Ingolstadt
Nur der Defiliermarsch fehlt noch

Verleihung des oberbayerischen Heimatpreises mit Markus Söder: Eine Ode an den Freistaat

21.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr
Ausgezeichnetes Ensemble: Die Zandter Blasmusik mit ihrem Kapellmeister Franz Zäch gehörte zu den sieben Gruppen und Vereinen, denen Minister Markus Söder (Mitte) am Dienstagabend den oberbayerischen Heimatpreis verlieh. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Bayerns Finanz- und Heimatminister Markus Söder hat am Dienstagabend im Gasthaus am Auwaldsee sieben Ensembles und Vereine mit dem Heimatpreis für Oberbayern ausgezeichnet. Der CSU-Politiker nutzte die Gelegenheit, Bayern als "etwas Besonderes" hochleben zu lassen.

Die preisgekrönte Zandter Blasmusik unter der Leitung ihres Kapellmeisters Franz Zäch spielt den Gastgeber sonor-schmetternd herein. Mit dem Ingolstädter Schützenmarsch. Nicht mit dem (in Ingolstadt komponierten) Defiliermarsch. Noch nicht, denn der gebührt allein dem bayerischen Ministerpräsidenten. Ein paar Wochen muss sich Markus Söder noch gedulden, dann soll er seinen Parteifreund Horst Seehofer beerben. Und darf dann zur richtigen Marschmusik defilieren. Vor der Bühne stehen große blaue Buchstaben, die zeigen, wo es lang geht an diesem Abend: HEIMAT BAYERN.

Das bayerische Staatswappen, mit Klebeband am Rednerpult befestigt, wird es später während der Preisverleihung krachend herunterhauen. Doch das hat wohl nichts zu bedeuten. Der Heimatminister hält es einfach mit beiden Händen in die Höhe - wie ein Herrschaftszeichen - und spricht lächelnd weiter. Spontansymbolik.

Vor dem Gasthaus demonstrieren einige Naturschützer und Politiker für einen dritten bayerischen Nationalpark. Auf einem Transparent steht: "Herr Heimatminister, warum schützen Sie die Heimat nicht?" Aber auch das ist für den Heimatabend nicht von Bedeutung.

Ja die Heimat. Ein emotional aufgeladener Begriff; schillernd und diffus zugleich. Die CSU beansprucht hier gern die Deutungshoheit - seit Franz Josef Strauß, der sich um die (nicht nur symbolische) Verschmelzung von Partei und Freistaat zweifellos verdient gemacht hat. Auch der Strauß-Fan Söder hilft gern beim Definieren: "Heimat ist echte Zukunft. Sie bietet einen Anker und emotionale Bindung. Ohne Heimat keine Zukunft!" Bayern sei mehr als eine Gebietskörperschaft: ein Lebensgefühl! "Bei uns verbinden sich Dinge, die woanders Widersprüche wären", sagt Söder. "Bei uns kann man Tracht tragen und trotzdem Kosmopolit sein." Oder sogar Nichtbayer. "Man sieht ja auf dem Oktoberfest, dass jeder bayerischer sein will als ein echter Bayer." Der Freistaat sei nun mal "etwas Besonderes", er verbinde "Leistung und Gemütlichkeit".

Söder wählt auch selbstbewusst-aufstrebende Bio-Metaphorik, die gewiss in Straußens Sinne gewesen wäre: "Wir Bayern kennen unsere Wurzeln. Wir sind keine kleinen Gewächse, sondern strecken uns nach oben - dem Licht entgegen."

Nach dieser Einstimmung geht der Minister zur Moderation eines Gesprächs über. In der Runde: die Schauspielerin Angela Ascher, der Ingolstädter OB Christian Lösel und der Regisseur Joseph Vilsmaier. Der mag auf Söders Bitte gar nicht mehr groß definieren, wo genau er dahoam ist. "Heimat ist für mich ein Gefühl, und über Heimat brauche ich nix mehr sagen, denn das hat der Markus eigentlich schon alles erzählt. Des war so eindringlich, so gut, dass ich gar nichts mehr dazu sagen muss." Er lässt Söder hochleben, wie es der CSU-Bezirksverband Mittelfranken auch mit vereinten Kräften wohl nicht besser könnte. Denn der Filmemacher hat den angehenden Ministerpräsidenten schon zweimal erleben dürfen. "Nicht im politischen Sinne, aber im menschlichen Sinne habe ich da jemanden kennengelernt - das war großartig! Und drum bin ich heute hier: Aus Liebe zum Menschen Markus Söder."

Kurz darauf erzählt Vilsmaier, dass er 1989 für seinen Film "Herbstmilch", der auf den Lebenserinnerungen der niederbayerischen Landwirtin Anna Wimschneider basiert, aus den bayerischen Fördertöpfen keinen einzigen Pfennig bekommen habe, "weil die gesagt haben: Was willst denn mit der alten Bäuerin?" Dass der wohl erfolgreichste Heimatfilm Bayerns dennoch zustande kam, sei nicht zuletzt dem ZDF zu verdanken. In Rheinland-Pfalz.

Als guter Parteifreund liefert Söder dem Ingolstädter OB eine Steilvorlage: "Die Region Ingolstadt entwickelt sich unglaublich superdynamisch! Wie bewahrt man da den Charakter des speziell Bayerischen?" Das weiß Lösel: "Wir leben unsere Tradition. Gemeinsam mit den Vereinen. Man muss die Leute einladen mitzufeiern. Doch wir schreiben niemandem vor, wie jemand zu leben hat, sondern wir zeigen, wie wir leben." Heimat sei auch eine Emotion. "Die Heimat möchte man bewahren, die möchte man aber auch modern halten, sie immer wieder neu beleben und damit in die Zukunft tragen. Heimat akzeptiert man nicht nur intellektuell, sondern auch mit vollem Herzen." Auf die Frage, was die Bayern besonders charakterisiere, antwortet der OB: "Wir ruhen in uns selber!" Wie man es von Lösel kennt.

Söder spielt allerdings nicht nur Steilvorlagen: "Was macht Ingolstadt schöner als München?" Freche Frage. Das Publikum lacht. Lösel windet sich etwas: "Ich bin in München geboren. Ich bin ein Münchner Kindl. Meine Familie ist aber seit Generationen eine Ingolstädter Familie! Deshalb kann ich durchaus sagen, dass beide Städte etwas haben." "Sehr diplomatisch", sagt Söder. Schon kommt Lösel wieder auf Kurs: "Es ist mir eine innere Genugtuung, dass alle bayerischen Ministerpräsidenten nach dem Ingolstädter Marsch, dem Defiliermarsch, einmarschieren!" Söder: "Find' ich auch gut!"

Ist ja bald so weit.
 

LOB FÜR DIE PREISTRÄGER

Minister Markus Söder würdigte bei der Preisverleihung sieben ausgezeichnete Ensembles und Vereine. Er hob neben deren Verdiensten um die bairische Kultur auch die hohe Bedeutung des Ehrenamts hervor. Die Preisträger sind die Zandter Blasmusik (Söder: "Bairische Blasmusik in Reinkultur, heiß begehrt auf allen Festen. Ihr forscht auch noch nach historischen Märschen in der Ingolstädter Tradition."). Der Kulturhistorische Verein Donaumoos ("Das Haus im Moos ist eine bedeutende Bildungsstätte. Der Verein stellt Natur und Heimat in einer besonderen Verbindung dar."). Luz Amoi ("Ihr führt die Volksmusik in die Moderne. Die Musik ist schwer zu beschreiben, aber leicht zu hören."). Die Waldbühne Halsbach ("Ein einzigartiger Veranstaltungsort mitten im Wald. Die Hochburg des Laienspiels in Altötting!"). Auch das Ensemble Die Streichhölzer und der Freundeskreis St. Willibald , der den Willibald-Ritt mit Pferdesegnung veranstaltet, wurden vom Heimatminister mit großem Lob bedacht.