Ingolstadt
So viele wie nie, so viel wie nie

Audi-Belegschaftsspende ergibt Rekordsumme von 715 000 Euro - mehr als 99 Prozent der Mitarbeiter machten mit

13.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr
Freude über die Rekordsumme: Den symbolischen Spendenscheck übergab gestern Abend der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Peter Mosch (vorne Mitte) mit Personalvorstand Wendelin Göbel (rechts daneben) an einige ausgewählte Vertreter der insgesamt 106 bedachten Einrichtungen in der Region. −Foto: Cornelia Hammer

Ingolstadt (DK) Zum 41. Mal öffneten die Audianer ihre Brieftaschen und gaben reichlich für soziale und karitative Einrichtungen in der Region.

Die Weihnachtsspende der Mitarbeiter ergab die Rekordsumme von 715 000 Euro und wurde traditionell vom Unternehmen (heuer mit fast 180 000 Euro) aufgerundet. Zur Gepflogenheit gehört auch, dass die bedachten Einrichtungen und Vereine die Zuwendung bei einem Abendessen mit feierlicher Scheckübergabe erhalten. Die Vertreter von 106 sozial engagierten Organisationen waren gestern in das Konferenzentrum des Autobauers an der Ettinger Straße eingeladen.

 

"Sie sind für die Menschen da, die nicht selten am Rand der Gesellschaft stehen", sagte Audis Gesamtbetriebsratchef Peter Mosch in seinen sehr persönlich und nachdenklich gehaltenen Gruß- und Dankesworten. Gerade in der Vorweihnachtszeit blieben Freude und Herzlichkeit auf der Strecke, weil jeder nur noch hetze. Er kenne das aus täglicher Erfahrung. Jeder sei "durchgetaktet". Und: Vor Weihnachten finde man keine Ruhe, "weil bald Weihnachten ist. An Weihnachten selbst gibt es keine Ruhe, weil Weihnachten ist. Und danach gibt es auch keine Ruhe, weil der Alltag schon wieder beginnt". Weniger Gedanken an das Fest, "sondern mehr an den Menschen", wünschte sich Mosch.

Einer seiner Vorgänger, der legendäre Fritz Böhm, hatte die Weihnachtsspende ins Leben gerufen. In den mehr als 40 Jahren kamen mehr als 17 Millionen Euro zusammen. Das machte auch den neuen Personalvorstand Wendelin Göbel stolz, der als "Kind der Region" (gebürtiger Eichstätter, wohnhaft in Nassenfels) das soziale Engagement - und vor allem das Ehrenamt - für absolut unverzichtbar hält. Er wisse, wovon er spreche: Als Pfadfinder, einstiger Chef des heimischen Kreisjugendrings, Vorstandmitglied der Lebenshilfe und Inhaber weiterer Posten ist ihm das eine Herzensangelegenheit.

Was mit dem Geld der Weihnachtsspende geleistet wird, zeigte beispielhaft Bernhard Resch, der das Cabrini-Zentrum in Offenstetten bei Abensberg leitet. Das 1946 für Kriegswaisen eröffnete Haus am schönen Wasserschloss ist inzwischen eine Einrichtung für Menschen mit Behinderungen und sonstigem Betreuungsbedarf. 84 Kinder und Jugendliche sowie 105 Erwachsene leben dort. Viel mehr gehen zur Schule oder werden betreut. Ein Begegnungszentrum ist Treffpunkt für Menschen mit und ohne Behinderung. Resch erzählte lustig und nachdenklich machend von seinen ersten Erfahrungen dort. "Wenn die ersten Gitarrenakkorde anklingen, ist die Tanzfläche voll." Er aber sei verklemmt am Rand gestanden und habe nur zugeschaut. Da habe er sich schon gefragt: "Wer ist hier eigentlich behindert?" Gestern schloss er: "Unsere Menschen sind so, wie sie sind - und das ist super so."