Ingolstadt
Heißen Espresso ganz cool draußen trinken

Außengastronomie auch in Wintermonaten rückt näher Barbetreiber und Gäste positiv eingestellt

23.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) An einem sonnigen Wintertag in der Innenstadt auch im Freien an einem Tisch seinen Cappuccino oder Aperol genießen, vielleicht sogar eine Kleinigkeit essen? Bis vor Kurzem in Ingolstadt unvorstellbar. Doch jetzt könnte es bald so weit sein.

Auslöser ist der - bisher allerdings nicht genehmigte - Antrag des Betreibers der Pizzeria L'Osteria, die im November im ehemaligen Holdt-Haus ihre Pforten öffnet, ganzjährig - also auch im Winter - seine Speisen und Getränke im Freien anbieten zu dürfen. Dies ist bisher in der Innenstadt nicht erlaubt, die Genehmigung für Außengastronomie läuft lediglich von April bis Oktober. Doch so wie es aussieht, ist derzeit im Stadtrat ein Umdenkprozess im Gang, der auch schon recht weit gediehen scheint. Im zuständigen Ausschuss für Sport, Freizeit und Veranstaltungen war das Thema in der jüngsten Sitzung jedenfalls auf fruchtbaren Boden gestoßen.

Thomas Deiser, CSU-Stadtrat und gleichzeitig auch IN-City-Chef, sieht dies beispielsweise "absolut positiv". Deiser bezeichnet sich als eine treibende Kraft, die sich schon bisher für eine ganzjährige Außengastronomie eingesetzt habe und dies auch weiterhin tun wolle. Eine solche zu befürworten, so Deiser, sei "meine persönliche Meinung, die ich aber auch der CSU schmackhaft gemacht habe". In der Fraktion sei das Thema schon mehrmals besprochen und auch für gut befunden worden.

Sollte die ganzjährige Außengastronomie - wonach es derzeit aussieht - im Stadtrat befürwortet werden, glaubt der IN-City-Vorsitzende dennoch, dass "auf jeden Fall nicht alle Gastronomen" auch einen Antrag dafür stellen werden. Dies müsse eine unternehmerische Entscheidung bleiben und letztlich jeder Gastronom selbst entscheiden. Denn es gelte, höhere Kosten etwa für Energie, Heizstrahler oder Decken mit dem erwarteten Mehrumsatz gegenzurechnen. Deiser rechnet daher nicht mit Abendgastronomie, sondern vor allem mit mehr Gästen an sonnigen Winternachmittagen.

Einer, der auf jeden Fall einen solchen Antrag stellen würde, ist Alessandro Montuori von der Szene-Bar Corso Italia in der Theresienstraße, bei seinen Stammgästen nur Sandro genannt. Er hatte schon einmal einen solchen Antrag gestellt, war damit aber heuer im Frühjahr abgeblitzt. Montuori rechnet zwar nicht sofort mit mehr Umsatz, denn seiner Meinung nach sind die Ingolstädter - im Gegensatz etwa zu den Münchnern - einfach noch nicht gewohnt, auch im Winter vor ihrer Bar zu sitzen und ihren Espresso zu schlürfen. Aber weil Ingolstadt für ihn genauso viel Potenzial hat wie München, hofft er auf einen Gewöhnungseffekt und sieht eine ganzjährige Außenbestuhlung gleichzeitig als optische Aufwertung und als Imageträger, "weil es einfach besser aussieht". Allzu viel hat er dennoch nicht vor, sollte sein Antrag genehmigt werden. Ein paar Pflanzen, Decken, Heizstrahler, vielleicht ein oder zwei Fässer, mehr nicht, denn "in der Nacht wird viel kaputt gemacht".

Trotzdem gehört für Montuori Außengastronomie auch im Winter einfach dazu. "Eine schöne Bar ohne Tische und Stühle draußen ist wie ein Rinderfilet ohne Beilagen", ist er überzeugt. Und mit einer guten Außendarstellung, so Montuoris Überzeugung, könnten auch wieder mehr Leute in die Lokale und Geschäfte der Innenstadt kommen, die "wie bei einem Big Mac eingezwängt sind zwischen Ingolstadt Village und Westpark".

Die Gäste im Corso - wie woanders auch - würden die winterliche Außengastronomie jedenfalls begrüßen. Nino Martin und Jose Reyes beispielsweise stehen dem sehr aufgeschlossen gegenüber und fänden es sehr nett. Doch sie seien das ja als Südeuropäer schon eher gewöhnt, so die beiden Spanier. Und für Markus Utz und Henki Hüseyin käme mit künstlichen Wärmequellen "Sommer-Feeling" auf, weshalb sie auch dafür sind, zumal es ja nicht störe.

Gegenüber von Montuoris Bar betreibt Frank Wendler sein Edeka-Geschäft. Er ist mit der aktuellen Sommer-/Winterlösung "recht zufrieden". Denn sie passt für ihn ganz gut. Er baut vielmehr in den kalten Monaten, seinem "Kaffeehalbjahr", auf die "Tortenkundschaft", die überwiegend ohnehin nicht draußen sitzen wolle.

Iris Maritato von der Bar Marinella in der Mauthstraße wiederum würde sich anschließen, wenn es möglich wäre, auch im Winter im Freien zu bestuhlen. Sie sieht nämlich den Trend, dass die Leute - nicht nur die Raucher - zunehmend draußen sitzen wollen, weil sie ja oft den ganzen Tag im Büro säßen. Außerdem gebe es oft im Dezember wärmere Tage als etwa im April, sagt sie. Von daher wäre eine ganzjährige Außengastronomie für sie "schon interessant".

Der Betreiber des Café Moritz am Rathausplatz, Eugen Kloos, sieht das Ganze "etwas kritisch". Er würde sich dagegen "sicher nicht sträuben", allerdings würde er auch keine Heizstrahler aufstellen. Denn das bedeute wegen des am Rathausplatz oft herrschenden Windes "mehr Energieverbrauch als Umsatz". Weil er zudem in der glücklichen Lage sei, dass das Café eine große Glasfront habe, sei er nicht so darauf angewiesen. Wenn es allerdings im Februar 15 Grad habe, würde er auch Stühle rausstellen, so Kloos.

Unterschiedliche Haltungen zum Winteröffnungskonzept haben auch verschiedene Gastronomen in der Dollstraße. So hält etwa Elisabeth Hoffer vom Creatif ein solches Angebot für "natürlich interessant", wobei sie jedoch anfügt, es käme selbstverständlich auch auf die Kosten an.

Filipe Mayerhofer vom "Granada" schätzt das Angebot als "grundsätzlich nicht schlecht" ein, in anderen Städten funktioniere es ja auch. Es käme aber im Detail darauf an, "was man machen darf", denn beispielsweise hält er dann einen Windschutz für notwendig. Aber eigentlich, so Mayerhofer, sei das "eine simple Sache". Denn das regle sich von selbst, letztlich würden die Gäste entscheiden, ob sie das Angebot annehmen oder nicht und damit auch, ob es sich rentiert oder nicht.

Für ein Restaurant sei eine Winteraußengastronomie eher nicht interessant, glaubt dagegen Helena Zaja, die in der Ouzerie arbeitet. Allerdings hält sie ein solches Angebot grundsätzlich nicht für schlecht, denn "Stühle im Freien haben eine positive Außenwirkung".