Ingolstadt
"Nicht die Rosinenpicker von außerhalb fördern"

Foodtrucks in der Innenstadt? Anlässlich der neuen politischen Diskussion ein Gespräch mit IN-City-Chef Thomas Deiser

21.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:54 Uhr

Guten Appetit! Die bisherigen Auftritte von Foodtruck-Betreibern am Stadtrand sind stets auf große Resonanz gestoßen. Aus der Innenstadt waren die mobilen Schnellküchen bislang verbannt. Diese Regelung könnte jetzt aber etwas gelockert werden. ‹ŒArch - fotos: Eberl, Schmatloch

Ingolstadt (DK) Sogenannte Foodtrucks gehören zu den kulinarischen Attraktionen in vielen Städten und Einkaufszentren. Vom Burger bis zu vegetarischen Spezialitäten repräsentieren sie eine Art der Verpflegung irgendwo zwischen Fast Food und anspruchsvollem Essen.

Doch die Beliebtheit derartigen Essens auf Rädern ist zwar bei den Bürgern meist ziemlich groß, nicht aber bei den Politikern. Wie in Ingolstadt, wo diese rollenden Küchen seit dem Jahr 2003 in der Innenstadt ausdrücklich verboten sind. Das will die Verwaltung nun ändern und zumindest temporär solche Foodtrucks zulassen. Wenn der Stadtrat - was zu erwarten ist - diesen Weg mitgeht. Das wird sich am heutigen Donnerstag weisen, wenn der Veranstaltungsausschuss sich erneut mit diesem Thema auseinandersetzt. Über die Bedenken gegen diese Trucks, aber auch über die Chancen, die Innenstadt damit vielleicht ein wenig attraktiver zu machen, sprachen wir mit Thomas Deiser, Chef des Innenstadtvereins IN-City und Stadtrat der CSU.

Herr Deiser, was ist eigentlich so böse an Foodtrucks? Warum wehren sich nicht unerhebliche Teile des Stadtrates gegen deren Zulassung in der Innenstadt?

Thomas Deiser: Das hat damit zu tun, dass wir hier eine ortsansässige Gastronomie haben. Und wir wollen natürlich in erster Linie die Ortsansässigen stärken und deshalb Foodtrucks nur in Ausnahmefällen zulassen. Das wochenweise mal zuzulassen ist denkbar, aber es sollte keine Dauereinrichtung werden.

 

Andere Städte veranstalten sogar eigene Foodtruck-Festivals. Hier in Ingolstadt müssen solche Veranstaltungen ausweichen auf die grüne Wiese wie beispielsweise auf den Selgros-Parkplatz. Wäre so etwas nicht eine Attraktion für die Innenstadt?

Deiser: Beim zweiten verkaufsoffenen Feiertag hatten wir Anfragen von Foodtrucks für den Paradeplatz. Aber ich weiß nicht, wie das die Attraktivität noch weiter hätte steigern sollen. Ich sehe das eher so, dass jemand davon profitieren will, wenn wir sowieso schon etwas veranstalten. Die Attraktivität eines verkaufsoffenen Feiertags zum Beispiel ist ja schwer zu steigern.

Die Möglichkeiten, sozusagen im Vorübergehen mal eben etwas Leckeres zu essen, sind in der City doch arg beschränkt auf die traditionellen Angebote von der Bratwurst über die Leberkäs-Semmel bis zum Döner. Wäre da nicht eine Ausweitung des Angebotes wünschenswert?

Deiser: Wie gesagt - in Ausnahmefällen vielleicht. Wir haben im Grunde an Angeboten alles, was man sich wünschen kann, von den Nationalitäten als auch von der Qualität. Und es kommen beispielsweise mit der Burgerkette "Hans im Glück" weitere Angebote dazu. Das ist ja grundsätzlich eine gute Entwicklung. Noch vor Jahren sind solche Geschäfte in den Westpark gegangen, jetzt kommen sie in die Innenstadt.

 

Wo ist für Sie der wesentliche Unterschied zwischen einem stationären Imbissstand und einem Foodtruck?

Deiser: Die stationären Imbissstände sind Geschäfte, die Miete bezahlen, die einen Leerstand besetzen und in der Regel auch in Ingolstadt ihre Steuern entrichten. Man muss schon auf seine eigenen Leute schauen und nicht immer nur Leute von außen bevorzugen.

 

Mit der Eröffnung des Primark und anderer Billigläden wird das Publikum in der Fußgängerzone vermutlich deutlich jünger werden. Da wären Foodtrucks doch die ideale Möglichkeit, dieser Altersgruppe sozusagen auch kulinarisch entgegenzukommen.

Deiser: Das ist grundsätzlich schon richtig. Ich habe aber deutlich mehr Nachfragen rings um den Bereich Primark von Imbiss- und sonstigen Gastroeinrichtungen, die sich da niederlassen wollen. Ich halte einfach mehr davon, die Einheimischen zu fördern, die 365 Tage im Jahr hier arbeiten und für Lebendigkeit in der Innenstadt sorgen, als Rosinenpicker von außerhalb, die den angestammten Gastronomen das Geschäft wegnehmen.

 

Was heißt wegnehmen? Bei den überaus erfolgreichen und publikumsträchtigen Antikmärkten war es doch bislang eher so, dass die ansässigen Gastronomen das ignoriert haben und viele dieser Betriebe geschlossen waren. Etwas zu essen zu bekommen war da eher Glücksache.

Das stimmt. Das war beim ersten Mal ganz krass. Vielleicht brauchen die etwas Zeit um aufzuwachen. Aber in der letzten Zeit hatten schon viele auf.

 

Das Gespräch führte

Michael Schmatloch.