Ingolstadt
Das Fenster zur Gemeinde

Die Pfarrei Herz Jesu weiht am Sonntag ihr neues Pfarrheim ein – Transparenz prägt das Konzept

01.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:07 Uhr

Der repräsentative Pater-Schmid-Saal bildet das Zentrum des neuen Pfarrheims an der Zeppelinstraße. Pfarrer Klaus Meyer, Kirchenpfleger Michael Maier und Pfarrgemeinderatsvorsitzender Josef Rössert (v. l.) freuen sich auf die schöne Wirkungsstätte. - Foto: Silvester

Ingolstadt (DK) Die Pfarrei Herz Jesu weiht am nächsten Sonntag mit einem Fest ihr neues Gemeindezentrum ein. Das großzügige Gebäude bietet viel Platz, die Sichtbetonästhetik des 1,7-Millionen-Projekts war anfangs allerdings nicht unumstritten.

Klare Kanten. Bis zum Himmel hin. Die weitläufigen Fensterfronten öffnen das Gebäude nicht nur großzügig zur Straße, sie weisen auch ganz nach oben. Im ersten Stock beschreiben die Scheiben einen rechten Winkel und bilden einen gläsernen Teil des Flachdachs. Wer am Fenster lehnt, sieht direkt über sich das Blau des Himmels. Oder die Wolken. Je nach Wetter. Die Architektur des neuen Pfarrheims von Herz Jesu erzählt viel über das Selbstverständnis der Bauherren: Hinwendung zur Gesellschaft – und zu Gott. „Wir öffnen den Blick zum Himmel“, sagt Pfarrer Klaus Meyer und strahlt hinauf zum gläsernen Dach. Ihm gefällt das neue Pfarrheim außerordentlich. In seinem Grußwort für die Festschrift zur Einweihung des 1,7-Millionen-Euro-Projekts zitiert Meyer deshalb zu Beginn einen Vers aus Psalm 35: „Ich will dir danken in großer Gemeinde.“

Die Gläubigen werden viel Raum finden in der neuen Heimat. Sie wurde an der Stelle des alten Pfarrheims an der Zeppelinstraße errichtet, der einstigen Notkirche aus der Nachkriegszeit. Weil die dringend nötige Sanierung sehr teuer geworden wäre, rang sich die Pfarrei – mit dem Segen des Bistums Eichstätt – zum Abriss und einem Neubau durch. Die Diözese trug den größten Teil der Kosten, berichtet Kirchenpfleger Michael Maier, der viel zum Gelingen des ambitionierten Projekts beigetragen hat. Die Stadt Ingolstadt gab 84 500 Euro, der Bezirksausschuss Südwest sponserte die Gestaltung der Außenanlage mit 5000 Euro aus dem Bürgerhaushalt, dazu kamen weitere Zuschüsse. Auch viele großzügige Spenden haben das neue Pfarrheim mit ermöglicht, berichtet Maier. Bleiben noch 66 000 Euro übrig, „die aus Eigenmitteln getragen werden müssen, soweit sie nicht von weiteren Spenden gedeckt sind“. Der Kirchenpfleger lobt die „angenehme und effektive Zusammenarbeit“ mit dem Architekturbüro von Annette Fest und Christian Bodensteiner in München. Ihr Entwurf hatte den Wettbewerb der Diözese Eichstätt gewonnen.

Viele der in der Ausschreibung formulierten Gedanken konnten realisiert werden, erzählen die beiden Architekten. „Ein klarer, reduzierter Baukörper bildet mit der Kirche und dem Pfarramt eine Einheit.“ Die kirchlichen Bauten „sollen als solche erkennbar sein“ und sich von den Satteldächern der Einfamilienhäuser in der Umgebung „bewusst absetzen“, erzählt Christian Bodensteiner.

Auch mit dem Baumaterial, das den Charakter des Pfarrheims bestimmt, bezogen sich die Architekten auf die 1963 errichtete und heute denkmalgeschützte Kirche Herz Jesu: Sichtbeton in Kombination mit Holz. „Es war uns wichtig, dass das Material in seiner Reinform erkennbar ist, also nicht übermalt wird und so in Würde altern kann“, sagt Bodensteiner. „Das Parkett ist geölt, nicht versiegelt. Das verleiht den Räumen eine warme und lebendige Ausstrahlung.“

Sicher, die Sichtbetonästhetik komme nicht bei allen Gläubigen an, erzählt Josef Rössert, der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats von Herz Jesu. „Das war nicht unumstritten.“ Sichtbeton polarisiert von jeher; die Ingolstädter kennen diese Diskussion seit der Eröffnung des Stadttheaters vor 50 Jahren. Die große Mehrheit der Gemeindemitglieder sei aber sehr angetan, sagen Rössert, Kirchenpfleger Maier und Pfarrer Meyer. „So wie wir!“ Auch energetisch sei der Neubau ein riesiger Fortschritt. „Im alten Pfarrheim war das mit dem Heizen schon schlimm“, so Rössert.

Die Gläubigen dürfen sich auf den schönen, mit einer großen Teeküche ausgestatteten und von viel Licht durchfluteten Pater-Schmid-Saal freuen, der bis zu 150 Menschen Platz bietet, ferner auf einen kleineren Veranstaltungsraum für 50 Personen im ersten Stock – ideal für Firmgruppen oder Bibelkreise. Er kann zum Pater-Schmid-Saal hin geöffnet werden. Es schließen sich weitere Räume in verschiedenen Größen und ein behindertengerechtes WC an. Der Blick durch das Foyer des Heims in den Garten unterstreicht die Konzeption des „offenen Hauses“, und die geräumige Terrasse kommt sicher auch gut an.

Pfarrer Meyer ist sich sicher: „Der Geist von Herz Jesu wird in diese schönen Räume Einzug halten, darin weiterleben und sich intensivieren!“