Ingolstadt
Viel Zustimmung für Markus Söder

Auch in Horst Seehofers Heimatort Ingolstadt findet der neue Ministerpräsident Unterstützung

18.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr

Ingolstadt (DK) Seit Freitag ist der Nürnberger Markus Söder als Nachfolger des Ingolstädters Horst Seehofer neuer Ministerpräsident Bayerns. Und auch wenn die Schanz auf lange Sicht wohl keinen Ministerpräsidenten mehr stellen wird, findet der überwiegende Teil der Ingolstädter den Wechsel dennoch gut.

Es gibt aber auch kritische Stimmen, wie eine Umfrage zu diesem Thema am Samstag ergab. "Da sagen wir nichts dazu. Man weiß ja nicht, was passiert. Am Ende stehen wir auf irgendeiner Liste." Die beiden Männer, von denen diese Aussage stammt, sind für die Zukunft eher skeptisch, wie sie sagen. Auf weitere Details wollen sie sich bei ihrem Bummel über den Wochenmarkt aber nicht einlassen und schon gleich gar nicht ihre Namen in der Zeitung lesen oder ihr Bild dort sehen.

Das will auch ein anderer Mann nicht, der trotz der am Samstag herrschenden Kälte und des eisigen Windes vor einer Bar seinen Kaffee schlürft und in Bezug auf Söder nur kurz und bündig meint: "Da hamma uns oan ei'gfanga". Und ein weiterer Passant sagt lediglich, dass er schon seine persönliche Meinung zu diesem Thema habe, diese aber nicht preisgeben werde.

Ganz anderer Meinung ist da freilich Rosi Henkelmann aus dem Landkreis Ansbach. Als Fränkin freue sie sich, dass jetzt ein Franke Ministerpräsident ist: "Das ist doch schön." Sie habe sich die Fernsehübertragung von Söders Ernennung zum Ministerpräsidenten angesehen und sie "spannend und interessant" gefunden. Henkelmann sieht den Wechsel positiv und glaubt, dass nun die Politik transparenter werde. Allerdings geht sie nicht davon aus, dass die bayerische Politik nun stärker in Richtung Franken orientiert sein werde.

Den Wechsel vom Ingolstädter Seehofer auf den Franken Söder hält Christian Demmel (mit Sohn Simon) aus Ingolstadt nicht für nachteilig für die Schanz. "Ich denke, dass das nichts ausmacht", sagt er und fügt an, "Söder wird es genauso machen wie Seehofer", möglicherweise aber etwas geradliniger und "nicht heute so und morgen so".

Wie Demmel glaubt auch Marco Hermes aus Karlskron, dass ein Ministerpräsident nicht auf eine Stadt fokussiert sein dürfe, sondern Verantwortung für das ganze Land trage. Er rechnet damit, dass es "keinen Unterschied zwischen Bayern und Franken" geben werde, aber "vielleicht wieder mehr Agilität in der Politik". Bei Söder selbst hat Hermes einen Wandel ausgemacht. "Jetzt kommt bei ihm mehr der Staatspolitiker raus, nicht mehr der Polterer." Beim neuen Ministerpräsidenten gehe es nun "mehr Richtung überlegte Politik und Verantwortung".

Diese Veränderung hat auch Rosemarie Hofbeck (im Bild rechts) festgestellt. Markus Söder sei jetzt, an seinem Ziel angelangt, "viel moderater" als vorher. Die Ingolstädterin ist wie Helmut und Anita Schießl, ebenfalls aus Ingolstadt, mit denen zusammen Hofbeck gerade den Wochenmarkt besucht, der Meinung, dass nach zehn Jahren ein Wechsel im Amt des Ministerpräsidenten gut tue. Gleichzeitig hofft Helmut Schießl aber dennoch, dass Söder Kontinuität reinbringe und er das Problem zu weniger bezahlbarer Wohnungen angehe. Dass künftig mehr Entscheidungen oder Zusagen zugunsten von Nürnberg statt von München oder Ingolstadt ausfallen, glauben die Schießls nicht, und "wenn, dann nur in Nuancen". Einen ganz anderen Aspekt bringt Anita Schießl dann noch ein, wenn sie zugibt: "Ich hätte mir allerdings Ilse Aigner gewünscht."

"Als Ingolstädter hätte ich Seehofer gerne weiter gehabt", sagt Markus Lob, aber er sei "auch ganz zufrieden mit Söder". Für Ingolstadt werde sich durch den Wechsel "nichts verbessern, aber auch nichts verschlechtern". Vom neuen Ministerpräsidenten erwartet Lob, dass er "Bayern auf dem hohen Niveau hält" und dabei eine "Politik der offenen Türen" praktiziere.

Für "etwas gemäßigter" als seinen ihrer Ansicht nach sehr München-orientierten Amtsvorgänger Seehofer halten Larissa Kilgus und Sebastian Schwarz den neuen Mann an der Spitze des Freistaats. Generell sind die Beiden der Meinung, dass "frischer Wind nicht schaden kann", weshalb sie den Wechsel nicht schlecht finden.

Zumindest dieser - nicht repräsentativen - Umfrage zufolge kann Markus Söder also auf viel Unterstützung bauen. Neben seinen üblichen Aufgaben als Ministerpräsident hat er (aber auch die gesamte Politik) jedoch noch eine ganz spezielle: Jugendliche für Politik zu begeistern. Denn gerade mehrere jüngere Befragte wollten oder konnten keine Antwort geben mit dem Verweis: "Politik interessiert mich nicht." Einer von ihnen stellte sogar die - durchaus ernst gemeinte - Gegenfrage: "Wer ist Söder"