Ingolstadt
Gefährlicher Einsatz im Südosten

Die Bewohner aus Ringsee und Kothau warteten gestern mehrere Stunden auf die Entschärfung einer Fliegerbombe

10.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:26 Uhr
An einer Baustelle direkt neben der Paul-Wegmann-Halle im Ingolstädter Südosten ist eine britische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. Die Entschärfung erfolgt um 14.30 Uhr. −Foto: Richter

Ingolstadt (DK) Zum Glück schien die Sonne: Als sich gestern um 16.35 Uhr die Nachricht "Bombe entschärft" verbreitete, ging eine mehrstündige Wartezeit zu Ende, in der Hunderte Bewohner aus Ringsee und Kothau gezwungen waren, ihre Häuser zu verlassen und außerhalb eines Schutzradius zu warten, bis endlich keine Gefahr mehr von der 112,5-Kilogramm-Fliegerbombe ausging, die an der Paul-Wegmann-Halle gefunden worden war.

Um 10.50 Uhr hatten die Bauarbeiter der Kommunalbetriebe, die in der Martin-Hemm-Straße den Kanal erneuern, ihren Fund gemeldet - und dann war die Maschinerie angelaufen: Die Kampfmittelbeseitiger wurden verständigt, Bürger und Medien informiert, Feuerwehren und Polizei zusammengetrommelt. Gegen Mittag stand fest, dass im Umkreis von 300 Metern alle Gebäude evakuiert werden müssen - denn innerhalb dieses Radius hätten die Splitter der Bombe, die wie so viele andere bereits gefundene von amerikanischen Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg stammt, im Falle einer Explosion Schaden anrichten können. 56 Kilogramm Sprengstoff und zwei Zünder steckten in ihr. "Wir hatten schon größere", sagte Michael Filips, einer von zwei eingesetzten Kampfmittelbeseitigern. Aber auch schon deutlich kleinere: Erst vergangene Woche hatte Filips eine Zehn-Kilo-Bombe in Haunwöhr entdeckt und natürlich auch entschärft.

Während sich nun der Sprengmeister und sein Kollege Martin Radons auf die Entschärfung vorbereiteten, funktionierten die Einsatzkräfte das Gelände der Feuerwehr Ringsee zu ihrer Zentrale um. Die Grundschule daneben wurde zum Aufenthaltsort für die Bürger. Und dann begann die Evakuierung.

Züge mussten nicht gestoppt oder umgeleitet werden, lediglich Rangiergleise befanden sich innerhalb des Radius. Dafür waren die Bewohner von fast einem Dutzend Straßen betroffen, auch die Staudinger-Hallen sowie die Caritas-Kurzzeitpflege mussten evakuiert werden. Die Einsatzkräfte zogen durch die Straßen, um die Bewohner zu informieren und auszuloten, wer bei der Evakuierung Hilfe benötigt, und richteten Straßensperren ein. Schnell war klar, dass noch weitere Einsatzkräfte benötigt werden. Insgesamt waren 59 Feuerwehrleute der Berufsfeuerwehr und der Stadtteilwehren sowie 30 Rettungskräfte von Johannitern, Rotem Kreuz und Maltesern im Einsatz.

Die Entschärfung war zunächst für 14.30 Uhr angekündigt worden, doch zu dem Zeitpunkt sah man noch etliche Rollstühle, die über die Gehwege Richtung Grundschule geschoben wurden, sowie Auto- und Radfahrer, denen die Polizisten und Feuerwehrleute an den Straßensperren erklärten, warum sie hier nicht weiterfahren können. Der extra aus dem Urlaub geholte Vertreter des städtischen Presseamts, Bernd Betz, gab schließlich weiter, dass es eine Verzögerung um etwa eine halbe Stunde geben werde. Doch es sollte noch deutlich länger dauern.

Im Innenhof der Grundschule war die Stimmung trotzdem gut. Gut 60 Bürger hatten sich dort eingefunden und unterhielten sich angeregt, während sie mit Kaffee versorgt wurden. Johann und Eva Wilhelm redeten etwa mit Diana Gehrig-Rummel vom Kriseninterventionsdienst über ihre Liebe zu ihrem Stadtteil. "Ringsee ist schon ein besonderes Pflaster", sagte Eva Wilhelm, und ihr Mann und Gehrig-Rummel stimmten ihr zu. Die Evakuierung sei auch positiv gewesen, sagte Johann Wilhelm: "Ich freue mich, wenn wir rauskommen."

Um exakt 15.58 Uhr erhielten dann die Kampfmittelbeseitiger die lang ersehnte Nachricht, dass sie starten können. Sie sollten knapp 40 Minuten bis zur Entschärfung brauchen. "Es war ein bisschen mehr Handwerk als sonst", erklärte Sprengmeister Filips nach getaner Arbeit. Die kleinen Flügel der Bombe hatten sich um den hinteren Teil gewickelt, sodass die Männer dort nicht gleich an den Zünder kamen. Aber schließlich waren sie erfolgreich - und erhielten als Belohnung eine Tasse Kaffee.

Die Sperren wurden wieder aufgehoben, die Anwohner konnten in ihre Häuser zurückkehren. Einige Rettungskräfte hatten aber noch zu tun: Sie mussten diejenigen, die nicht so mobil waren, wieder nach Hause bringen.