Ingolstadt
Elternaufstand an der Lessingstraße

Containerchaos an Grundschule Neubau lässt seit Jahren auf sich warten: "Das ist einfach armselig!"

23.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr

Das gefällt ihnen überhaupt nicht: die Elternratsmitglieder (von links): Rainer Veit, Katja Hirschbock, Sabrina Herschmann, Martina Schillinger und Tanja Köpf vor den Containern der Grund- und Mittelschule an der Lessingstraße.

Ingolstadt (DK) In der Grund- und Mittelschule Gotthold Ephraim Lessing ist nach wie vor kein Abbau der Container in Sicht. Sie müssen sogar aufgestockt werden. Dabei kam es zu einer folgenreichen Fehlplanung. Der Frust der Eltern schlägt jetzt in Wut um. Kulturreferent Engert erwidert: "Der Zeitplan steht!"

Vor zwei Monaten zeigte sich die Schulverwaltung besonders mitfühlend. Behördenvertreter gingen sofort auf die Mütter und Väter zu, die damals Unterschriften sammelten, um etwas gegen die angespannte Raumsituation in der Grund- und Mittelschule schule an der Lessingstraße zu unternehmen. Seit 2009 werden dort vier Klassen in Containern unterrichtet. Ein Ende des Provisoriums liegt immer noch in weiter Ferne. Der Beginn der Arbeiten für den vom Stadtrat längst beschlossenen Neubau der Schule verzögert sich aus unterschiedlichen Gründen seit Jahren.

Im März standen auch noch Sanierungsarbeiten in den Garderoben und Fluren an, außerdem müssen die Klassencontainer aufgestockt werden. "Das Schulverwaltungsamt hat gleich einen Termin mit mir ausgemacht", erzählt Katja Hirschböck, die Vorsitzende des Elternbeirats der Grundschule. "Man hat uns versichert, dass die Arbeiten mit Nachdruck vorangetrieben werden. Spätestens bis zu den Sommerferien sollte alles fertig sein."

Das überzeugte die Eltern. Sie stellten ihre Unterschriftenaktion weitgehend ein (nur in einigen Läden ließen sie ihre Listen liegen). Doch am Montag musste Rektor Michael Enzinger dem Elternbeirat eine unerfreuliche Nachricht aus dem Hochbauamt überbringen: "Er hat uns mitgeteilt, dass die Aufstockung der Container nicht so hinhaut, wie sich die Stadt das vorgestellt hat", berichtet Katja Hirschböck. Die Fundamente seien dafür nicht solide genug. Deswegen müssten die Container abgebaut und neu ausgeschrieben werden. "Danach wird das Fundament befestigt, und dann erst können die Container aufgestockt werden. Das muss man sich mal vorstellen!"

Die Schüler müssen deshalb Mitte Juli aus den Containern ausziehen. Platz ist da, weil bis dahin die Neuntklässler nach dem Quali das Haus verlassen haben. "Warum haben die nicht schon im März festgestellt, dass die Container nicht so einfach aufgestockt werden können? Da ist jetzt einiges in Wallung geraten", sagt die Elternbeiratsvorsitzende bemüht diplomatisch. Doch Eltern sind stinksauer: "Wir haben für einen Neubau gekämpft! Und jetzt bekommen die offenbar nicht mal einen Kompromiss hin! Das ist für eine Stadt wie Ingolstadt armselig! Es ist einfach unfassbar, was hier passiert!"

Spätestens bis zum Beginn des nächsten Schuljahrs soll die Aufstockung der Container abgeschlossen sein, habe die Stadt den Eltern versprochen. Rainer Veit, Vizevorsitzender des Beirats, hat da große Zweifel: "Das kann man nicht in ein paar Wochen erledigen! Die Container müssen erst neu ausgeschrieben werden, es gibt Bestell- und Lieferfristen. Im Übrigen ist der Markt für Schulcontainer leer. Es muss eine Baugenehmigung erteilt werden. Dann muss die Infrastruktur der Zimmer komplett aus- und wieder eingebaut werden. Dieser Zeitplan ist unmöglich!" Auch Veit ist wütend: "Man hat das Gefühl, dass in Ingolstadt jedes Schlagloch wichtiger ist als eine Schule!"

Die zusätzlichen Container einfach parterre neben den bestehenden aufzustellen sei "indiskutabel", betont Tanja Köpf, zweite Vorsitzende des Elternbeirats der Mittelschule. "Das würde den Platz im Pausenhof noch weiter einschränken." Die Eltern beider Schulen an der Lessingstraße "halten fest zusammen". Auch die Schüler und Lehrer seien sehr kooperativ. Vier Mittelschulklassen sind in die Container gezogen, um ihre Räume den Kleinen aus der Grundschule zu überlassen; den älteren Schülern macht es weniger aus, in Containern zu sitzen. "Aber wenn das so weitergeht, kann es passieren, dass ein Kind seine Schullaufbahn fast komplett in Containern verbringt", klagt Tanja Köpf. "Wir sehen einfach kein Licht am Ende des Tunnels!"

Katja Hirschböck wirft der Stadt eine "Hinhaltetaktik" vor. "Die wollten sich im März nur deshalb so schnell mit uns treffen, um unsere Unterschriftenaktion zu stoppen!" Aber das könnte sich jetzt ganz schnell ändern. Martina Schillinger, seit einem Jahr im Elternbeirat, war "einfach nur sprachlos", als sie von der Containerfehlplanung gehört hat. "Da muss man andere Saiten aufziehen!" Die Eltern wollen sich das nicht länger gefallen lassen, sie planen eine Protestaktion. Schillinger: "Mit dem Neubau gibt es überhaupt kein Vorankommen! Das ist so was von frustrierend - da kann man nur noch den Kopf schütteln und sich fragen: Was geht denn bitte hier ab"

Kulturreferent Gabriel Engert versteht, dass die Eltern verärgert sind. Er versichert aber: "Der Raum-Zeitplan für die neue Schule steht! Daran hat sich nichts geändert. Baustart ist 2019, Fertigstellung 2021." (siehe den Artikel im Kasten)