Ingolstadt
"Prinzipiell für alles offen"

Zwei Jahre nach dem Erwerb: Kellerhals-Firma JKV sucht Mieter fürs frühere Marktkauf-Gebäude

08.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:59 Uhr

Architektonisch auffälliger Leerstand: Für den Marktkauf-Komplex an der gleichnamigen Kreuzung von Theodor-Heuss- und Nürnberger Straße hat sich auch gut drei Jahre nach dem Umzug des Kaufhauses noch keine neue Verwendung ergeben. Der neue Eigentümer sucht inzwischen per Inserat nach Mietinteressenten. - Fotos: Eberl

Ingolstadt (DK) Es ist einer der größten Leerstände im Stadtgebiet: Das frühere Marktkaufgebäude an der Kreuzung von Theodor-Heuss- und Nürnberger Straße harrt nun bereits gut drei Jahre einer neuen Nutzung. Die Immobilienfirma JKV als Eigentümerin preist den Komplex jetzt als Mietobjekt an - offenbar ohne festes Konzept.

Die entsprechende Anzeige, die jüngst im DONAUKURIER erschien, war spärlich betextet: "Bis zu 10 500 Quadratmeter Mietfläche mit 600 Stellplätzen" war da unter einem Foto des vormaligen Kaufhauses zu lesen, das sich im Oktober 2014 kleiner gesetzt hatte und ins frühere Allkauf-Gebäude an der Theodor-Heuss-Straße umgezogen war. Das Inserat liest sich so, als ob dem Eigentümer sowohl eine Komplettnutzung durch einen Mieter als auch eine Teillösung oder die Aufteilung in mehrere kleinere Nutzungseinheiten recht wäre.

JKV - das ist die Grundstücksverwertungsgesellschaft von Jürgen Kellerhals (53), Sohn des kürzlich verstorbenen Mediamarkt-Gründers Erich Kellerhals und in Ingolstadt Eigentümer und/oder Betreiber mehrerer Hotels. Unter anderem gehört Kellerhals das ebenfalls an der Marktkauf-Kreuzung gelegene Ara-Hotel. Auch die Fläche im Nordosteck der Kreuzung ist im Portfolio von JKV. Keine Frage, dass das Unternehmen und der hinter ihm stehende Investor großes Interesse daran haben, die Immobilien an diesem Einfallstor ins nordöstliche Stadtquartier gedeihlich weiterzuentwickeln.

Allerdings klingt das, was JKV-Geschäftsführer Roland Hörner dem DK gestern auf Anfrage zum bewussten Inserat sagte, nicht nach einem fest umrissenen Konzept: "Wir sondieren das jetzt mal", lautet seine recht allgemeine Auskunft. Man habe das Marktkauf-Gebäude regional im DK, aber auch überregional über ein Immobilienportal im Internet beworben, so die Stellungnahme. Grundsätzlich schwebt JKV offenbar eine erneute Vermietung an Unternehmen aus dem Einzelhandels- oder Dienstleistungssektor vor. Eine Nutzung als Bürokomplex kommt für die Verwertungsgesellschaft laut Höner hingegen "weniger" in Betracht. Man sei ansonsten aber, so der Unternehmenssprecher, "prinzipiell für alles offen".

Die JKV hatte den Marktkauf-Komplex vor ziemlich genau zwei Jahren erworben, nachdem der vormalige Eigentümer, die Hamburgische Immobilienhandlung (HIH) Real Estate GmbH mit einem Sanierungs- und Vermietungskonzept sang- und klaglos untergegangen war. Wie seinerzeit berichtet, hatten die Hanseaten für das Anfang der 90er-Jahre nach Plänen der Ingolstädter Architekten Helmut und Klaus Stich erbaute Kaufhaus eine Strategie entwickelt, nach der dort eine Aldi-Filiale, eine Niederlassung der Drogeriekette dm und ein Fitnessstudio eröffnen sollten. Faktisch passierte aber nichts. Ohne dass jemals Handwerker für Umbauten angerückt waren, verschwand das Hamburger Konzept in der Versenkung.

Investor Jürgen Kellerhals, der in Sachen Marktkauf Anfang 2016 die Bühne betrat, hatte es mit einer Vermarktung seiner neuen Immobilie allerdings auch nicht sonderlich eilig. Zunächst einmal stehe eine technische Analyse des Kaufobjektes an, hatte JKV-Geschäftsführer Hörner den DK seinerzeit auf Anfrage wissen lassen. Lediglich eine Wohnnutzung des Komplexes hatte er damals ausgeschlossen. Von einem Baumarkt als möglichem Mietinteressenten war auch noch die Rede gewesen. Dann wurde es ruhig um den Fall.

Dass die Firma JKV und ihr Eigentümer bei Investments einen langen Atem haben, ist in Ingolstadt schon länger bekannt. Das Unternehmen hatte vor Jahren auch das frühere Körnermagazin an der Esplanade erstanden und sich dann um den geplanten Abriss der Bauruine einen langen Rechtsstreit mit der Stadt geliefert. Nachdem das Verwaltungsgericht die Denkmalwürdigkeit des Baus festgestellt hat, ist auch hier die weitere Nutzung offen.