Ingolstadt
Pro und contra Kammerspiele

Der Bau einer Ersatzspielstätte fürs Stadttheater ist bei den Freien Wählern umstritten

23.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr
Während inzwischen ein Standort neben dem Neuen Schloss diskutiert wird, sahen erste Pläne von Mitte 2015 die Kammerspiele im Klenzepark vor. −Foto: Entwurf: Architekturbüros Fabre/Speller und Baurconsult

Ingolstadt (DK) Um aktuelle Themen aus dem Stadtrat ging es in der jüngsten Mitgliederversammlung der Freien Wähler im Gasthof Anker. Dabei standen der Haushalt 2017, dessen Eckdaten Fraktionsvorsitzender Peter Springl erläuterte, und die geplante Ersatzspielstätte fürs Stadttheater, die sogenannten Kammerspiele, im Mittelpunkt.

Während es aus den Reihen der FW-Mitglieder zum Haushalt nur einige Fragen gab, entzündete sich an der Frage, wo die Kammerspiele gebaut werden sollen und ob sie überhaupt erforderlich sind, eine lebhafte Diskussion.

Peter Springl erklärte, den vorliegenden Antrag der Rathaus-Opposition, die Planung der Kammerspiele in eine breite Bürgerbeteiligung einzubetten, möchte er um Kosten-Nutzen-Rechnungen für beide ins Auge gefassten Standorte und um die grundsätzliche Frage, ob der Bau einer Ersatzspielstätte tatsächlich notwendig ist, ergänzen. Springl erntete damit sowohl Zu- als auch Widerspruch. Vor allem die Stadträte Gerd Werding und Markus Reichhart verteidigten die bisherige Planung vehement und meinten, die Sanierung des Stadttheaters sei absolut notwendig und müsse jetzt bald in Angriff genommen werden. Eine Ersatzspielstätte sei unverzichtbar, weil sonst das Theaterensemble auseinanderfalle, die hohe Qualität des Stadttheaters nicht mehr gehalten werden könne und das Publikum dann wegbleibe. Außerdem sei die Finanzierung der Ersatzspielstätte trotz der jetzt angespannten Haushaltslage gesichert.

Andere Diskussionsredner hielten dem entgegen, dass es sehr wohl möglich sein müsse, während der Sanierung des Stadttheaters auch ohne einen 20 Millionen teuren Ersatzbau über die Runden zu kommen. Das Ensemble könne in dieser Zeit zum Beispiel in der Halle 9, in anderen größeren Sälen, in Schulen und auch in den Nachbarstädten auftreten. "Sollen doch diejenigen, die sich gerne so kreativ geben, mal ihre Kreativität unter Beweis stellen," meinte ein Redner. Nicht nur in Ingolstadt müsse das Theater saniert werden, andere Städte stünden vor derselben Aufgabe. Es sei aber kein Fall bekannt, wo das jeweilige Ensemble als Ersatzspielstätte einen neuen Theaterbau hingestellt bekomme. Außerdem - so ein Diskussionsteilnehmer - sei es schwer vermittelbar, den Ingolstädter Vereinen mit Verweis auf die Haushaltslage die ohnehin schon bescheidenen Zuschüsse zu kürzen, auf der anderen Seite aber für viele Millionen ein Theater zu bauen. Allerdings sollen die Kammerspiele auch dauerhaft das marode Kleine Haus des Stadttheaters beim Turm Baur ersetzen.

FW-Vorsitzender Hans Stachel entschärfte die Diskussion schließlich mit dem Hinweis, es zeichne die Freien Wähler aus, dass nicht alle einer Meinung sein müssten und dass offen, aber sachlich diskutiert werde. Das galt auch für ein weiteres Thema, den verkaufsoffenen Feiertag 3. Oktober. Auch hierzu wurden Argumente pro und contra ins Feld geführt. Ein letzter Punkt war die Nutzung der neuen Gebäude an der Gustav-Adolf-Straße. Peter Springl erläuterte die Vorgeschichte und den aktuellen Stand und meinte, im Zuge des großen Zustroms von Flüchtlingen im vergangenen Jahr sei es notwendig gewesen, rasche und pragmatische Entscheidungen zu treffen. Jetzt stelle sich die Situation wieder ganz anders dar, und auch darauf müsse pragmatisch reagiert werden. Deshalb könnten in den Gebäuden jetzt auch Studenten, Azubis und Seminarteilnehmer untergebracht werden.