, Geschäftsführerin eines Sanitätshauses in NRW, ihre Einschätzungen von Doppelbelastungen durch Beruf und Familie. Dass dies kein reines Frauenthema ist, sondern immer wieder auch Männer dieses Spannungsfeld intensiver erleben, wurde durch einen eigens interviewten jungen Vater und Wortmeldungen aus dem Publikum deutlich.

Zur Sprache kamen mehrfach die bekannten Herausforderungen für junge Familien durch häufig hohe berufliche Einspannung der Eltern bei längst noch nicht durchweg passenden Betreuungsmöglichkeiten für den Nachwuchs. Allgemeine Erwartung war, dass Unternehmen künftig noch bessere Arbeitszeitmodelle für Mitarbeiter mit (kleinen) Kindern machen müssen, um attraktiv zu bleiben. Die Digitalisierung mit der Möglichkeit zu Homeoffice-Tätigkeiten, so die Hoffnung, könne da und dort Lösungsansätze bieten.

Eine Podiumsteilnehmerin respektive ein Teilnehmer, der die Problematik als (vielleicht sogar alleinerziehender) Beschäftigter in einem Industrie- oder Dienstleistungsbetrieb ohne feinfühlige, abgestimmte Arbeitszeitmodelle erlebt, hätte der Diskussion möglicherweise gut getan. Dass Christof Suttner von der regionalen AOK-Direktion bei der Begrüßung der rund 50 Besucher die 1200 Arbeitszeitmodelle bei seiner Krankenkasse herausstellte, unterstrich nur die Besonderheiten und Annehmlichkeiten des öffentlichen Dienstes.

Dass in einer Veranstaltung einer CSU-Organisation viel Platz für ein eher konservatives Familienbild war, überraschte ebenfalls nicht. Ministerin Müller vergaß nicht, die Beweggründe von Müttern für eine eher längere Erziehungszeit daheim (und den bayerischen Sonderweg beim Elterngeld) herauszustellen. Andererseits ermunterte die CSU-Politikerin Frauen auch zum späteren konsequenten Wiedereinstieg ins Berufsleben, um sich (höhere) eigene Rentenansprüche zu sichern. Daher auch ihre Ermahnung, bei der Ganztagesbetreuung von Kindern nachzulegen: "Da entstehen die meisten Probleme."

Wie sehr das Thema manchem Betroffenen auf den Nägeln brennt, verdeutlichte eine ältere Besucherin mit einer Situationsschilderung aus ihrem Umfeld: Dass ein junger Mann, der seine drei kleinen Kinder seit einiger Zeit alleine betreuen muss, angeblich weder eine passende Wohnung noch eine mit seiner Situation vereinbare Arbeitsstelle findet, gab auch der Ministerin stark zu denken. Sie versprach der Frau im Publikum, sich diesen Fall nach Veranstaltungsende noch einmal im persönlichen Gespräch ganz genau anzuhören.

Stadträtin Hofmann ermunterte alle Familien, die bei der Suche nach passenden Betreuungsmöglichkeiten für ihre Kinder bislang noch nicht fündig wurden, sich vertrauensvoll an die Berater des Jugendamtes zu wenden.