Ingolstadt
Kritik zurückgewiesen

Hospiz: Stadt und Aufsichtsrat der Klinikum GmbH stehen "voll und ganz" hinter Franz Hartinger

25.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:44 Uhr

Eine offene Tür, um Menschen in den schwersten Stunden ihres Lebens beizustehen: das stationäre Elisabeth-Hospiz. 2016 wurden hier 178 Gäste aufgenommen und liebevoll versorgt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag bei 19,3 Tagen. - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Die Vorwürfe wogen schwer: Im Elisabeth-Hospiz seien über Jahre hinweg nur 10 Betten zur Verfügung gestellt worden, obwohl laut Versorgungsauftrag 13 hätten vorgehalten werden sollen. Die Stadt und der Aufsichtsrat der Klinikum GmbH weisen die Kritik strikt zurück. Und sie stellen sich voll und ganz hinter den zu dieser Zeit verantwortlichen Geschäftsführer Franz Hartinger.

Der Artikel über die Vorwürfe, die der jetzige Vorsitzende des Hospizvereins, der Wettstettener Arzt Jens Böhm, und Hans Pütz, seit Kurzem Geschäftsführer des stationären Hospizes im Unteren Graben, gegenüber unserer Zeitung geäußert hatten, schlug hohe Wellen. FDP-Stadtrat Karl Ettinger hatte einen Fragenkatalog an den Aufsichtsratsvorsitzenden des Klinikums, OB Christian Lösel, gestellt und auch an den DK geschickt - unter anderem zur Bettenbelegung im Hospiz. Eine darin erhobene Frage, ob es richtig sei, dass "von 2010 bis 2017 im Elisabeth-Hospiz 13 Betten mit den Krankenkassen abgerechnet, aber nur 10 vorgehalten wurden", wurde sowohl von der Stadt als auch von den jetzigen Hospiz-Verantwortlichen auf Nachfrage umgehend verneint. "Das wäre gar nicht möglich", sagte Geschäftsführer Pütz. Denn über jeden Gast, der einen Platz im Hospiz bekommen soll, entscheide die Krankenkasse. Doch Hospizvereinschef Jens Böhm und der neue Geschäftsführer Pütz hatten gegenüber dem DK einen anderen Vorwurf erhoben: dass über Jahre hinweg weniger Betten zur Verfügung gestellt worden seien als im Versorgungsauftrag festgelegt und Menschen, die einen Platz gebraucht hätten, abgewiesen worden seien - aus wirtschaftlichen Gründen, wie sie vermuteten. So habe man weniger Personal vorhalten müssen.

Dass der Vereinsvorsitzende Böhm für die angeblichen Ungereimtheiten den damaligen Geschäftsführer des Hospizes, den zum Klinikum gehörenden Franz Hartinger, verantwortlich gemacht und dabei gleich dessen Qualifikation als Geschäftsführer der SAPV, der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung, in Zweifel gezogen hatte, stößt allseits auf Unverständnis. Der Aufsichtsrat habe sich bereits im April dieses Jahres einstimmig hinter Hartinger gestellt, versicherten Oberbürgermeister Christian Lösel (CSU) sowie die Aufsichtsräte und Stadträte Gerd Werding, Dorothea Soffner (beide UDI) und Henry Okorafor (fraktionslos) in einem Gespräch mit unserer Zeitung übereinstimmend. Hartinger, hieß es, habe "alles fürs Hospiz getan", sei sozusagen "der Motor". Der Vorwurf, das in den vergangenen sieben Jahren nur zehn Betten zur Verfügung gestellt worden seien, "ist definitiv nicht richtig", sagte die Leiterin des städtischen Beteiligungsmanagements, Andrea Steinherr. Und legte Zahlen vor.

Aus der Statistik geht auch hervor, dass im Jahr 2014 und in den ersten drei Monaten 2015 nur bis zu elf Betten verfügbar waren. Dies sei aber den Abrissarbeiten auf dem angrenzenden Areal, wo das frühere Pflegeheim stand, geschuldet gewesen. Anfang 2014 musste das Hospiz wegen der Beeinträchtigungen sogar für neun Wochen ins Klinikum ziehen. Der normale Betrieb habe in dieser Zeit nicht aufrechterhalten werden können, was laut Steinherr in einer Mietminderung berücksichtigt worden sei. Ab April 2015 standen alle Betten wieder für eine Belegung zur Verfügung. Allerdings war die Einrichtung bis Ende 2015 nur mit höchstens elf Betten ausgelastet, wie die Statistik zeigt. Ab Mai 2016 waren - bis auf Oktober und November - alle 13 Betten belegt. Die Auslastung lag 2016 bei 76,3 Prozent.

Die Entscheidung, die Belegung nach und nach aufzubauen und die Personalzahl langsam hochzufahren, sei auf der Gesellschafterversammlung in einem einstimmigen Beschluss getroffen worden. "Alle Beschlüsse waren einstimmig, nur der, bei dem es um die Abberufung Hartingers ging, nicht", so Steinherr. Diese war Ende April mit der Stimmenmehrheit des Hospizvereins beschlossen worden.

Obwohl der Hospizverein mit 74 Prozent deutlich mehr Anteile an der für das stationäre Hospiz gegründeten Gesellschaft hat als das Klinikum (26 Prozent), hatte die Klinikum GmbH drei Jahre lang das Defizit in voller Höhe ausgeglichen. 2010 und 2011 übernahm das Klinikum 74 Prozent des Defizits, 2015 wäre die Verlustausgleichsverpflichtung ausgelaufen. 2012 erwirtschaftete die Einrichtung erstmals ein Plus.

Dass Hospize trotz ihrer Gemeinnützigkeit dringend Rücklagen ansparen müssen, bestätigte auf DK-Anfrage der Geschäftsführer des Bayerischen Hospiz- und Palliativverbandes in München, Erich Rösch. Dies sei für einen dauerhaften Betrieb "überlebenswichtig".