Ingolstadt
Hilfe für Schulkinder aus armen Familien

CSU und FW lehnen SPD-Antrag zu Pilotprojekt ab "So etwas gibt es bei uns schon"

25.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Ingolstadt (sic) Das Vorbild fand die SPD im Fränkischen: Der Caritasverband und die Diakonie Bamberg und Forchheim haben dort die Aktion "Grünstift" initiiert und dazu einen Trägerverein gegründet. Das Projekt soll die Bildungschancen von Kindern aus einkommensschwachen Haushalten steigern.

In einem speziellen Laden bekommen bedürftige Familien mit einer Einkaufskarte das Schulmaterial zu besonders günstigen Preisen - und zwar dann, wenn die Sozialleistungen für Schulbedarf aus dem Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes (100 Euro im Jahr) nicht mehr ausreichen. Von diesem Angebot beeindruckt, hat die Ingolstädter SPD jetzt den Antrag gestellt, eine an das Projekt "Grünstift" angelehnte Aktion auch in Ingolstadt zu initiieren, und zwar als Gemeinschaftsaufgabe "von allen infrage kommenden sozialen und karitativen Einrichtungen". Die SPD argumentiert: "Ein solches Projekt leistet einen wertvollen Beitrag zu mehr Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit." Doch die Sozialdemokraten erlebten eine Niederlage. Am Mittwoch in der Sitzung des Ferienausschusses des Stadtrats lehnten CSU und Freie Wähler den Antrag ab. Begründung: So etwas gebe es bei uns schon, nämlich die Leistungen des Ingolstädter Vereins Familien in Not.

SPD-Fraktionschef Achim Werner ist schwer enttäuscht. Die Stadtratsmehrheit lehne offenbar alles ab, was von der Opposition kommt, kritisierte er am Tag nach der Sitzung, sogar ein anerkanntes Projekt nach dem Vorbild von Caritas und Diakonie. "Dabei ist die Aktion Grünstift ganz anders!" Der Verein Familien in Not prüfe die Bedürftigkeit der Familien und biete dann Einkaufsgutscheine für Schulsachen oder erstattet nach Vorlage der Rechnung einen Teil der Kosten. Aber dieses Angebot sei kaum bekannt, deshalb würden es nur so um die 100 Familien pro Jahr in Anspruch nehmen, sagte Werner, der gestern mit der Vorsitzenden des Vereins, Sibylle Hertel, gesprochen hat. "Beim Projekt Grünstift gibt es das Schulmaterial mit einem Einkaufsschein für Bedürftige in einem bestimmten Laden." Da sei die Hemmschwelle niedriger, und das Verfahren sei unkomplizierter, argumentiert Werner. Deshalb erwägen er und Sibylle Hertel jetzt, dass der Verein Familien in Not das Laden-Prinzip der Aktion "Grünstift" mal ausprobiert; Werner will darüber bald Gespräche führen.

Stadtrat Konrad Ettl (CSU) hatte Werner im Ferienausschuss mit Hinweis auf das Engagement des Vereins Familien in Not darum gebeten, den Antrag zurückzuziehen. Gestern begründete er auf Nachfrage, warum es die CSU ablehnt, ein "Grünstift"-Projekt nach Bamberger und Forchheimer Vorbild zu initiieren: "Die Stadt kann nicht hergehen und der Caritas und dem Diakonischen Werk sagen, dass sie für so eine Aktion einen Verein gründen sollen, das ist nicht Aufgabe der Kommune", sagte Ettl, zugleich Sprecher des Sozialausschusses. "Außerdem würden wir damit den Verein Familien in Not vor den Kopf stoßen, weil das eine Konkurrenz wäre, und das wollen wir nicht." Ettl, im Ehrenamt Caritas-Mitarbeiter, hat viel recherchiert. Er führte mit der Caritas in Bamberg Gespräche, ebenso mit Sibylle Hertel. Der Verein Familien in Not, der von der Stadt, der Bürgerstiftung, einigen städtischen Tochtergesellschaften und der DK-Aktion "Vorweihnacht der guten Herzen" getragen wird, "kümmert sich wirklich ganz toll und unbürokratisch um die Bedürftigen!", betont Ettl. Die Leistungen des Vereins für Schulkinder aus armen Familien müssten aber bekannter werden, sagt er. An dieser Stelle anzusetzen, sei sicher der beste Weg.