Ingolstadt
Sich selbst im Miniaturformat

Bei Media-Markt steht jetzt die erste Kabine, in der man sein 3D-Ebenbild drucken lassen kann

21.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:02 Uhr

Foto: Cornelia Hammer

Ingolstadt (DK) Wie eine überdimensionierte Litfaßsäule sieht sie aus. Im Inneren sind insgesamt 120 Kameras angebracht. In Sekundenschnelle entsteht ein 3D-Modell. Gerade günstig sind die daraus entstehenden Figuren allerdings nicht.

Wenn man ins Innere der Kabine tritt, strahlen einen von allen Seiten Lämpchen an. Alle 120 Kameras richten sich auf einen, und einen Augenblick später ist das Bild gemacht. "Das ist noch ein Prototyp", sagt Victor Almeida, Verkaufsleiter im Mediamarkt in der Eriagstraße. Direkt am Eingang des Elektrowarengeschäfts steht seit vergangener Woche die große runde Kabine, in der man mit einem 3D-Scan-Verfahren von sich eine Figur drucken lassen kann.

Einen ersten Kunden habe es schon gegeben. "Ein Familienvater hat sich mit seinen beiden Töchtern als 3D-Modell herstellen lassen", sagt Almeida. Und Anfragen gebe es auch bereits. Unter anderem von einer Schwangeren und von Hochzeitspaaren. "Die können sich dann als kleines 3D-Modell auf die Hochzeitstorte stellen."

Aber auch, wenn diese Kabine deutschlandweit die erste in einer Media-Markt-Filiale ist, neu ist der 3D-Druck keineswegs. Schon in den 1980er Jahren kamen die ersten Fabrikate auf den Markt. Durch immer bessere Technik sind 3D-Drucker auch für den Normalverbraucher erschwinglich. Nur eine begehbare Kabine, in der man selbst gescannt und als eigene Figur reproduziert werden kann, gibt es bisher selten.

Die Kabine entworfen hat Hansjörg Meyer, Geschäftsführer der Woffenbacher Firma Dig:ed in der Nähe von Nürnberg. Anstatt aus Polymergips werden die 3D-Figuren jetzt aus Hartplastik hergestellt. "Der Grund, dass wir diesen Weg gegangen sind, war, dass wir mit dem Gipsdruck nicht zufrieden waren", sagt Meyer. So sei es vorgekommen, dass die Farbschattierungen nicht gepasst haben. "An manchen Stellen bei einem 3D-Modell einer blonden Frau ging der Farbton zum Teil ins Grüne." Aber auch weitere Nachteile habe der Druck aus Gips. "Die Stabilität ist sehr beschränkt. Kleinere Teile, wie ein Finger, können leicht abbrechen. Und durch UV-Strahlen verblassen die Farben relativ schnell." Durch die neue Technik sei die Stabilität der Figuren um ein Vielfaches erhöht, und auch Wasser könne der Figur nichts anhaben. Etwa teuerer werden die Figuren dann allerdings schon. "Sie kosten etwa 10 bis 15 Prozent mehr", sagt Meyer.

Die Figuren lassen sich in verschiedenen Größen herstellen. Die kleinste hat ein Größenverhältnis von 1:87. Ein Mann mit einer Größe von 1,80 Metern wäre dann etwa zwei Zentimeter groß. "Wir haben viele Eisenbahnfans", sagt Meyer. Sehr detailliert seien die kleinen Figuren dann allerdings nicht mehr. Dafür seien sie einfach zu klein. 49 Euro kostet so eine Figur im Modellbauformat H0.

Sein Ebenbild könne man dann bis zu einer Größe von 25 Zentimetern drucken lassen. Das hat allerdings seinen Preis: Gut 600 Euro kostet so eine Figur. Etwa zwei Wochen müsse man dann noch warten, bis die sie abholbereit im Markt liegt. Und eine in Lebensgröße? Diese Anfrage hatte Hansjörg Meyer tatsächlich schon mal. "Vor etwa zweieinhalb Jahren wollte ein Herr sich dreimal selbst in Lebensgröße drucken lassen", erzählt Meyer. Kostenpunkt: 40 000 Euro pro Figur. Als der Herr den Preis erfuhr, habe er es sich dann aber doch anders überlegt. Technisch wäre so etwas aber möglich. "Eine 1,80 Meter große Person müsste dann aber in vier Teilen gedruckt und zusammengesetzt werden."

Doch die Kabine soll noch mehr können, als Menschen als 3D-Modelle zu drucken. "Wir wollten in einer Befragung herausfinden, wen die Menschen am liebsten als 3D-Modell haben wollen", erzählt Meyer. Und das Ergebnis unter 10 000 Befragten habe ergeben, dass die meisten sich Figuren von Menschen wünschten, die gar nicht mehr lebten. Etwa dem verstorbenen Hund oder dem Großvater. "Mit einem Frontfoto lässt sich die Figur mit einer Genauigkeit von 75 bis 80 Prozent herstellen, mit mehreren Fotos aus verschiedenen Perspektiven sogar bis 95 Prozent", sagt Meyer.

Neben dem Herstellen einer Figur aus Hartplastik habe die Kabine aber noch einen zweiten Aspekt, der aber erst im kommenden Jahr möglich sein soll. Und zwar könne man sich durch die Kameras gleich digital vermessen und ein computergeneriertes Alter Ego erstellen lassen, so Meyer. Bei diesem sogenannten 3D-Avatar, der von allen Seiten betrachtet werden kann, sei es sogar möglich, ihn auf Facebook zu posten. In einer "Print"-Version könne man sich die Datei auch nach Hause schicken lassen und am heimischen 3D-Drucker ausdrucken. Diese ist etwa 50 Megabyte groß und hat 100 000 Polygone. Polygone sind kleine Dreiecke, aus denen die Figur digital zusammengesetzt ist. Je mehr Polygone, desto detaillierter wird die Figur. Grafikdesigner können sie dann für Animationen verwenden. In Zukunft solle es sogar möglich sein, mit seinem digitalen 3D-Ich Kleidung digital anzuprobieren.

Am morgigen Samstag von 10 bis 19 Uhr beantwortet Klaus Wischermann, Verkaufsleiter bei Dig:ed, im Media-Markt Fragen. Im kommenden Jahr sollen weitere Kabinen in Nürnberg und Cottbus folgen.