Ingolstadt
Giftanschlag im Zoo Wasserstern

Mehrere Tiere sind einem unbekannten Täter zum Opfer gefallen auch Nasenbär Nasinho lebt nicht mehr

28.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:15 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Ein Unbekannter hat im Zoo Wasserstern mehrere Tiere vergiftet. Auch Nasenbär Nasinho ist gestorben. Eventuell ist er ebenfalls dem Anschlag zum Opfer gefallen. Die Mitglieder des Zoovereins beschäftigt vor allem, dass der Täter wohl einer von ihnen ist.

Einer jungen Besucherin fiel es als Erster auf: Im Gehege der chinesischen Streifenhörnchen lag ein totes Tier. Das Mädchen alarmierte die Tierpflegerin, die den Käfig aufsperrte und feststellte, dass alle sieben Hörnchen im Gehege gestorben waren. Todesfälle gibt es in einem Zoo immer wieder einmal, aber das konnte kein Zufall sein. Einige Tage zuvor war der Nasenbär Nasinho - bekannt als WM-Orakel des DONAUKURIER - nach einer kurzen Krankheit gestorben. Ungefähr zur selben Zeit ging es auch einem Lisztäffchen immer schlechter, der Tierarzt konnte auch dieses Tier nicht mehr retten. Im Gehege der Streifenhörnchen fanden die Zoobetreiber ein buntes Granulat: Rattengift. Jemand hatte die Tiere getötet.

Werner Ritter, der Vorsitzende des Vereins, der den Zoo betreibt, verständigte die Polizei. Die sicherte Spuren und nahm die toten Tiere mit. Sie wurden auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft im Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in München untersucht. Dort bestätigte sich der Verdacht: "Im Maul und den Mägen der Tiere sind Spuren von Rattengift festgestellt worden", erklärt Peter Heigl, der Leiter der Ingolstädter Polizeiinspektion.

Was die Vereinsmitglieder am meisten umtreibt, ist der Verdacht, der Täter könnte einer von ihnen sein. Das Gift war offensichtlich an einer Stelle im Gehege der Hörnchen deponiert worden, die nur jemand erreichen kann, der einen Schlüssel hat. Die Untersuchungen der Polizei konzentrierten sich deswegen auf die aktiven Vereinsmitglieder.

Die Geschehnisse liegen bereits ein halbes Jahr zurück. Die Öffentlichkeit wurde zunächst weder vom Zoo noch von der Polizei verständigt. Die Ermittlungen sollten nicht gestört werden, außerdem erhoffte sich die Polizei keine entscheidenden Hinweise von außerhalb des Vereins, der Täter musste ja ein Interner sein.

Woher das Rattengift für den Anschlag kam, ist nicht schwer zu erraten. Auf dem Zoogelände sind einige Rattenfallen versteckt. "Die Tiere kommen über die Schutter in den Zoo und sind auf Futter aus", erklärt Ritter. Dem begegne man mit den Giftködern. Selbstverständlich seien die Fallen außerhalb der Gehege und unerreichbar für Kinder oder andere Besucher deponiert. Aus einem der Behälter könnte das Gift stammen, das den Hörnchen und dem Lisztaffen zum Verhängnis geworden ist. Der kleine Primat war in einem Quarantänekäfig untergebracht. Er sollte eigentlich an den Vogelpark Schotten bei Frankfurt am Main verkauft werden und war deswegen, wie es in solchen Fällen üblich ist, schon einmal von seinen Artgenossen isoliert worden. Ob auch Nasinho vergiftet wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Er starb etwa zwei Wochen vor den Hörnchen. "Die Symptome, die die Vereinsmitglieder schildern, lassen das aber vermuten", berichtet Heigl. Rattengift wirkt nicht sofort, erklärt Ritter. Nachdem ein Tier den Köder geschluckt hat, kann es einige Zeit dauern, bis es seine tödliche Wirkung entfaltet. Deswegen lässt sich nur schwer ein genauer Tatzeitpunkt festlegen.

Die Ermittlungen sind mittlerweile eingestellt. "Es gab einen vagen Tatverdacht gegen eines der Vereinsmitglieder, aber der ließ sich nicht erhärten", so der Inspektionschef. Dabei sei umfassend ermittelt worden. Neben den pathologischen Untersuchungen gab es eine intensive Spurensuche im Zoo, alle Vereinsmitglieder sind eingehend befragt worden. "Am Ende war einfach nichts zu machen", erklärt der Polizist.

Im Verein hofft man, dass sich die Situation wieder beruhigt. Im Gehege der Hörnchen tummelt sich jetzt eine Schar Kaninchen. Aber das Misstrauen bleibt. Das gesamte Zoogelände wird mittlerweile Tag und Nacht mit Kameras überwacht.