Ingolstadt
Ein Prosit auf die Nordmanntanne

10.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:05 Uhr

Foto: Stefan Eberl

Zwei Wochen vor Weihnachten hat für die Christbaumverkäufer in der Region die Hochsaison begonnen. Wir haben uns am Wochenende einmal nach den Vorlieben der Ingolstädter umgehört - und dabei ganz besondere Verkaufsstrategien und Dekorationswünsche kennengelernt.

Ingolstadt (DK) Der erste Ansturm am Samstagvormittag auf dem Feld gegenüber des Ingolstadt Village, wo Alexander Shashani seit 2005 Weihnachtsbäume aus Niederbayern verkauft, ist vorbei. So haben Shaá †shani und seine drei Mitarbeiter Zeit, um einmal durchzuschnaufen. "Wir sind seit dem 1. Dezember hier", sagt er. "Ungewöhnlich früh, aber das ist ein guter Platz, und der Umsatz stimmt, vor allem seit Nikolaus." Im vergangenen Jahr habe er 3600 Bäume verkauft, heuer hoffe er auf eine ähnliche Bilanz. Für elf Euro pro laufenden Meter - der Preis sei seit acht Jahren nicht gestiegen - verkaufe er nur Nordmanntannen. "Die halten in der Wärme am längsten, Fichten werden kaum verlangt."

Shashani zieht mit seinen Bäumen vor allem Stammkundschaft aus den umliegenden Orten wie Kösching, Großmehring oder Lenting an, wie er sagt. So wie Lothar Schebesta und Tochter Madeleine aus Oberdolling, die zusammen einen Baum für die Familie suchen. Eine Tanne in Zimmergröße, etwa zwei Meter hoch, soll es sein. "Wir sind in den vergangenen Jahren immer hierhergekommen", sagt Schebesta. "Hier gibt es ein gutes Angebot und, ganz wichtig, freundliche Leute."

Schon nach wenigen Minuten sind die beiden fündig geworden, und Shashanis Team schiebt die Tanne durch die Netzmaschine. Bereits am nächsten Wochenende soll sie aufgestellt und geschmückt werden, "ganz klassisch" mit roten und silberfarbenen Kugeln und einer Lichterkette. "Die Kinder sind groß, und dann hat man mehr davon", sagt Schebesta. Und weil Madeleine eben schon groß ist, darf sie mit Shaá †shani auch auf ihren Weihnachtsbaum anstoßen. Denn vor der Holzhütte steht ein Sammelsurium an angebrochenen Schnapsflaschen - Shashanis Geheimnis seiner Verkaufsstrategie. "Wir stoßen mit den Kunden an, wenn sie sich für einen schönen Baum entschieden haben", sagt er lachend. "Da kommen sie gerne wieder."

Nordmanntannen sind auch auf den meisten anderen Plätzen rund um Ingolstadt nach wie vor die beliebtesten Bäume. Bei Holger Wanke auf dem Edeka-Parkplatz gegenüber der Saturn-Arena gibt es zwar einige Blaufichten, aber auch hier gehen die Nordmanntannen am besten - bei gleichbleibenden 10,90 Euro pro laufender Meter für die Standardversion und bei 19,90 Euro für ein Premiumexemplar, also "wahnsinnig schön gewachsene Bäume". Für den laut Wanke "Klassiker" unter den Weihnachtsbäumen entscheiden sich auch Peter und Petra Neumann. "Wie gemalt, die hab' ich gesehen und sofort gewusst, die ist's", sagt Petra Neumann, die mit ihrem Mann bewusst hierhergekommen ist, weil sie ums Eck wohnen und den Baum nach Hause tragen können. "Da wird das Auto nicht dreckig", freut sich Peter Neumann, der sich eher fürs Aufstellen zuständig fühlt, während er seine Frau als Entscheidungsträgerin bezeichnet. "Wie es halt sein muss", schmunzelt er.

Während sich auch der 14 Monate alte Maximilian bei Wanke zum ersten Mal einen kleinen Baum mit seinen Eltern, die stolz Fotos schießen, aussuchen darf, ist eine Frau in einer besonderen Mission am anderen Ende der Stadt unterwegs: Für die Weihnachtsfeier in einem Reitstall sucht sie nach grünen Zweigen - die ihr Florian Kechelen gerne schenkt. Der junge Mann, der mit seinen Bäumen hinter Unsernherrn an der Abzweigung nach Zuchering steht, verkauft nur Nordmanntannen aus dem Bayerischen Wald für 11,50 beziehungsweise 18,50 Euro.

"Ab 2008 habe ich meinem Opa geholfen", erinnert er sich. Nach Karl Kechelens Tod habe er das Geschäft übernommen. Birgit und Jürgen Schindler freuen sich. "Wir sind aus Zuchering und kommen meistens hierher", sagt Birgit Schindler. "Groß muss er sein, gleichmäßig und schlank, weil wir nicht viel Platz haben." Eine ganz besondere Herausforderung für die Frau des Hauses: Die Tanne wird passend zur Wandfarbe geschmückt - braun, creme- und beerenfarben. "Das muss schon passen, da bin ich etwas eigen", gibt sie lachend zu.