Ingolstadt
Die Kings kämpfen wieder

Powermoves und Frezzes: Breakdancer treten in der Fronte 79 gegeneinander an

01.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:25 Uhr

B-Boying ist auch pure Akrobatik: Beim Wettkampf "Kings of the Streets" in der Fronte 79 zeigten Breakdancer aus Ingolstadt und ganz Deutschland am Samstag ihre Powermoves und Freezes. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Nach drei Jahren Pause fand am Samstag in der Fronte 79 wieder "Kings of the Streets" statt - ein B-Boy- Battle, für das Ingolstadt in der Szene einst über die Grenzen Deutschlands bekannt war. Minh Vo aus Neuburg hat den Wettstreit der Breakdancer wiederbelebt.

Gut, dass die Fronte 79 als ehemaliger Festungsbau über ein solides Mauerwerk verfügt: Denn die Beats hämmern und krachen in einer Lautstärke bis zur Decke, dass einem die Hosenbeine flattern und die Ohren dröhnen. Im Saal hängt schwer ein Geruch nach Schweiß und Kampf. Überall wärmen sich die jungen Männer auf für den Auftritt, dehnen ihre Muskeln und Bänder. Üben im Kopfstand ihre Körperspannung. Lassen den Rhythmus in ihre Glieder sickern. Am DJ-Pult steht Originill von The Tribe.

Mehr als 30 Crews sind gekommen - aus ganz Deutschland, aber auch aus Spanien oder Kroatien. Auf der Teilnehmerliste stehen fantasievolle Namen wie evolPrism, Funky Fly, TruCru oder Soldiers of Style. "Die Gelben Seiten" sind auch dabei, aber so ein deutscher Name ist eher die Ausnahme. Wer sich in der B-Boy-Szene zurechtfinden will, der ist ohne Englisch aufgeschmissen. Ein ganz spezielles Englisch.

Host Bobby Balboa aus Karlsruhe ruft das anfangs recht lahme Publikum auf, mehr mitzugehen und die Tänzer anzufeuern: "Ihr müsst schon supporten, sonst geben die euch später nicht mehr die Hand." Und wenn ihm ein Move besonders gefällt, dann zischt er ins Mikrofon: "Fresh." Immer wieder: "Fresh". Oder: "Nice." So drückt sich Begeisterung aus.

Es geht drei gegen drei bei dem Battle, auf einem durchgesessenen Sofa hängt die Jury ab: Vision als Slowenien, V-San aus Stuttgart und Thaiger aus Ingolstadt. Alle mit undurchdringlichen Mienen. Nur manchmal wippt einer zu den Beats mit dem Kopf. Nach der Performance zählt Bobby rückwärts "drei, zwei, eins", dann zeigen die Schiedsrichter mit der Hand entweder nach rechts oder links.

TruCru sind weitergekommen. Kein Wunder: Die Crew aus Stuttgart besteht schon seit rund zehn Jahren und verdient sogar Geld mit Auftritten. "Wir sind Allrounder und beherrschen alle Elemente des B-Boying", meint Toni, der sogar schon eine Rolle bei einem Kinofilm mit Uwe Ochsenknecht hatte. TruCru freuen sich, dass in Ingolstadt wieder die "Kings" stattfindet und die Jüngeren in die Fußstapfen der Älteren treten. "Breakdance ist 2018 auch Disziplin bei den Olympischen Spielen - als Testlauf für die Jungen", berichtet Toni.

Ein Wettkampf ist es allemal, und ein sehr sportlicher dazu. Der Gegner wird nicht aus den Augen gelassen, mit Gesten verspottet. Aber wenn ein B-Boy mit seinen high-enery Powermoves überzeugt oder mit einem verdrehten Freeze, dann wird ihm auch Respekt gezollt. Am Ende geben sich alle immer brav die Hand und klopfen sich ab.

Die Funky Souls aus Ingolstadt haben das Battle verloren, aber geschlagen geben sie sich nicht. Der 15-jährige Tarim ärgert sich, dass er vergessen hat, den Blickkontakt zu halten. Er, Brian und Niklas trainieren regelmäßig in der Fronte und in der Tanzschule Basement. "Man kann sich kreativ ausleben beim B-Boying", sagt Niklas, der 17 Jahre alt ist und auf die FOS geht. "Es ist eine Herausforderung, neue Tricks und Moves zu lernen. Ich mag das Gefühl, etwas zu erschaffen zwischen Kunst und Sport." Die drei Jugendlichen wünschten sich, es gebe in Ingolstadt mehr zentral gelegene Outdoor-Spots wie in München, wo Breakdancer trainieren und auftreten können.

Es gilt auch, einen Ruf zurückzuerobern, und die Veranstaltung am Samstag war ein erster Schritt. "Früher waren die B-Boys aus Ingolstadt stark und gefürchtet, doch dann sind viele älter geworden und weggezogen", erklärt der 18-jährige Minh Vo, der die "Kings of the Streets" wiederbelebt hat. "Ich habe meine Kindheit in der Fronte verbracht und trainiert. Jetzt will ich was zurückgeben und Ingolstadt wieder bekannt machen."

Es sieht ganz so aus, als sei der Generationswechsel gelungen. Wer sich für B-Boying oder B-Girling interessiert: Montags ist von 17 bis 19 Uhr Training für Anfänger in der Fronte.