Ingolstadt
Die Vereine sollen sparen

Intensive Diskussion um Kürzung des Energiekostenzuschusses

29.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr

Ingolstadt (DK) Es geht insgesamt um gerade mal 20 000 Euro. Dennoch entbrannte im Sportausschuss eine intensive Diskussion darüber, ob die Stadtverwaltung den Vereinen den jährlichen Energiekostenzuschuss von 60 auf 50 Prozent kappen soll. Das Unverständnis bei den Stadträten ist groß.

SPD-Sprecher Klaus Mittermaier ergriff als Erster das Wort, an das sich fraktionsübergreifend viele spätere Redner einfach anschlossen. "Das war eine sehr große Überraschung", leitete Mittermaier ein, wie er den Antrag aus der Verwaltung in den Sitzungsunterlagen vorfand. "Ich verstehe das überhaupt nicht." Die Stadtverwaltung wollte von den Stadträten eine Kappung des Energie- und Wasserkostenszuschusses für die Ingolstädter Sportvereine genehmigt haben: Wobei das schon zu groß formuliert ist. Die jährliche Förderung soll von 60 auf 50 Prozent gesenkt werden. Macht, wie das Sportamt ausrechnete, jährlich 20 000 Euro aus, die die Stadt an die rund 35 betroffenen Vereine weniger ausschütten muss. Zuletzt waren es insgesamt 125 000 Euro im Kalenderjahr 2014, die für die Stromkosten beim Flutlicht oder in den Umkleiden beziehungsweise zum Beispiel für Bewässerungskosten fließen. Aber nur in den Sportanlagen, Vereinsheime werden nicht gefördert.

Es wurde zwar nicht explizit ausgesprochen, aber natürlich muss auch das Sportamt in Zeiten der VW-Krise und des etwas klammer werdenden Stadtsäckels etwas anbieten, wie man in seinem Sektor sparen kann. Doch bei den meisten Stadträten im Ausschuss stellte sich gerade hier die Sinnfrage. "Also bei einer Einsparung im knapp fünfstelligen Bereich", sagte wiederum Klaus Mittermaier, "da werden wir den Haushalt nicht retten." Vielmehr "schlagen wir hier bei denen zu, die für eine lebendige, aktive und lebenswerte Stadt sorgen". Die Sportvereine, "so sage ich es mal mit meinen eigenen Worten" (Mittermaier), holten auch die Kinder von der Straße.

Wie gesagt stand der SPD-Mann damit nicht alleine da. Auch andere sprachen sich deutlich gegen Sparen an dieser Stelle aus. Simone Vosswinkel von der ÖDP ("Die Belastung, das für die Vereine alles zu stemmen, wird immer schwieriger") genauso wie Ulrike Hodek von der Bürgergemeinschaft ("Sportvereine sollten gefördert, nicht gefordert werden").

Auch die Regierungskoalition aus CSU und Freien Wähler blickte skeptisch drein. Sie hat amtierende oder langjährige Sportvereinsvorsitzende in ihren Reihen, die um die immer angespanntere Lage wissen. "Wir kämpfen wirklich um jeden Euro", sagte Franz Liepold, CSU-Sprecher und Vorsitzender des SV Zuchering. Sein Kompagnon Hans Achhammer, bis gerade eben Vereinschef in Gerolfing, sagte dagegen: "Das bringt keinen um." Er rechnete mit Sportamtsleiter Martin Diepold vor, dass die Kürzung für die einzelnen Vereine gerade mal zwischen 500 und 2000 Euro liegen. Außerdem hatte Finanzbürgermeister Albert Wittmann kurz vor der Sitzung noch eine kleine Übergangsfrist zugestanden: Erst ab 1. Januar 2017 soll die Kürzung wirksam werden.

Doch natürlich haben die Vereine noch im Hinterkopf, und die Stadträte erwähnten das in der Diskussion natürlich ausführlich, dass auch die Hallennutzungsgebühr zu diesem Zeitpunkt erhöht wird. Sie wird, darüber diskutierte der Sportausschuss heuer im Frühjahr ebenfalls kontrovers, in drei Schritten bis 2021 nahezu verdoppelt (auf 57 Cent pro fünf Minuten Nutzung) - allerdings ist Ingolstadt damit im Vergleich bayerischer Städte noch immer günstig.

Das Zähneknirschen bei den Sportvereinen ist deutlich vernehmbar. Tobias Nixdorf, Kreisvorsitzender des Landessportverbandes, sagte den Stadträten angesichts der drohenden neuen finanziellen Doppelbelastung: "Für die kleinen Vereine kann es existenziell werden. Ich weiß nicht, wie ich es ihnen verkaufen soll."

Zunächst wollen die Stadtratsfraktionen noch einmal intern beraten. Ende Oktober taucht das Thema in der Stadtratsvollversammlung wieder auf.