Ingolstadt
Vorgeschmack auf das neue Bürozeitalter

Neben dem größten Betriebsrestaurant serviert Audi im Gebäude H6 mehr Kommunikationsanreize

22.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:01 Uhr

Foto: Stefan Eberl

Ingolstadt (DK) Die Zahlen sind beeindruckend: 28 000 Quadratmeter Fläche, 2500 Büroarbeitsplätze, 1500 Restaurantplätze, 190 Meter Länge, 145 Breite, bis zu fünf Geschosse. Der neue Bürokomplex von Audi wird an der Ettinger Straße gerade nach und nach bezogen - und von der Belegschaft entdeckt.

Miami ist nur einige Schritte entfernt. Lagos ebenso. Und Nairobi auch nicht weiter. Die fernen Metropolen in Florida und Afrika sind aber nicht (unbedingt) Absatzmärkte, sondern für die Audianer zunächst einmal Treffpunkte im neuen Bürokomplex, den der Autobauer derzeit an der Ettinger Straße vollendet. Der erste Bauabschnitt ist geschafft, der zweite soll und dürfte planmäßig bis Herbst 2017 fertig werden. Rund 1000 Mitarbeiter haben schon ihre Büros bezogen und entdecken eben Miami, Lagos, Nigeria und wie die anderen Treffpunkte in dem Komplex heißen. Früher hätte man "Teeküche" gesagt, doch das geht an dem neuen Konzept völlig vorbei. "Die sind als zentrale Punkte gedacht, wo man sich schnell treffen und austauschen kann", erklärt Janos Szalay, der Projektleiter der Großbaustelle. Das Wort "Kommunikation" fällt bei dem Ungarn und den anderen Audi-Verantwortlichen immer wieder, als sie gestern durch die vielen Flure, Treppenhäuser und Büros im Gebäude H6 wanderten. Geleitet von einem Farbcode, der einen in fünf Tönen den Überblick behalten lässt, wo man sich gerade in der modernen Bürostadt befindet.

Die neue Welt ist sehr durchdacht, vor allem auf die Bedürfnisse der verschiedenen Audi-Vertriebsabteilungen zugeschnitten, die bisher in angemieteten Räumen quer über die Stadt verteilt waren, und die bald rund drei Viertel der einmal 2500 Büroarbeitsplätze belegen werden. "Die Gebäudestruktur lässt eine hohe Flexibilität zu", sagt Wolfram Wiesböck, der Geschäftsführer von Audi Real Estate. Decken und Böden haben natürlich einen festen Abstand. Die Wände sind aber verstellbar, sodass vom großen Besprechungsraum und Großraumbüro bis hin zum Einzelbüro und Rückzugsmöglichkeiten alles angelegt und auch (auf Belegungswunsch) umgestaltet werden kann. Glaslichthöfe und auch (noch im Sommer zu gestaltende) große Innenhöfe liefern Tageslicht in den gesamten Komplex. Zentrale Treppen ("Shortcuts") verbinden die Etagen und Treffpunktküchen auch außerhalb der Treppenhäuser. Alles soll die angesprochene Kommunikation erleichtern und fördern.

Das ist auch ein Gedanke bei dem Herzstück des Gebäudekomplexes, den sich Audi einen niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag kosten lässt: dem Betriebsrestaurant. Im zehnten und größten des Autobauers sollen einmal 5000 Essen täglich ausgeben werden. Bei 1500 Sitzplätzen (im ersten Ausbauschritt sind es bis jetzt rund 800) würde jeder Platz 3,5-mal besetzt, rechnet Helmut Bayerlein vor. Der Leiter der Audi-Gastronomie ist - wie die Gäste bisher samt und sonders - von dem Auftakt begeistert.

Mit einer Kantine hat das Angebot im Betriebsrestaurant längst nichts mehr zu tun. Die Mitarbeiter können hier von bisher fünf (bald sieben) Stationen ihre wechselnden und meist vor ihren Augen zubereiteten Gerichte wählen. Pizza und "ein internationaler Counter" kommen noch, sagt Bayerlein, der vor zehn Jahren mit rund 1,2 Millionen Essen pro Jahr als Gastronomiechef startete und heute mit seinen Leuten rund 3,9 Millionen Essen an den Mann oder die Frau bringt. Zudem bietet das "Areal Süd", wie es Audi-intern genannt wird, im Restaurant ein helles Ambiente, in dem man gerne länger verweilen möchte. Auf einer Galerie ist ein einladendes Café untergebracht, "damit die Gäste bei uns bleiben", wie Bayerlein sagt. Und mit Blick auf einen stirnrunzelnden Werkleiter Albert Mayer ergänzt: "Aber natürlich nur, solange sie Pause haben."

Obwohl die "WorkLounge" des Cafés mit ihren Besprechungsecken samt Monitoren tatsächlich für viele zum richtigen und produktiven Arbeitsplatz wird, das hat der Gastronomiechef schon beobachtet. Ein kleiner Vorgeschmack auf das neue Bürozeitalter, das hier längst Einzug gehalten hat.