Ingolstadt
Einkaufsbummel am Nationalfeiertag

Deutliche Mehrheit im Stadtrat stimmt für die Öffnung der Geschäfte in der Innenstadt

27.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:07 Uhr

Kundenansturm: Die Einzelhändler konnten nicht klagen, als sie am 3. Oktober nachmittags öffnen durften. Die vielbeschworene Belebung der Innenstadt war gestern im Stadtrat auch ein immer wieder genanntes Argument. - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Am Nationalfeiertag 3. Oktober dürfen die Geschäfte in der Ingolstädter Innenstadt weiterhin geöffnet haben, sofern er nicht auf einen Sonntag fällt. Für diesen Beschluss fand sich gestern im Stadtrat eine klare Mehrheit von 30 zu 19 Stimmen. Die Abstimmung ging quer durch die Fraktionen.

Die kontroverse Debatte erinnerte an die erste Entscheidung vor zwei Jahren, als ein Probelauf beschlossen wurde. Auf Initiative von IN-City-Chef und CSU-Stadtrat Thomas Deiser soll daraus nun eine Dauereinrichtung werden. Die Ausnahme vom Ladenschlussgesetz gilt von 13 bis 18 Uhr.

"Die Errungenschaft von Sonn- und Feiertagen darf nicht Geschäftsinteressen geopfert werden - weder staatliche noch kirchliche Feiertage!" So hatte der Dekanatsrat der Katholiken in einer Erklärung zuvor an die Politiker appelliert. Der Brief kam im Stadtrat zur Sprache. So setzte sich Henry Okorafor (Grüne) dafür ein, noch einmal mit der Kirche zu sprechen. Franz Hofmaier (ÖDP) stellte die provokante Frage, ob die "Kluft zwischen der katholischen Kirche und der C-Partei" vielleicht größer geworden sei.

Kritische Stimmen kamen aus der SPD, aber auch von Johann Stachel (FW) und Georg Niedermeier (BGI). "Das steht auf ganz wackligen Beinen", kommentierte Stachel Deisers Begründung. Im Vordergrund stehe nur das Geschäft. "Einkaufstüten schwenken statt Fahnen" - das ist für Niedermeier der falsche Weg. "Ein Gedenktag soll kein Einkaufstag sein."

Für SPD-Fraktionschef Achim Werner ist der Umgang mit diesem Feiertag "eine Frage von Grundsätzen". Er wandte sich an die Befürworter: "Ausgerechnet den Nationalfeiertag wollen Sie opfern!" Barbara Leininger (Grüne) warnte vor einem "verkauften Feiertag". Der Gedenktag verdiene Respekt, forderte die Stadträtin.

Doch die Gegenseite war deutlich in der Überzahl. Nach dem Eindruck von Antragsteller Deiser ist die Front der Ablehnung seit zwei Jahren "deutlich geschmolzen". Ulrich Bannert (Republikaner) machte sich ebenso für den verkaufsoffenen Feiertag stark wie Karl Ettinger (FDP). "Wir sind strikt für den Sonntagsschutz", betonte Dorothea Deneke-Stoll (CSU). Die jetzige Lösung sei "ausgewogen und vertretbar". Christine Haderthauer (CSU) erinnerte daran, dass die Probephase "super gelaufen" sei. "Ich verstehe die Kirche nicht. Natürlich wollen wir den Sonntag rausnehmen." Die Abgeordnete verspricht sich vom verkaufsoffenen Nationalfeiertag "auch einen Belebungseffekt über diesen Tag hinaus", während ihr Fraktionskollege Franz Liepold bemerkte, die Schausteller würden genauso profitieren.