Ingolstadt
Jetzt spricht Fastenmeier

Nach der Razzia: Ex-Klinikum-Geschäftsführer äußert sich zu den Vorwürfen

21.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Ein Bild aus besseren Zeiten: Heribert Fastenmeier, der frühere Geschäftsführer des Klinikums, beim Neujahrsempfang 2014. Nach den Vorwürfen gegen ihn meldet er sich jetzt zu Wort. ‹ŒArch - foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Lange hat er zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen geschwiegen. "Zum Schutze meiner Familie und angesichts der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen." Jetzt hat sich der Ex-Geschäftsführer des Klinikums, Heribert Fastenmeier, gegenüber dem DK zu den Anschuldigungen geäußert.

Wie berichtet, hat sich Heribert Fastenmeier nach den Untreuevorwürfen gegen ihn aus der Geschäftsführung des Ingolstädter Klinikums zurückgezogen. Am Freitag hat er gegenüber unserer Zeitung zu den Vorwürfen Stellung genommen - sofern ihm dies aus rechtlichen Gründen möglich ist.

Grundsätzlich verweist Fastenmeier darauf, dass die jetzt öffentlich diskutierten Entscheidungen nicht seine, sondern Entscheidungen der jeweiligen Fachabteilungen gewesen seien. "Mich trifft als Geschäftsführer natürlich die Gesamtverantwortung." Die Auswahl der Vertragspartner sei nach objektiven Kriterien erfolgt. "Das gilt auch im Hinblick auf die Mitglieder meiner Familie, die für das Klinikum oder im Klinikum tätig waren."

Fastenmeier äußert sich unter anderem zu der insbesondere ins Visier der Staatsanwaltschaft geratenen Auftragsvergabe zum Relaunch der Homepage des Klinikums, einem der Punkte, wegen dem die Strafbehörde am Mittwoch die Durchsuchung mehrerer Firmen und des Privathauses Fastenmeiers veranlasst hatte. Es geht, so die Staatsanwaltschaft wörtlich, um die "Vergabe des Auftrags zur Erstellung und Pflege einer Homepage für die Klinikum GmbH im Volumen von knapp 400 000 Euro". Die Firma, die den Zuschlag bekommen hat, steht in Kontakt zu einem der Söhne Fastenmeiers. Die Auftragsvergabe sei aufgearbeitet worden, erklärt der Ex-Geschäftsführer dazu: "Die Auswertung der eingegangenen Angebote durch den Bereich Einkauf/Beschaffung gelangte zu dem Ergebnis, dass das wirtschaftlichste Angebot ausgewählt wurde und die Vergabe insoweit ,völlig korrekt' erfolgte. Dieses Ergebnis wurde dem Aufsichtsratsvorsitzenden und dem Bezirkstagspräsidenten mitgeteilt." War also OB Christian Lösel als Aufsichtsratsvorsitzender über die Vergabe - oder das Ergebnis einer späteren Prüfung - informiert? "Der Aufsichtsrat nimmt zu staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen und zu Fragen, die die Staatsanwaltschaft dem ehemaligen Geschäftsführer des Klinikums stellt, keine Stellung", ließ Lösel auf Anfrage mitteilen.

Die Vorgänge, die offensichtlich die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen betreffen, seien im Unternehmen intern aufgearbeitet worden, so Fastenmeier. Er habe gegenüber dem Aufsichtsrat "ausführlichst und in aller Offenheit" Stellung bezogen. "Ebenso, wie ich die Sonderprüfung im Klinikum konstruktiv und offen begleitet habe, werde ich die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen begleiten und auch dort Stellung zu den mir gemachten Vorwürfen nehmen." Was Fastenmeier wundert ist, dass der Ombudsmann des Klinikums die Strafanzeige gegen ihn schon Anfang des Jahres erstattet habe - bevor der Aufsichtsrat die Sonderprüfung in Auftrag gegeben hat.

Das Ermittlungsverfahren sei aktiv durch das Klinikum initiiert worden. "Warum das so ist, kann ich nur vermuten." Jetzt hofft Fastenmeier auf eine möglichst schnelle Aufklärung. "Ich vertraue auf unser Rechtssystem. Und bitte darum, meiner Familie und mir eine Vorverurteilung durch die Öffentlichkeit zu ersparen."

Fastenmeier war über 34 Jahre im Klinikum, davon 20 Jahre als Personalchef und 13 Jahre als Geschäftsführer. In dieser Zeit habe er viel verändert, angepasst, restrukturiert und saniert. "Dabei war ich stets Diskussionen und auch Vorwürfen ausgesetzt, habe aber immer auch breite Zustimmung und Unterstützung erfahren." Sicher habe er sich mit vielen Entscheidungen nicht nur Freunde gemacht. "Offenbar schlägt das jetzt auf mich und meine Familie zurück."

Wie berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Ingolstadt das Ermittlungsverfahren gegen Heribert Fastenmeier mittlerweile auf einen seiner Söhne ausgeweitet - wegen Verdachts der Beihilfe zur Untreue. Fastenmeier selbst wird vorgeworfen, durch Vergaben das Klinikum wirtschaftlich geschädigt und Familienangehörige begünstigt zu haben.