Ingolstadt
Auslauf für Beine und Seele

Die Jogger starten in die neue Saison und haben längst nicht nur Bestzeiten und Wettläufe vor Augen

19.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Foto: Cornelia Hammer

Ingolstadt (DK) Von wirklichem Frühlingserwachen kann zwar noch keine Rede sein, doch viele Laufsportler haben die Saison bereits eröffnet. Auf den beliebten Strecken durch die Parks sind längst nicht mehr nur die eisernen Ganzjahresjogger unterwegs. Ein paar Eindrücke vom sonntäglichen Baggersee.

Ein Endvierziger, noch gut von seiner Wollmütze gewärmt, dehnt und streckt sich am Zaun beim Parkplatz des Fischerheims. Mit seiner Partnerin wird er gleich auf die wahrscheinlich beliebteste Laufstrecke der Stadt gehen, auf der sich die wärmere Jahreszeit hindurch wieder Jogger, Radler und Spaziergänger den Weg streitig machen werden. Jetzt, im kühlen Morgennebel dieses nun doch nicht so sonnigen Sonntags, sind fast nur die unterwegs, die hier ihre Kondition fördern oder bewahren wollen.

Der Mann, der lieber nicht mit Bild und Namen in die Zeitung möchte, ist nicht mehr der ehrgeizigste Läufer: Der Körper habe sich schon häufiger mit ein paar Zipperlein gemeldet, so gut wie früher sei er halt nicht mehr in Schuss, sagt er. Aber rasten und rosten, das mag ein altgewohnter Jogger eben auch nicht. Er trabt im Rahmen seiner Möglichkeit - und gut ist.

Auch wenn der Ingolstädter Halbmarathon schon Ende April ansteht und deshalb für Erfolgshungrige gar nicht mehr so viel Zeit bleibt, sich auf den Lauf der Läufe in der Region vorzubereiten: Diejenigen, die an diesem Morgen am Baggersee die Sportschuhe schnüren, sind längst nicht durch die Bank wettkampforientiert. Freizeitläufer nennen sie sich; sie wollen etwas für ihre Gesundheit tun und sich nicht zum Sklaven der Stoppuhr machen. Einige verbinden mit dem Laufen auch soziale Kontakte, treffen sich dazu dann und wann mit Freunden oder Angehörigen.

So geht es zum Beispiel Cordelia John. Die Grundschullehrerin läuft das ganze Jahr über - zur Entspannung. Sie hat zwar auch schon mal den Halbmarathon mitgemacht, aber das eine Mal hat ihr gereicht: "Das war doch ein bisserl viel." Sie möchte nicht so eine verbissene Läuferin sein, die ständig auf die Uhr schaut - sie hat auch gar keine dabei. Heute trifft sie sich mit ihrer Schwester Adriana und der Mutter zu einer lockeren Runde. Und sogar der Hund läuft (an der Leine) mit.

Nebenan am Parkplatz macht sich Manfred Fiedler klar für seine Baggerseerunde. Der Gaimersheimer ist Ganzjahresläufer und das seit rund 20 Jahren, immer wieder auch mit Wettkampfteilnahme. Diesmal sind Ehefrau Sabine und deren Freundin Xin Zillgen dabei - allerdings nicht als wirkliche Trainingskolleginnen, denn die beiden Damen machen ihr eigenes Ding: Nordic Walking. Der Gatte läuft dann vorne weg und setzt vielleicht später zur Überrundung an. "Es ist für die körperliche Fitness gut, aber auch für den Kopf", weiß Fiedler aus langer Erfahrung. Bis zu viermal in der Woche gönnt er seinen Beinen Auslauf, häufig daheim am Reisberg, immer wieder mal auch am Baggersee: "Das ist landschaftlich reizvoller, wie Balsam für die Seele."

Und dann gibt es noch Läufer, die laufen müssen, weil das nun mal zu ihrem Sport gehört wie der Elfmeterpunkt und die Eckfahne. Fußballer, die lauffaul sind, soll es zwar auch schon gegeben haben, aber dann muss halt zum Ausgleich Genialität im Stellungsspiel und eine hohe Passgenauigkeit her, wenn es was werden soll mit der Karriere. Die Kicker von NK Croatia Großmehring setzen jedenfalls erst einmal auf gehörige Kondition durch regelmäßige Baggerseerunden. Da sie alle in Ingolstadt wohnen, hier aber keinen eigenen Sportplatz haben, ist das praktisch ihr Trainingsgelände.