Ingolstadt
Tierschützer kündigen der Stadt

30.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr

Ingolstadt (DK) Der Ingolstädter Tierschutzverein geht auf Konfrontationskurs zur Stadt Ingolstadt, für die er bisher die Fundtieraufnahme regelte. Jetzt soll damit Schluss sein: Der Verein kündigt den Vertrag, wie der Vereinsvorsitzende Karl Ettinger bestätigt. "Seit Jahren bemühen sich die Tierschützer um eine faire Bezahlung dieser wichtigen Aufgabe", nennt Ettinger als Grund für den drastischen Schritt.

Bisher kümmerte sich der Verein mit seinem Tierheim um Fundtiere, Sicherstellungen sowie hilfsbedürftige Wildtiere in Ingolstadt - Tag und Nacht. "Zu allem Überfluss soll der Verein alle Tierarztkosten zahlen, die Tierärzte der Stadt in Rechnung stellen", berichten die Tierschützer. Für die pauschale Abrechnung der Fundtiere zahle die Stadt laut Verein "nur" 30 Cent jährlich pro Einwohner. Das entspreche etwa 15 Prozent der Kosten des Vereins. "Mit 72,5 Prozent ist die Fundtierversorgung größter Kostenfaktor im Tierheim. Der Rest ist dem reinen Tierschutzgedanken geschuldet. Es ist offensichtlich, dass man dafür weder Mitarbeiter bezahlen, ein Auto unterhalten oder eine vernünftige Versorgung der Tiere sicherstellen kann. Die Kommunen müssen sich um ihre gesetzlichen Aufgaben kümmern", sagt Ettinger.

Bisher hätten die Tierschützer die (finanzielle) Belastung einfach selbst geschultert. Der Verein erwartet Mehrkosten bei der Fundtierversorgung ab 2017 von rund 90 000 Euro alleine durch die Mindestlohnregelung. Daher sei es ihm nicht mehr zuzumuten, den Vertrag aufrechtzuerhalten. Die Geld- und Kraftreserven seien aufgebraucht. "Wir müssen die Reißleine ziehen, um Schaden vom Verein und damit von unseren Tieren fernzuhalten", so der Vereinsvorstand geschlossen in der Entscheidung.

1,50 Euro pro Jahr und Einwohner fordert der Verein für die Fundtierversorgung sowie weitere Sonderregelungen. Gespräche "auf Augenhöhe" mit Finanzbürgermeister Albert Wittmann gaben laut Ettinger "bereits Hoffnungen für eine faire Lösung. Aber es wird noch ein langer Weg sein, bis eine Einigkeit erzielt wird".

Was passiert nun mit Fundtieren? "Für die Tiere ändert sich nichts. Auch im neuen Jahr kümmert sich der Verein natürlich weiterhin um die Fundtierversorgung und lässt kein Tier im Stich", verspricht Ettinger. Der Verein könne (und werde) aber laut dem Vorsitzenden ab Januar 2017 "aufgrund der kommunalen gesetzlichen Verpflichtung" alle Kosten direkt nach tatsächlichem Aufwand an die Stadt berechnen.

An diesem Montag findet von 14 bis 17 Uhr ein Tierheimtag an der Alfred-Brehm-Straße statt.