Ingolstadt
"Das war ein Giftmischer"

Pinscher Sammy stirbt qualvoll Tierarzt: Rattengift und Schneckenkorn

05.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:44 Uhr

Der Rehpinscher Sammy fraß mutmaßlich im Garten seines Frauchens ein offenbar vergiftetes Präparat. Vier Wochen später starb der Hund der Familie Funk in Unsernherrn. - Foto: privat

Ingolstadt (DK) Vier Wochen rang der Rehpinscher Sammy in Unsernherrn ums Überleben - vor anderthalb Wochen verlor er den Kampf. Die Diagnose: Sowohl Rattengift als auch Schneckenkorn soll der Hund gefressen haben. Da Sammy nur im heimischen Garten war, vermutet die Besitzerin, dass er dort einen vergifteten Köder gefunden haben muss.

Seit Sammy vergiftet wurde, haben Heide Funk und ihre Familie ein morgendliches Ritual. In der Früh gehen sie oder ihr Mann immer durch den Garten und suchen nach möglichen Ködern. Dass jemand mutmaßlich ihrem Hund schaden wollte, steht für sie fest. In ihrem Anwesen habe sie kein Rattengift ausgelegt. Dass die Funks das Grundstück ganz genau absuchen, gilt vor allem ihrem einem Pinschermischling, den sie im April vergangenen Jahres gekauft haben. Ihn soll nicht das gleiche Schicksal ereilen wie Sammy.

Dass der sechs Jahre alte Pinscher nicht mehr da ist, hat der kleine Mischling noch nicht erkannt. "Er läuft viel im Garten herum und scheint ihn auch zu suchen. Schnüffelt überall. Die Hunde riechen ja ganz anders als Menschen", erzählt Heide Funk. Gerade deshalb ist sein Frauchen zurzeit besonders aufmerksam.

"Dass Hunden mit Ködern mutwillig geschadet werden soll, kommt zwar nicht wahnsinnig oft vor, aber leider in gewisser Regelmäßigkeit", sagt Karl Ettinger, Vorsitzender des Ingolstädter Tierschutzvereins. Er erinnert etwa an den Fall im vergangenen Jahr am Baggersee, als eine Hundehalterin einen mit Rasierklingen präparierten Köder fand. Grundsätzlich appelliert Ettinger an Hundebesitzer, vorsichtig zu sein und zur Sicherheit die Tiere immer an der Leine zu lassen. "Sollte jemand etwas bemerken, etwa einen Köder finden, rate ich, das unbedingt auf Facebook zu posten und uns zu melden, damit andere gewarnt sind", sagt Ettinger. Dass ein Hund wie im Fall in Unsernherrn im heimischen Garten einen anscheinend vergifteten Köder gegessen hat, bezeichnet Ettinger als "grausame Tat".

In der Region werden vergiftete Köder immer wieder Hunden zum Verhängnis. So wurde im Oktober 2017 ein Welsh-Terrier in Münchsmünster vergiftet und starb (DK berichtete), im August gab es einen Fall in Kasing. Der Hund, ein Leonberger, überlebte nur knapp. Beide hatten Rattengift gefressen. Und doch sind solche Vergiftungen von Hunden eher selten. Die Polizei hatte mit solch einem Fall seit längerem nicht mehr zu tun. "Ich arbeite seit fünf Jahren in Ingolstadt und kann mich an keinen Fall erinnern", sagt der zuständige Polizeihauptkommissar Jürgen Hauke der Polizeiinspektion Ingolstadt auf Nachfrage des DK.

Bei Sammy soll es vor allem die Mischung aus Rattengift und Schneckenkorn gewesen sein, was den Pinscher das Leben kostete. Rattengift war das Erste, worauf der Tierarzt Uwe Francke den Hund untersuchte. Der Test war positiv. Sogleich verabreichte er dem Hund ein Gegengift. "Nach drei bis fünf Tagen erwartet man in der Regel eine Besserung", sagt der Tierarzt. Die kam auch, nur schien der Hund noch immer nicht vollkommen genesen zu sein. "Da der Hund auch einen ungewöhnlichen Stuhlgang hatte, kam in mir die Vermutung auf, dass er auch Schneckenkorn gefressen haben könnte. Auch das bestätigte ein Test", erzählt der Arzt. Auch Insektizide zieht er mittlerweile in Betracht. Das Ergebnis steht aber noch aus. Doch schon jetzt steht für den Tierarzt fest: "Das war ein richtiger Giftmischer." Er habe zwar schon Tiere behandelt, die entweder Rattengift oder Schneckenkorn gefressen hatten, aber eine Mischung sei ihm noch nie untergekommen.

Sammy hatte derweil in den letzten Wochen seines Lebens immer mehr an Gewicht verloren. "Von sieben hat er auf fünfeinhalb Kilo abgebaut", erzählt Heide Funk. Auch war er immer weniger aktiv, fraß und trank kaum mehr. "Er hatte einen Blick, als wenn er durch einen hindurchsieht." Vor anderthalb Wochen ist er beim Tierarzt in der Praxis gestorben.

Doch wieso tut jemand einem Hund so etwas an? Heide Funk kann sich daraus keinen Reim machen. Ob der Hund zu laut gebellt hat? Zur Sicherheit hat sie ihrem jungen Mischling gleich abgewöhnt, zu laut zu bellen. Zur Anzeige hat sie den Fall nicht gebracht. "Was soll das bringen", fragt sie sich. Ihren Sammy, den sie, seit er ein kleiner Welpe war, hatte, bekomme sie dadurch auch nicht wieder zurück.