Ingolstadt
Volksfest hinter Gittern

OB Lösel zapft mit zwei Schlägen an Viele neue Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Gäste

23.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:16 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) O'zapft is! Mit zwei Schlägen hat OB Christian Lösel am Freitag das erste Fass auf dem Herbstvolksfest angezapft. Am Abend stand das Feuerwerk auf dem Programm. Bis zum 3. Oktober erwartet die Besucher am Volksfestplatz an der Dreizehnerstraße ein abwechslungsreiches Angebot.

Im Gegensatz zum verregneten Auftakt des Pfingstvolksfestes war das Wetter am Freitag für einen Volksfestspaziergang geeignet. Die Neuheiten unter den Fahrgeschäften sind heuer die Riesenschaukel Konga und die Achterbahn Crazy Mouse. Wenn die Riesenschaukel ihre maximale Flughöhe von 45 Metern erreicht hat, hört man am Boden immer noch die Schreie der Insassen, die mit einer Spitzengeschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde und 4 g Erdbeschleunigung herumgewirbelt werden.

Luisa (14) und Sofia (12) stehen vor der Leopardenspur, einem Klassiker auf dem Volksfest. Das Fahrgeschäft gefällt Sofia am besten. "Mein Lieblingsfahrgeschäft ist Breakdance, aber das ist leider nicht da", sagt Luisa. Unter den vertretenen Fahrgeschäften ist das Kettenkarussell ihr Favorit. Das Bierzelt sei für die beiden nicht interessant. "Das finde ich langweilig", berichtet Luisa.

Eine Änderung im Vergleich zu den Vorjahren fällt jedem Besucher sofort auf. Dieses Jahr ist das Volksfest vollständig umzäunt. An den sechs Eingängen werden außerdem stichprobenartig Taschen kontrolliert. Die Polizei hat auch Kameras installiert, mit denen sie das Gelände überwachen kann. "Die meiste Arbeit ist präventiv", erklärt Peter Steffen, Bereichsleiter bei der Sicherheitsfirma Secura. Dass Terroristen auch in kleineren Städten zuschlagen, habe der Sprengstoffanschlag im Juli in Ansbach gezeigt. "Man muss zwischen Freiheit und Sicherheit abwägen", so Steffen. Trotz der Zäune seien genug Fluchtwege vorhanden, sodass die Leute im Falle einer Massenpanik schnell wegkommen. Im Vergleich zu früher gebe es heute viel weniger Probleme für die Mitarbeiter der Sicherheitsfirma, sagt Steffen. Insgesamt 150 Polizisten werden während des gesamten Volksfestes das Gelände bewachen, dazu kommen 36 Sicherheitsleute im Dienst der Stadt.

Ursula Wolf (82) und ihr Mann Herbert (77) fühlen sich sicher auf dem Volksfest. Dass die vielen Sicherheitskräfte nötig sind, finden sie nicht gut. Das Paar habe sich vor 53 Jahren um 17.45 Uhr auf dem Oktoberfest kennengelernt. Schon bei ihrem ersten Treffen habe ihr Mann davon gesprochen, dass er sie heiraten wolle. "Vor ein paar Wochen hatten wir Goldene Hochzeit", erzählt sie. Die Wiesn und das Ingolstädter Herbstfest könne man aber nicht vergleichen, findet ihr Mann. "Das Volksfest ist ruhiger und gemütlicher", sagt er.

Neu ist heuer auf dem Volksfest eine Aktion, an der das Polizeipräsidium Oberbayern Nord, der Verein Wirbelwind, das Caritas-Frauenhaus Ingolstadt, der Soroptimist International Club Ingolstadt, der Zonta-Club Ingolstadt und der Bayerische Landessportverband beteiligt sind. Auf der Aktionskarte, die am Freitag an den Eingängen verteilt wurde, stehen Ratschläge und Tipps, mit denen für die Gefahren von Grenzverletzungen sensibilisiert und das fröhliche Feiern vom Beginn bis zum Nachhauseweg unterstützt werden soll. Die Ratschläge sind etwa die Vereinbarung von Treffpunkten mit Freunden, seine Wertgegenstände diebstahlsicher am Körper zu tragen, Alkohol nur in Maßen zu genießen, vor sogenannten K.o.-Tropfen auf der Hut zu sein und sich Hilfe im Notfall zu holen. Mit den Ratschlägen und der Aktionskarte erhofft sich das Aktionsbündnis, das fröhliche Feiern zu unterstützen und die Sicherheit aller Besucherinnen und Besucher des Herbstfestes, aber auch anderer Feierlichkeiten, zu fördern.

Kurz vor dem Anzapfen sitzen Doro, Fanny und Kaya (alle 16) an einem Biertisch. Sie tragen, wie die meisten im Bierzelt, Tracht. Das Volksfest gefällt den Mädchen besser als der Barthelmarkt. "Da war es zu heiß", erzählt Doro. Sie werden beide Wochenenden auf dem Volksfest verbringen. "Sonntag ist schlecht wegen der Schule", sagt Fanny. Dann schreitet OB Christian Lösel zur Tat. Mit zwei Schlägen zapft er das erste Fass souverän an und ruft danach die unvermeidlichen Worte ins Mikrofon: "O'zapft is! Auf ein friedliches Herbstfest."