Ingolstadt
Das Freibad bleibt oben ohne

Zeltdach ist zu teuer – Delphin erhält mehr Zeiten in Hallenbad Mitte und Wonnemar

17.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:39 Uhr

Wohin mit den Schwimmern im Winter? Weil das Hallenbad Südwest wegen des kaputten Dachtragewerks saniert wird und für ein Jahr gesperrt ist, suchen Stadt, Stadtwerke und SC Delphin (im Bild Talent Paul Huch) nach Alternativen. Seit gestern ist klar: Das Freibad ist keine. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Die Entscheidung war für die Stadträte im Beirat der Freizeitanlagen GmbH letztlich keine mehr: Ein Zeltdach über dem Freibadbecken mit zusätzlichen Kosten von 700 000 Euro ist ihnen zu teuer. Dafür wird für den SC Delphin weiterer Platz im Hallenbad Mitte und im Wonnemar geschaffen.

Die Diskussion über die intensiv untersuchte Dachkonstruktion musste gestern gar nicht mehr in Gang kommen. Beispielhaft berichtete Bürgermeister Albert Wittmann, dass er nach dem DK-Bericht über die möglichen Kosten gleich zwei Anrufe von Bürgern bekommen habe. Deren Tenor: Dieses Geld könne die Stadt unmöglich für ein halbes Jahr Schwimmen ausgeben. „Wir müssen schon die Gleichbehandlung der Vereine berücksichtigen“, sagte Wittmann gestern. Rund 700 000 Euro mehr für ein Zeltdach überm Freibad, als für einen regulären Winterbetrieb im (für ein Jahr geschlossenen, weil sanierungsbedürftigen) Hallenbad Südwest fällig würden? Insgesamt würde es mit den gesamten Energiekosten auf eine Million Euro aus dem Stadtsäckel kommen. Das war auch den Stadträten nicht zu vermitteln. Nachdem Bäderchef Thomas Hehl die Rahmendaten zum Dach vorgestellt hatte und den immensen Aufwand und die dadurch drohenden Kosten erläutert hatte, verwarfen die Stadträte diese Varianten schnell. Dorothea Soffner (CSU) sagte stellvertretend: „Die Ingolstädter sind stolz auf den SC Delphin, aber sie bringen sicher nicht das Opfer von einer Million Euro.“

Danach gab es im Beirat nur noch eine Stoßrichtung: Wie lassen sich für den SC Delphin dann weitere Wasserzeiten finden? Die Stadt streckte die Hand aus. „Wir werden sie unterstützen“, versprach Bürgermeister Wittmann. „Es ist eine echte Notsituation.“ Er forderte aber auch den SC Delphin auf, kompromissbereit zu sein. „Alle müssen zurückstecken.“ Präsident Roland Knoll hatte sich innerlich längst vom Zeltdach verabschiedet. „Eine Einhausung ist schwierig zu vermitteln, da sind Summen zusammengekommen, mit denen keiner von uns gerechnet hat“, sagte er im Beirat.
 

Die Schwimmer müssen nun zusammenrücken und auch ausweichen. Der gestern von den Beiräten einstimmig verabschiedete Kompromiss sieht vor: Delphin erhält übergangsweise weitere Trainingszeiten im altehrwürdigen Hallenbad Mitte. Die Schwimmer können zum Beispiel schon ab 6 Uhr rein. Zweimal pro Woche schließt das Bad dann um 18 Uhr für die Öffentlichkeit. Der Warmbadetag am Mittwoch wird abgeschafft. „Bei diesen Temperaturen können wir nicht trainieren“, warb Knoll für diese Lösung. Der monatliche Frauenbadetag, für den sich Stadträtin Brigitte Fuchs immens stark machte, wird zur Ferienzeit ins Lehrschwimmbecken an der Pestalozzistraße verlegt.

Außerdem kommt der Verein im Wonnemar unter. Eine Bahn ist zugesichert. Die Freizeitanlagen GmbH der Stadtwerke soll noch einmal wegen einer zweiten Bahn anfragen.

Eine Alternative brachte Knoll noch ins Gespräch: Das Freibad könnte einfach ohne Dach im Winterbetrieb geöffnet bleiben, wie München das mit dem Dantebad vormache. Bürgermeister Wittmann lehnte aber schnell ab: Alleine die Heizkosten würden 60 000 Euro pro Monat betragen, „von der Energieverschwendung ganz zu schweigen“. Das Freibad könne aber bis Ende Oktober/Anfang November geöffnet bleiben und dann im Frühjahr schon vielleicht im April öffnen.

Wittmanns große Bitte ging an den Markt Manching, er möge Ingolstadt unterstützen, indem der SC Delphin dort auch im Realschulhallenbad unterkommen kann. Bisher steht dem eine Grundsatzentscheidung des Marktgemeinderates entgeben, das Gremium soll in Kürze über den Wunsch der Ingolstädter Nachbarn entscheiden.

Auch an die anderen Nutzer wurde gestern übrigens gedacht: Wohlwollend nahmen die Stadträte zur Kenntnis, dass die Ingolstädter Schulen bereits „versorgt“ sind. Sie verzichten weitestgehend im Winter auf Schwimmunterricht.