Ingolstadt
"Das Ergebnis akzeptieren"

Ingolstädter Griechen äußern sich zum Wahlerfolg des Linksbündnisses in der Heimat

26.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:43 Uhr

Große Neuigkeiten aus der Heimat: Konstandinos Kaldaras (links) und Dimitrios Karachalios mit dem gestrigen DK und der Titelgeschichte zum Wahlausgang in Griechenland - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Das Linksbündnis Syriza hat am Sonntag bei der Wahl in Griechenland einen klaren Sieg errungen. Der DK hat sich in Ingolstadt umgehört, wie hier lebende und arbeitende Griechen über den Wahlsieg denken und welche Hoffnungen sie mit dem Wahlsieger Alexis Tsipras verbinden.

Das Wahlergebnis war knapp, zur absoluten Mehrheit von 151 Sitzen im griechischen Parlament hat es für das Linksbündnis Syriza allerdings nicht ganz gereicht. Der erst 40-jährige Tsipras möchte vor allem die Sparpolitik in seinem Heimatland beenden.

„Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis“, sagt Sotirios Garitos, Seniorchef im griechischen Restaurant Hermes an der Münchener Straße. „Die Griechen müssen seit ein paar Jahren nur zahlen, aber es gibt immer noch keine Arbeit“, klagt er. Zwar habe er Hoffnung, dass mit Tsipras nun Besserung in die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse einkehrt. „Sicher bin ich mir aber nicht.“ Denn bisher hätten die Politiker in Griechenland nur in die eigene Tasche gearbeitet. Das hofft er beim neuen Regierungschef nicht.

Vasilios Giannikis, Chef des Restaurants Poseidon Am Stein gratuliert Tsipras zum Sieg, sagt aber gleich einschränkend dazu: „Man muss das Ergebnis akzeptieren. Die Griechen wollten diesen Wechsel haben.“ Tsipras habe zwar viel versprochen. „Aber ich meine, dass er letztlich nichts anderes machen wird als seine Vorgänger und das, was Europa ihm sagen wird. Denn er braucht schließlich das Geld.“ Gerade weil er noch ein junger Politiker sei, vermutet Giannikis, werde er das Verhältnis zu den restlichen Europäern nicht kaputtmachen wollen. Außerdem denkt der Gastronom, dass dem neuen Chef der griechischen Regierung wohl bis Sommer Zeit bleiben werde, etwas zu bewegen. Für eine Wiedereinführung der Drachme ist Giannikis nicht. Er gibt aber auch zu bedenken, dass die etwas über 36 Prozent, die Tsipras gewählt haben, diejenigen seien, die jetzt schon keine Arbeit, kein Geld und keine Wohnung mehr hätten. „Denen ist es egal, wenn die Drachme wiederkommt“, sagt er. Er selbst steht dazu anders: „Wir sind jetzt in der EU, und die hat uns geholfen.“ Und das sollte seiner Ansicht nach auch so bleiben.

„Die Griechen haben lange genug sparen müssen für Schulden, die die Politiker zuvor gemacht haben. Das muss ein Ende haben“, sagt Gyrosstand-Betreiberin Silla Pilsner. Sie wünscht Tsipras auf alle Fälle viel Erfolg und Durchhaltevermögen. Einerseits hofft sie, dass Europa auf die Vorstellungen des neuen Regierungschefs eingehen kann. Andererseits wünscht sie sich einen Verbleib Griechenlands im Euro-Raum. „Sonst geht das Land kaputt“, so ihre Befürchtung. Pilsner hofft, dass es Tsipras vor allem gelingt, neue Arbeitsplätze zu schaffen und für höhere Gehälter zu sorgen. „Von 500 Euro Monatseinkommen kann schließlich keine Familie leben“, findet sie. „Ich als Griechin schäme mich dafür, dass Leute zum Betteln gehen müssen, denen es vorher noch gut gegangen ist.“ Denn nur weil es „tausende korrupte Leute“ dort gebe, solle das Volk nicht leiden müssen.