Ingolstadt
Gräber statt Gewerbe

Bürgerinitiative kämpft gegen die Schließung des Tierfriedhofs in der Alfred-Brehm-Straße

05.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:13 Uhr

Hunde sind ihr Ein und Alles: Ute Ebert, Edith Birner und Stefan Wirth (v. l.) kommen gerne auf den Tierfriedhof und besuchen ihre verstorbenen Haustiere. Sie wollen verhindern, dass das Grundstück ab 2019 zur Gewerbefläche wird. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Der Ende 2018 auslaufende Pachtvertrag von Erwin Vogelmeir, Betreiber des Ingolstädter Tierfriedhofs "Tierhimmel", beschäftigt die Bürger. Unter dem Namen Pro Tierhimmel haben Ute Ebert und Edith Birner eine Bürgerinitiative gegründet. Sie fordern, dass der Tierfriedhof erhalten bleibt.

Wie Ende August bekannt wurde, wird der 2018 auslaufende Pachtvertrag des Ingolstädter Tierfriedhofs in der Alfred-Brehm-Straße von der städtischen Wirtschaftsfördergesellschaft IFG nicht verlängert (DK berichtete). Nur noch heuer dürfen Tiere auf der Parzelle mit dem Namen Tierhimmel beerdigt werden. Bis Dezember 2018 gilt die vertraglich vorgeschriebene Ruhefrist.

Das wollen Ute Ebert, Edith Birkner und etwa 50 Unterstützer nicht hinnehmen. Deshalb haben sie eine Bürgerinitiative mit dem Namen Pro Tierhimmel gegründet. "Wir hätten gerne, dass der Pachtvertrag verlängert wird", sagt Ute Ebert, die selbst zwölf Hunde auf dem Areal beerdigt hat. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, hat sie eine Petition im Internet gestartet, die bereits 134 Mal unterzeichnet wurde. "Für einige Leute ist der Tierfriedhof der einzige Halt im Leben", berichtet Edith Birner, die zwei Katzen dort beerdigt hat.

Ebert geht täglich auf den Friedhof, Birner ab und zu. "Jedes Tier ist ein Familienmitglied", sagt Birner. Für die Bestattung ihrer Katzen hat sie 160 Euro bezahlt. 36 Euro kostet die Grabmiete pro Jahr. Für den Fall, dass der Friedhof umziehen muss, will Ebert, dass die Knochen ihrer Hunde umgebettet werden. "Die Stadt soll dafür die Kosten übernehmen", fordert sie. Ebert liegt das Thema Tierschutz sehr am Herzen. Regelmäßig fährt sie zum Beispiel für Kastrationsaktionen nach Rumänien oder sucht Paten für Welpen. Die Beseitigung von Tierleichen in der Müllverbrennung kommt für beide Frauen nicht infrage: "Keiner, der ein Tier hat, würde es verbrennen lassen", echauffiert sich Birner.

In einem offenen Brief an OB Christian Lösel fordern die beiden Mitglieder des IFG-Verwaltungsrats Achim Werner und Manfred Schuhmann (beide SPD) eine Stellungnahme der Verwaltung zu dem Thema. "Ob ein Alternativgrundstück angeboten werden kann und was mit dem gekündigten Grundstück beabsichtigt ist, wurde von der IFG bislang nicht bekannt gegeben", kritisieren die SPD-Stadträte.

IFG-Chef Norbert Forster betont auf DK-Nachfrage, dass noch keine abschließende Entscheidung über die Nutzung des rund 2000 Quadratmeter großen Grundstücks nach Ablauf des Pachtvertrags mit Erwin Vogelmeir gefallen sei. Diese Entscheidung treffe nicht er, sondern der Verwaltungsrat der Stadttochtergesellschaft, der mit Politikern aller Parteien besetzt ist. Die CSU stellt sieben Mitglieder des 13-köpfigen Gremiums und hat somit die Mehrheit der Stimmen.

Die "prophylaktische Kündigung", wie Forster sie nennt, habe mit dem Mangel an Gewerbeflächen zu tun, der in Ingolstadt derzeit herrsche. Zwar könne man ein Grundstück besser vermarkten, wenn es nicht - wie im Fall des Tierfriedhofs - an ein Tierheim und ein Naturschutzgebiet angrenze, gibt Forster zu. Letztlich sei es aber eine politische Entscheidung, was mit dem Grundstück nach 2018 passiere. Die Sorgen der Tierbesitzer könne er sehr gut nachvollziehen. "Ich habe selbst einen Hund, der wie ein Familienmitglied ist", erklärt Forster. Noch sei das letzte Wort in der Sache nicht gesprochen. Der IFG-Verwaltungsrat tagt das nächste Mal am 17. Oktober. Möglicherweise werde dort auch das Thema Tierfriedhof diskutiert, so Forster.