Ingolstadt
Trotz Baubooms noch gewaltige Nachfrage

Immobilienbericht von Sparkasse und LBS: Preise für neue Eigentumswohnungen gehen durch die Decke

22.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:05 Uhr

Bauboom in Stadt und Land: Wie hier an der Gerolfinger Straße entstehen allenthalben in der Region Neubauten. Noch ist der durch Zuzug entstandene Bedarf nicht gesättigt. Die Marktbeobachter der Sparkasse rechnen aber mit einer Abflachung der Preiskurve. - Foto: Eberl

Ingolstadt/Eichstätt (DK) Beim Preisniveau auf dem regionalen Immobiliensektor wird das Allzeithoch so schnell nicht verlassen. Bei der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt, die bei Finanzierungen auf diesem Gebiet führend ist, wird allerdings eine allmähliche Konsolidierung erwartet.

Wie alle Jahre stellt das größte Geldhaus der Region seine Erkenntnisse zum Immobilienmarkt gemeinsam mit der Landesbausparkasse (LBS) vor. Die Bausparkasse der Sparkassen hat ebenso wie die einzelnen regionalen Institute einen hohen Marktanteil und einen entsprechend guten Überblick über das Geschäft.

Und dieses Geschäft boomt nach wie vor: Anhaltender Zuzug in den Freistaat und speziell auch in die Region Ingolstadt hält die Nachfrage nach Baugrundstücken und Wohnungen hoch, bilanzierten die Vorstände Erwin Bumberger (LBS) und Reinhard Dirr (Sparkasse) gestern vor der Presse. Auch in den kommenden Jahren, so ihre Prognose, werde dieser Mechanismus gleich bleiben. Hinzu komme die gewandelte Anlagestrategie vieler Menschen: Wer es sich erlauben kann, steckt sein Geld in der anhaltenden Niedrigzinsphase lieber in Immobilien als in Sparbriefe.

Die Marktbeobachter sehen allerdings eine ganz allmähliche Trendwende bei der Zinsentwicklung, weshalb allen Kaufwilligen, die zu einem guten Teil auf Finanzierungen setzen müssen, zu einer möglichst langen vertraglichen Zinsbindung geraten wird. Ansonsten könnten sich heute erträgliche Zins- und Tilgungsraten in einigen Jahren zu weit weniger tragbaren Belastungen auswachsen.

In der Region erwarten die Immobilienspezialisten trotz der bereits regen Bautätigkeit auf jeden Fall auch weiterhin eine anhaltend große Nachfrage nach Baugrundstücken, Häusern und Wohnungen - und zwar nicht nur in der Großstadt Ingolstadt und ihrem direkten Umgriff, sondern auch in Landgemeinden, die vormals etwas weiter weg vom Schuss lagen. Sparkassenvorstand Dirr nennt hier vor allem Orte, die in noch zumutbarer Entfernung an der Bahnlinie Treuchtlingen-Ingolstadt-München liegen und über einen Bahnhof verfügen: Mit dem für 2019 anvisierten Bahnhalt im Audi-Werk würden solche Gemeinden mit heute noch moderaten Grundstückspreisen für Audi-Pendler zunehmend attraktiv, so Dirrs Einschätzung. Das werde sich auch in der künftigen Preisentwicklung niederschlagen.

Im vergangenen Jahr hat die Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt (bzw. haben ihre Vorgängerinstitute) 403 Millionen Euro an Immobilienkrediten vergeben. Das kommunale Geldhaus, das auf diesem Sektor nach eigenen Angaben einen Marktanteil von 55 bis 60 Prozent hat, makelte im Jahr 2016 zudem 451 Wohnobjekte mit einem Gesamterlös von 93 Millionen Euro. Dieses Volumen habe statistisch zwei Notartermine pro Werktag erfordert, erläutert Vorstandsmitglied Dirr.

Grundsätzlich, so der fürs Immobiliengeschäft des Hauses zuständige Abteilungsleiter Stefan Winkler, sind in Ingolstadt inzwischen für gepflegte und gut ausgestattete Bestandsbauten durchaus Summen zu zahlen, die den Investitionen in Neubauten nicht mehr um viel nachstehen. Die Sparkasse legte gestern anhand ihres Marktüberblicks - aufgeschlüsselt auf die Geschäftsgebiete Altlandkreis Ingolstadt und Kreis Eichstätt - errechnete Durchschnittspreise für Neubauten und Gebrauchtimmobilien vor, die das in den vergangenen Jahren erreichte hohe Niveau unterstreichen (siehe Grafik unten).

Erstaunlich ist für Beobachter und Kaufinteressenten insbesondere die teils schon dramatische Entwicklung bei neuen Eigentumswohnungen, wo zumindest im Ingolstädter Stadtgebiet die Schallmauer von 5000 Euro pro Quadratmeter bei Spitzenobjekten jetzt durchbrochen worden ist. Allerdings sei das Überschreiten dieser Preisschwelle im Markt wohl etwas schwerer gefallen als vormals das Überspringen der 4000er-Marke, wie Stefan Winkler anmerkt. Er erwartet nun aber - nicht nur bei Eigentumswohnungen, sondern insgesamt - eine allmähliche Konsolidierung der marktüblichen Preise.

Eine gewisse Stagnation auf hohem Niveau oder eine künftig doch nur noch mäßige Preissteigerung sei sicher auch Folge der Entwicklung bei Audi, so Reinhard Dirr. Die bis vor zwei Jahren geradezu euphorischen Zukunftsprognosen des weit und breit größten Arbeitgebers haben im Zuge von "Dieselgate" bekanntlich einen Dämpfer erhalten, der auch zu einem weitgehenden Einstellungsstopp geführt hat.

Dennoch bestehe kein Grund zu Pessimismus, meint Sparkassenvorstand Dirr: "Ich glaube nicht, dass der Markt wegbrechen wird - so viel Vertrauen haben wir schon in die vier Ringe." Ein weiterer Marktmotor sei in Ingolstadt zudem die Technische Hochschule, deren Studentenzahlen bekanntlich kontinuierlich steigen. Auch das habe die Nachfrage nach Wohnraum angeheizt.