Ingolstadt
"Friede ist nicht nur Sache der Politiker"

Bei der zentralen Gedenkfeier im Luitpoldpark wird an die Opfer von Krieg und Vertreibung erinnert

13.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:03 Uhr

Kränze zum Gedenken: OB Christian Lösel und Vertreter der Bundeswehr legten gestern Blumengebinde nieder. - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Vor 70 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Die zeitgemäße Bedeutung des Volkstrauertages habe sich deshalb gewandelt. Zu dieser Erkenntnis gelangten gestern die Hauptredner des Gedenktages, OB Christian Lösel und der evangelische Dekan Thomas Schwarz.

Menschen, die persönliche Erinnerungen an die Gefallenen aus den beiden Weltkriegen haben und für die der seit 1952 existierende Volkstrauertag deshalb noch ein persönlicher Trauertag sei, gebe es immer weniger. Ebenso wenig habe kaum ein noch Lebender diese Schrecken selbst erfahren. Gerade deshalb sei der Volkstrauertag ein wichtiges Datum und habe seine Berechtigung als Tag des Gedenkens an Millionen von Kriegsopfern und des Innehaltens, darin waren sich der OB und Schwarz in ihren Redebeiträgen an der Gedenkstätte im Luitpoldpark einig. "Frieden ist keine Selbstverständlichkeit", sagte Schwarz und erinnerte an die Sinnlosigkeit der Schlacht um Verdun im Ersten Weltkrieg. Er mahnte aber auch an - ebenso wie später Lösel -, dass Krieg derzeit der bittere Alltag von Millionen von Menschen sei. Dies werde den hier lebenden bewusst durch die Zahl der Flüchtlinge, die nach Europa strömen, so Schwarz.

"Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg und an die Soldaten, die in Kriegen starben, sowie an diejenigen, die durch Kriegshandlungen oder als Flüchtlinge ihr Leben verloren oder verfolgt und getötet wurden, weil sie einer anderen Rasse oder einem anderen Volk angehörten oder weil ihr Leben wegen Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde", sagte Lösel. "Wir trauern aber auch um die Opfer der Kriege unserer Tage, die Opfer von Terror und politischer Verfolgung und um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Ausland ihr Leben verloren. Wir gedenken aber auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind", ergänzte er. Das Leben stehe aber ebenso im Zeichen der Hoffnung und Versöhnung. "Unsere Verantwortung gilt deshalb dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der Welt."

Lösel sagte, man müsse den gegenwärtig vor Gewalt Flüchtenden aufnehmen, so lange dies notwendig sei. Er machte aber auch deutlich, dass die westliche Politik dazu beitragen muss, die Konflikte in den Heimatländern der Flüchtlinge beizulegen und dort für stabile Verhältnisse zu sorgen. Außerdem plädierte er für ein friedliches Miteinander unter Nachbarn und in der Gemeinde. Tia Meyer (16) und Yannick Teykal (15) von der Mittelschule Auf der Schanz ergänzten die Reden durch eigene kurze Beiträge, in denen die Schüler Zitate über den Frieden vortrugen. "Frieden ist ein Geschenk Gottes, aber es kommt nicht schön verpackt vom Himmel. Für den Frieden müssen wir alle etwas tun, er ist nicht nur Sache der Politiker", las Tia vor.

"Frieden ist ein Geschenk in uns", ergänzte Yannick. "Wir müssen ihn herauslassen und unseren Egoismus überwinden. Wir können Frieden schaffen, indem wir miteinander sprechen, einander zuhören, Freude und Kummer teilen und uns gegenseitig helfen und uns nicht ausgrenzen."

Vertreter aus der Kommunalpolitik, sozialen Verbänden und verschiedenen Landsmannschaften und Vereinen legten anschließend Kränze an der Gedenkstätte nieder. Anwesend war auch eine Abordnung der Bundeswehr. Ein Chor der Ingolstädter Chöre und eine Blasorchesterformation begleiteten die Zeremonie musikalisch.