Ingolstadt
Taktraum trotz Terror

Festival findet wie geplant morgen und am Samstag im Reduit Tilly statt mit mehr Sicherheitsvorkehrungen als sonst

27.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

"Absagen sind genau das, was die Terroristen erreichen wollen": Veranstalter Phil Schmid und seine Kollegen haben nach den Ereignissen des vergangenen Wochenendes keine Sekunde daran gedacht, das Festival abzusagen. - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Mit Musik und Tanz bei sommerlichem Wetter lockt das Taktraum-Festival morgen und am Samstag, 30. Juli, ins Reduit Tilly. Der Schwerpunkt des Programms liegt auf elektronischer Musik. Wegen des Anschlags auf ein Festival in Ansbach werden die Sicherheitsmaßnahmen erhöht.

Seit vier Jahren gibt es das Taktraum-Festival in Ingolstadt schon an unterschiedlichen Veranstaltungsorten. Zum ersten Mal sind dieses Jahr große Taschen und Rucksäcke verboten. Handtaschen sind aber erlaubt. Der Grund: Der Selbstmord-Anschlag auf ein Musikfestival in Ansbach am vergangenen Sonntag. "Außerdem werden die Besucher am Eingang mit Metalldetektoren untersucht", so Phil Schmid, einer der fünf Veranstalter. Er bittet die Besucher um Verständnis, dass die Wartezeiten dieses Jahr voraussichtlich länger sein werden als gewöhnlich. "Die Leute sollten am Besten etwas früher kommen", so Schmid. Für den Schritt haben sich die Veranstalter aus eigenem Antrieb entschieden. Eine konkrete Gefährdungslage gibt es nicht, gaben Polizeichef Peter Heigl und Oberbürgermeister Christian Lösel zu Protokoll.

Wie in den Jahren zuvor gibt sich das Team heuer wieder Mühe, neben einem abwechslungsreichen Programm, spektakuläre Kunstinstallationen zu zeigen. In einer großen Lagerhalle in Buxheim basteln Schmid und zwei Kollegen seit September an den Kunstwerken. Es sieht auf den ersten Blick etwas chaotisch aus, als Phil Schmid die Tür zur Halle öffnet. Schmid - schulterlange braune Haare, Baseballkappe, Jeans und Muskelshirt - schraubt an etwas herum, das später mal auf dem Festival die Außenbar werden soll. "Aus Platzgründen können wir sie erst auf dem Festivalgelände aufbauen", erklärt der 28-Jährige, der für Personalplanung und Aufbau zuständig ist.

In der Halle steht alle paar Meter ein Gegenstand, zu dem Schmid eine Geschichte erzählen kann. In einer Ecke parkt zum Beispiel ein blauer Trabi. "Den haben wir günstig über Ebay Kleinanzeigen bekommen", erzählt er. Das Auto wird auch als Dekoration auf dem Festivalgelände zu sehen sein. An anderer Stelle stehen Oszilloskope im Regal und auf Europaletten liegen unzählige Plattenspieler. "Wir sind viel auf Schrottplätzen unterwegs und suchen nach ausgefallenen Sachen", sagt der 28-Jährige.

Er arbeite nur mit Skizzen und Bauplänen, damit Transport und Lagerung nicht so kompliziert werden. Das Basteln habe er von seinem Vater, der Raumausstatter ist, gelernt. Ich habe mir aber auch viel selbst beigebracht, so Schmid. Stilistisch schlägt sein Herz vor allem für "komplexe Designs". Mit dem Wetter haben die Besucher dieses Jahr wohl Glück. Morgen und am Samstag ist Sonnenschein bei etwa 28 Grad gemeldet. Statt Regenschirmen sollten die Fans also lieber Sonnencreme mitnehmen.