Ingolstadt
Weihnachtscircus kommt mit vollem Programm, aber doch ohne Löwennummer

08.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:05 Uhr
Auf den Plakaten – wie hier am Brückenkopf – wird die Löwennummer im Wintercircus angepriesen. Die Raubtiere bleiben aber in Tschechien. Die Absage führt die Zirkusmannschaft auf eine „politische Entscheidung“ der Stadt Ingolstadt zurück. Diese weist das aber zurück. −Foto: Johannes Hauser

Ingolstadt (DK) Zum ersten Mal gastiert ein Weihnachtscircus in Ingolstadt und bringt in der kalten Jahreszeit etwas Manegenluft auf den Volksfestplatz. Allerdings verzichtet der Zirkus auf seine ursprünglich angekündigte Löwennummer. Mit dem hier diskutierten Wildtierverbot hat das nur am Rande zu tun.

Francesco Spindler, der als Zirkusmann nur mit dem Künstlernamen in Form des Vornamens in Erscheinung treten will, sprudelt geradezu vor Begeisterung. Erstmals in Ingolstadt! Man sei sehr froh, zugelassen worden zu sein! Und im Gegenzug bringe man rund zweieinhalb Stunden Unterhaltung, "ein volles Programm". International sogar, mit beheiztem Foyerzelt, Liveorchester, Artisten und Tieren. Pferde, Kamele, Hunde - 70 an der Zahl. "Aber keine Wildtiere", sagt Francesco. Keine mehr, muss man korrekterweise anfügen.

Die zunächst beworbene Löwennummer gibt es jetzt doch nicht zu sehen. "Wir haben schon eine Ersatznummer organisiert", verspricht der Zirkussprecher. Eine weltmeisterliche BMX-Radnummer füllt das Programm. Dabei wären die Löwen extra für Ingolstadt engagiert gewesen. Mit der Absage hat der Zirkus nun für Verwirrung gesorgt. In einer Mitteilung auf Facebook nannte die Mannschaft "eine politische Entscheidung" in Ingolstadt als dafür verantwortlich, was dem Vorgang etwas Beachtung und Lob und Kritik von einigen wenigen Beobachtern in den sozialen Netzwerken einbringt - von Wildtiergegnern in Zirkussen und enttäuschten Zirkusfreunden gleichermaßen.

Wer die Zirkus-Begründung liest, der bringt sie natürlich mit dem in Ingolstadt diskutierten Auftrittsverbot für Zirkusse mit Wildtieren auf städtischen Flächen in Verbindung. Auf Betreiben der Grünen hatte der Veranstaltungsausschuss kürzlich tatsächlich einen entsprechenden Antrag auf den Weg gebracht. Allerdings ist dies erstens nur die erste Stufe, weil zweitens der Stadtrat in einer seiner Vollversammlungen darüber entscheiden muss, die drittens frühestens im Februar stattfinden wird, die Zustimmung viertens sehr fraglich ist, weil fünftens die ganze Angelegenheit rechtlich sehr umstritten ist, ein Auftrittsverbot aber siebtens ohnehin nur für die Zukunft gelten würde und bereits geschlossene Verträge - wie eben beim Weihnachtscircus - davon nicht berührt würden.

Dass die Löwennummer nicht in Ingolstadt zu sehen sein wird, "hat nichts mit dieser politischen Diskussion zu tun", betont auch Stadtsprecher Michael Klarner auf DK-Nachfrage. Die Stadt habe den Auftritt der Löwen nicht untersagt. Eine erforderliche Genehmigung liegt aber auch nicht vor, weil es so weit nicht gekommen ist. "Es wäre aber möglich gewesen", sagt Klarner und weist das Gerücht von einem Verbot noch einmal von sich. Aus Tierschutz- sowie aus Sicherheitsgründen muss ein reisender Zirkus beziehungsweise der Tierhalter (der Löwen) entsprechende Unterlagen und Bestätigungen vorlegen. Beim Wintercircus war die Besonderheit, dass die angekündigte Raubtiernummer mit Löwen aus Tschechien vonstattengehen sollte, die das erste Mal ins Bundesgebiet einreisen. "Soweit ich weiß, ist da aber nichts vorgelegt worden", sagt Klarner.

Letztlich verzichtet der Zirkus tatsächlich freiwillig auf die Großkatzen, bestätigt Sprecher Francesco. "Wir möchten mit der Stadt Ingolstadt im Guten sein und immer wieder gerne kommen dürfen und gerne empfangen werden." Der Zirkus stellt für sich schon den Zusammenhang mit dem bundesweit immer wieder diskutierten Wildtierverbot in Zirkussen her. Der Blick der Öffentlichkeit sei dadurch schon auf Ingolstadt gerichtet. Und Demos vor einem Weihnachtscircus wolle man nun doch nicht haben. Wobei Francesco anhand der guten Vorverkaufszahlen ablesen will, dass die Ingolstädter gewiss zirkusbegeistert seien. Wer unbedingt Löwen sehen will, für den gebe es "eine zeitgemäße Variante" im Programm, sagt Francesco lachend: Besucher aus dem Publikum, die im Löwenfell in der Manege Kunststücke machen. Das dann als Clownnummer - aber höchst unterhaltsam.