Ingolstadt
''Hinter Gittern'' in der Ludwigstraße

Eine eingezäunte Baustelle sorgt für Unmut bei Einzelhändlern

20.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr

Zaungast: Guido Oberneder, Inhaber der Jack-Wolfskin-Filiale in der Fußgängerzone, klagt über einen deutlichen Kundenrückgang seit Beginn der Sanierung der Fußgängerzone. - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Wenn Guido Oberneder in diesen Wochen über den Paradeplatz zu seinem Geschäft in der Ludwigstraße geht, mag er dabei das Gefühl haben, über den Betriebshof einer Baufirma zu laufen. Dort abgestellt ist schweres Gerät, das für die anlaufende Sanierung der Fußgängerzone benötigt wird.

Eine Maßnahme, mit der sich der Inhaber von zwei Ingolstädter Filialen des Textilhändlers Jack Wolfskin - eine davon befindet sich in der Fußgängerzone - wohl oder übel abfinden muss. Worüber er sich in der vergangenen Woche jedoch besonders ärgert, ist die lang gezogene Baustelle quasi direkt vor seiner Ladentür. Auf einer Länge von etwa 50 Metern wurden unterirdisch eine Mittelspannungsleitung und Leerrohre für die Stadtwerke im Auftrag des Tiefbauamts verlegt. Dazu wurde Erdreich ausgehoben und die Baustelle mit einem hohen Bauzaun eingegrenzt, um die Sicherheit zu gewähren. Auf beiden Seiten blieben zwar Gassen für Passanten, Lieferanten und Rettungsfahrzeuge frei, Oberneder aber fühlt sich mit seinem Angebot trotzdem "hinter Gitter" versetzt, wie er gegenüber unserer Zeitung sagt.

"Wir hatten Besucherrückgänge von 50 bis 70 Prozent, das lässt sich nachweisen", so der Einzelhändler. Auch sei der Umsatz um 40 bis 50 Prozent zurückgegangen. "Das sind ordentliche Einschnitte, die nicht ohne Weiteres wieder hereinzuholen sind", sagt er. So drastisch sei es sonst nirgends, weiß er und verweist auf interne Zahlen der Bekleidungsfirma in Bayern und Baden-Württemberg.

Dass die Baumaßnahme in diesem Abschnitt kurz vor dem Abschluss steht, kann ihn deshalb nicht wirklich trösten. Gestern wurde die Baustelle bereits mit Erde aufgefüllt und teilweise notdürftig geteert. Die richtige Asphaltierung soll in den kommenden Tagen folgen, sobald es das Wetter zulässt. Damit seien die Vorarbeiten im Untergrund auch größtenteils abgeschlossen. Das sagt Michael Klarner, Sprecher der Stadt. Er beteuert, dass die Läden im Vorfeld der Baumaßnahme informiert und gemeinsam mit dem Stadtmarketingverein IN-City Informationsbroschüren an die Anlieger verteilt worden seien. Überstanden ist die Situation allerdings noch nicht. Im April sollen demnach die Pflasterarbeiten im Rahmen der Sanierung der Fußgängerzone beginnen.

"Was kommt denn noch", fragt sich Oberneder. Er hätte sich von der Stadt gewünscht, dass sie während der Bauarbeiten für einen besseren Zugang zu den Läden sorgt. "Schließlich profitiert sie auch von der Gewerbesteuer", sagt er. Andere Geschäftsanlieger sehen das teilweise ähnlich. "Ich habe Verständnis, denn das muss ja mal gemacht werden", sagt die Verkäuferin einer Boutique und ergänzt: "Schön ist es nicht. Die Bauarbeiter nehmen aber viel Rücksicht auf uns." Ein Augenoptiker findet: "Letztes Jahr war es schlimmer. Da wir aber weniger auf Laufkundschaft angewiesen sind, hat es nicht so große Auswirkungen auf den Umsatz." Die Verkäuferin in einem Textildiscounter sagt: "Man merkt es schon, vor allem, weil auf unserer Seite der ganze Schnee liegt. Da kommen nicht so viele Kunden." Eine andere Verkäuferin in einem Modegeschäft stellt fest: "Man merkt das schon deutlich. Wir haben viele ältere Kunden. Die fahren mit dem Rollator nicht um den Bauzaun herum, wenn sie zu uns wollen. Außerdem sehen sie nicht, ob die Gasse auf dieser Seite breit genug ist."

Auch Oberneder zeigt sich letztlich ein wenig versöhnlich. Sollte IN-City während der Sanierung der Fußgängerzone wieder eine Baustellenaktion veranstalten (das war vergangenes Jahr zu Ostern der Fall), würde er sich mit seinem Geschäft daran beteiligen. Ganz so hoffnungslos scheint die Situation in der Innenstadt also doch nicht zu sein. Auch wenn der Einzelhändler im Aufhübschen der Innenstadt nicht die Patentlösung für mehr Kundenzulauf sehe, wie er einräumt.